Einleitung
Einleitung
Eine effiziente Behandlung der COPD erfordert verschiedene Therapieansätze. Dabei
gilt die Rauchkarenz als wichtigste Intervention, denn sie kann den weiteren Krankheitsverlauf
am günstigsten beeinflussen [1 ]. Zusätzlich bedürfen die Patienten einer medikamentösen Therapie. Eine weitere Behandlungsform
besteht im systematischen körperlichen Training, das zur allgemeinen Konstitutionsstärkung,
verbesserten Immunlage und Lungenfunktion beitragen soll.
Der gesundheitliche und konditionelle Abbau bei COPD-Patienten wird durch einen Teufelskreis,
bestehend aus krankheitsbedingter Inaktivität und fortschreitender Verschlechterung
des Krankheitsbildes mitverursacht. Diesen Teufelskreis zu durchbrechen, ist Ziel
jeder Trainingstherapie. Grundsätzlich zeigen zahlreiche Formen der körperlichen Belastung
einen positiven Effekt auf dieses Krankheitsbild. Jedoch sind Effektivität und Effizienz
der einzelnen Maßnahmen sehr unterschiedlich. Ebenso verhält es sich mit der Verträglichkeit
der trainingstherapeutischen Interventionen für COPD-Patienten [2 ].
So haben bereits verschiedene Untersuchungen den positiven Einfluss eines Ausdauertrainings
auf den gesundheitlichen Zustand von COPD-Erkrankten nachgewiesen [3 ]
[4 ].
Das im Folgenden beschriebene Forschungsprojekt hatte sich in Abgrenzung zum Ausdauertraining
die Aufgabe gestellt, die Auswirkungen eines hypertrophierenden Maximalkrafttrainings
auf die konditionelle Leistungsfähigkeit und die Lungenfunktionsparameter von COPD-Patienten
im Rahmen eines 12-wöchigen ambulanten Reha-Programmes zu untersuchen. Der Entscheidung
für diese Behandlungsform liegt die Beobachtung zu Grunde, dass Menschen mit obstruktiven
Atemwegserkrankungen oftmals stärker durch verminderte Muskelkraft als durch eine
ungenügende Herzkreislauf-Leistungsfähigkeit in ihrer körperlichen Aktivität eingeschränkt
sind.
Des Weiteren ist anzunehmen, dass durch ein hypertrophierendes Maximalkrafttraining
die erhöhte Produktion des Hormons Testosteron einen positiven Einfluss auf die Lebensqualität
der COPD-Patienten hat, deren Mehrzahl unter einem krankheitsbedingten Testosterondefizit
leidet [5 ]
[6 ]
[7 ]
[8 ]. Intensive Ausdauerbelastungen führen dagegen offenbar noch zu einer zeitweisen
Reduktion der Testosteronplasmakonzentration [9 ].
Darüber hinaus zeigte sich in einer Pilotstudie, dass ein hypertrophierendes Maximalkrafttraining
durch die intervallartige Belastungsstruktur (kurze intensive Belastungen gefolgt
von relativ langen Pausen) besser von den Patienten toleriert wurde als ein Ausdauertraining.
Deshalb haben wir folgende Fragestellung untersucht: inwiefern ein hypertrophierendes
Maximalkrafttraining Einfluss auf die Lungenfunktionsparameter, die Ausdauerleistungsfähigkeit
und die gesundheitsbezogene Lebensqualität von COPD-Patienten hat.
Material und Methoden
Material und Methoden
Untersuchungskollektiv
Das Untersuchungskollektiv bestand aus 28 Probanden (12 Männer und 16 Frauen), die
im Mittel 55,7 Jahre (± 6,9) alt waren, mit einem FEV1 -Wert von 55,9 % (± 12,8). Nach Randomisierung wurden die Probanden in eine Behandlungs-
und eine Kontrollgruppe eingeteilt.
Einschlusskriterien
Patienten konnten an der Studie teilnehmen, wenn sie folgende Kriterien erfüllten:
Anamnese von COPD, charakterisiert durch Husten und Sputumproduktion über mehr als
zwei aufeinanderfolgende Jahre, irreversiblen FEV1 -Veränderungen und Belastungsdyspnoe
FEV1 : 35 - 70 % Soll
keine klinisch signifikante Co-Morbidität (nach Meinung des behandelnden Prüfarztes)
30 bis 65 Jahre
Die Erbringung einer Fahrradergometerleistung von mind. 40 Watt über eine Dauer von
3 Minuten
Behandlungsgruppe
Die Behandlungsgruppe bestand aus 21 Probanden (m10/w11). Sie waren durchschnittlich
56,5 (± 6,9) Jahre alt, mit einem Körpergewicht von 73,2 kg (± 21,9) und einem FEV1 -Wert von 54,9 % (± 13,8). Die stark differierenden FEV1 -Werte und eine Altersspanne von bis zu 20 Jahren Unterschied führten zu einer sehr
heterogenen Leistungsfähigkeit. Weiterhin trug eine individuell unterschiedliche Beschwerdesymptomatik
zur Heterogenität der Behandlungsgruppe bei.
Kontrollgruppe
In der Kontrollgruppe befanden sich sieben Probanden (m2/w5) mit einem Durchschnittsalter
von 59 (± 8,9) Jahren, einem Körpergewicht von 68,1 kg (± 8,6) und einem FEV1 -Wert von 59,0 % (± 9,1). Die geringere Probandenzahl in dieser Gruppe ergab sich
durch sog. Drop outs, die an den Ausgangstests nicht mehr teilgenommen haben.
Studiendesign
Vor Beginn und nach Beendigung der 12-wöchigen Trainingsintervention absolvierten
beide Gruppen umfangreiche Eingangs- und Ausgangstests, die sich jeweils über einen
Zeitraum von zwei Wochen erstreckten. Von den zahlreich erhobenen Parametern werden
in dieser Arbeit nur die folgenden drei behandelt:
Die maximale Leistung in den ergometrischen Tests
Die FEV1 -%Soll und der Strömungswiderstand
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität
Bei zwei Zwischenuntersuchungen (Visite 2 u. 3) nach jeweils vier Wochen wurde nochmals
ein Lungenfunktionstest durchgeführt. Darüber hinaus wurde zur zweiten Visite der
Fragebogen zur Bestimmung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nochmals ausgefüllt.
Alle Probanden nahmen tägliche Peak-Flow-Messungen (morgens und abends) vor und dokumentierten
dies. Neben diesen täglichen Messungen unterzog sich die Kontrollgruppe allen beschriebenen
Untersuchungen, war aber ansonsten angehalten ihren Lebensstil nicht zu verändern.
Untersuchungsverfahren
Die Lungenfunktionsmessungen erfolgten zu den vier Visiten mit dem Gerät Master Screen
der Fa. Jaeger/Toennies zur gleichen Tageszeit unter standardisierten Bedingungen.
Zu den erhobenen Daten gehörten u. a. die forcierte exspiratorische Ventilation in
1 Sekunde und der Strömungswiderstand. Die tägliche Peak-Flow-Messung erfolgte eigenverantwortlich
durch die Probanden morgens und abends mit dem Peak-Flow-Meter der Fa. Aventis Pharma
(Bad Soden). Zur Bestimmung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität verwendeten wir
den St. George's Respiratory Questionnaire (SGRQ). Dabei wurde jede Frage zu den Visiten
den jeweils einzelnen Patienten unter Anleitung vorgelesen und die Antwort vom Interviewer
angekreuzt. Die Fahrradergometrie erfolgte auf dem Life-Cycle 9500 der Fa. Life-Fitness
(München). Der stufenförmige Ausbelastungstest sah bei zwei Minuten Stufendauer jeweils
10 Watt Steigerung/Stufe vor. Die Ausgangsleistung betrug 40 Watt.
Trainingsintervention
Die Probanden unterzogen sich über einen Zeitraum von 12 Wochen einem ambulanten hypertrophierenden
Maximalkrafttraining (Querschnittstraining), das sich in drei Phasen gliederte: 1.
Muskelgewöhnungstraining (2 Wochen); 2. Querschnittstraining I (5 Wochen); 3. Querschnittstraining
II mit intensivierter exzentrischer Arbeit (5 Wochen) (Tab. [1 ]).
Tab. 1 Zusammenfassung des Behandlungsprotokolls
Trainingsphase
Inhalt
Muskelgewöhnung
12 Wdh./anfangs 2, dann 3 Serien/Pause:* 1 min./submaximale Intensität *In den Pausen wurden kraftübungsspezifische Dehnungsübungen durchgeführt Kraftübungen: 6 Übungen an Kraftmaschinen, die große Muskelgruppen belasten bzw. kinetische Ketten
trainieren. Anschließend wurden individuelle Bodenübungen zur Kräftigung der Bauchmuskulatur
durchgeführt.
Querschnittstraining 1
10 Wdh./anfangs 2, dann bis zu 4 Serien/Pause:* 2 min./maximale Intensität Kraftübungen: s. o.
Querschnittstraining 2
8 - 10 Wdh./anfangs 2, dann bis zu 4 Serien/Pause:* 2 min./maximale Intensität mit
Betonung der exzentrischen Phase durch „heavy negative” Modus Kraftübungen: 7 Übungen an Kraftgeräten, ansonsten s. o.
Die Behandlung fand in den ersten zwei Wochen zweimal, dann dreimal wöchentlich statt.
Die Trainingsdauer betrug anfangs 60, später 120 Minuten. Innerhalb des Studienprotokolls
war es möglich, höchstens vier von den insgesamt 34 Behandlungseinheiten ausfallen
zu lassen. Es wurden grundsätzlich große Muskelgruppen trainiert bzw. komplexe Übungen
unter Einsatz kinetischer Ketten durchgeführt: 1. Beinpresse; 2. Beinbeuger; 3. Bankdrücken;
4. Lat-Ziehen; 5. Rudern sitzend; 6. Rückenstrecker; 7. Lateral Trainer; 8. Abdominal
Übung. Dabei wurde insbesondere auf eine langsame und technisch einwandfreie Bewegungsausführung
und auf die entsprechende Atemtechnik geachtet. Als Trainingsgeräte dienten die elektro-mechanischen
Kraftmaschinen der Fa. Life Fitness (München).
Statistik
Die Werte der Behandlungsgruppe wurden mit denen der Kontrollgruppe mittels des Mann-Whitney-U-Test
verglichen. Die Werte der Visiten bzw. der Eingangs- und Ausgangstests wurden innerhalb
der beiden Kollektive mit Hilfe des Wilcoxon-Tests für verbundene Stichproben verglichen.
Als Signifikanzgrenze wurde eine Irrtumswahrscheinlichkeit von p < 0,05 angenommen.
Ergebnisse
Ergebnisse
Lungenfunktion
Bezüglich der Peak-Flow-Werte weist die Trendlinie der Behandlungsgruppe sowohl morgens
(s. Abb. [1 ]) wie auch abends (s. Abb. [2 ]) einen tendenziellen, jedoch nicht signifikanten Anstieg (morgens: 15 l/Min; abends:
20 l/Min) auf. Demgegenüber bleibt die Trendlinie der Behandlungsgruppe für die Untersuchungsdauer
fast unverändert.
Abb. 1 Die morgendlichen Peak-Flow Mittelwerte der Behandlungsgruppe und der Kontrollgruppe.
Abb. 2 Die abendlichen Peak-Flow Mittelwerte der Behandlungsgruppe und der Kontrollgruppe.
Der Vergleich der FEV1 -Werte zu den vier Visiten zeigt zwischen der Behandlungs- und Kontrollgruppe keinen
signifikanten Unterschied. Die Behandlungsgruppe zeigt einen Anstieg der FEV1 von 56,5 % auf 62 %. Demgegenüber verbesserte sich die Kontrollgruppe von 60,5 %
auf 63,5 %. Die Strömungswiderstände wiesen keine tendenziellen Veränderungen auf.
Fahrradergometrie
Die maximale Leistungsfähigkeit in der Fahrradergometrie von Eingangs- und Ausgangstest
weist in der Behandlungsgruppe (s. Abb. [3 ]) einen hochsignifikanten (** = p < 0,001) Anstieg von 21,9 W (18,7 %) auf. Demgegenüber
steht eine nicht signifikante Steigerung von 2,9 W (4 %) der Kontrollgruppe (s. Abb.
[3 ]).
Abb. 3 Leistung (Watt) in der Fahrradergometrie von Behandlungs- und Kontrollgruppe im Eingangs-
und Ausgangstest.
Gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQL)
Beim Vergleich der Werte der Behandlungsgruppe konnte nach einer ersten Verschlechterung
eine signifikante (* = p < 0,05) Verbesserung von Visite 1 zu Visite 4 (s. Abb. [4 ]) gefunden werden. Bei der Kontrollgruppe wurde eine Verschlechterung gegenüber den
Ausgangswerten beobachtet, wobei die Differenzen nicht signifikant waren.
Abb. 4 Veränderung der Punkteskala des SGRQ zu den Visiten 1, 2 und 4. Dabei entspricht eine
Erhöhung der HRQL einer Reduzierung der Punktzahl, eine Verschlechterung dementsprechend
einer Erhöhung der Punktzahl.
Diskussion
Diskussion
Die Ergebnisse der Peak-Flow- und der FEV1 -Messung zeigen einen tendenziellen Anstieg der Peak-Flow-Werte in der Behandlungsgruppe.
Dies war in der Kontrollgruppe nicht zu beobachten. Diesbezüglich wäre es interessant,
die Auswirkungen einer solchen Intervention auf die Lungenfunktion langfristig zu
beobachten.
Eine Erklärung hierfür muss spekulativ bleiben. Ein solches Krafttraining kompensiert
die auf krankheitsbedingte Dekonditionierungsprozesse zurückzuführenden Degenerationen
des aktiven und passiven Halte- und Stützapparates in einem Maße, wie es kein Ausdauertraining
gewährleisten kann. Es wäre möglich, dass der damit verbundene Ausgleich von muskulären
Dysbalancen, die eine Einengung des Thorax verursachen, für diesen Effekt verantwortlich
ist. Darüber hinaus kommt es zu einer Kräftigung der Atemhilfsmuskulatur [10 ]. Positiv auswirken könnte sich auch eine Abschwellung der Bronchialschleimhaut durch
einen Rückgang entzündlicher Prozesse durch die iniziierten hormonellen Veränderungen
verantwortlich sein. Ähnliche Ergebnisse konnten durch ein Ausdauertraining bislang
nur bei Asthmatikern [11 ], jedoch nicht bei COPD-Patienten produziert werden.
Die fahrradergometrischen Daten zeigen eine hochsignifikante Verbesserung der Behandlungsgruppe
(21,9 Watt = 18,7 %) gegenüber der Kontrollgruppe, die sicherlich teilweise aus einer
verbesserten Bewegungskoordination (Auf- und Abwärmen auf dem Fahrradergometer) resultiert
[12 ]. Jedoch lassen sich solche Verbesserungen rein koordinativ nicht erklären, da es
sich hierbei um einen einfachen Bewegungsablauf handelt. Vielmehr muss davon ausgegangen
werden, dass durch die Zunahme an Muskelmasse und Muskelkraft auch größere Energiespeicher
und Veränderungen im enzymatischen System die gestiegene Ausdauerleistungsfähigkeit
verursachen. Diese Beobachtung stimmt mit den Befunden an gesunden älteren Menschen
überein, die zeigten, dass im Gegensatz zu Jüngeren durch intensives Krafttraining
bei Älteren vor allem bedingt durch das geringe Ausgangsniveau auch die oxidative
Stoffwechselkapazität positiv zu beeinflussen ist [13 ]. In diesem Zusammenhang stellten Maltais et al. fest, dass COPD-Patienten im Vergleich
zu Gesunden einen geringeren Anteil an oxidativen Enzymen im Muskelgewebe aufweisen
[14 ]. Frontera et al. konnten bei älteren gesunden Männern durch ein 12-wöchiges intensives
Krafttraining folgende Veränderung nachweisen: 28 % Muskelzuwachs, 15 % Zunahme an
Kapillaren/Muskelfaser, 38 %ige Steigerung der Zitratsynthetase-Aktivität [15 ]. Die gleichzeitig bestimmten Laktatwerte in unserer Studie bestätigen diese Aussagen,
da sich in der Behandlungsgruppe auch eine veränderte Laktatkinetik (Rechtsverschiebung)
feststellen ließ. Dies bedeutet eine Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit durch
eine verbesserte aerobe Energiebereitstellung. Unsere Befunde sprechen dafür, dass
das Herz-Kreislauf-System nicht limitierend war, sondern vielmehr die atrophierte
Muskulatur.
COPD-Patienten können also auf der Grundlage einer verbesserten Kraftleistungsfähigkeit
auch ihre Ausdauerleistungsfähigkeit positiv entwickeln. Dadurch wird die allgemeine
Leistungsfähigkeit der Patienten mehr gefördert als durch ein reines Ausdauertraining.
So konnten Leuppi et al. durch ein Ausdauertraining bei Patienten mit leichter bis
mittelschwerer COPD nach viermonatiger Intervention lediglich einen Anstieg der maximalen
Leistung im Fahrradergometertest von 13,2 Watt nachweisen [16 ].
Die krafttrainingsinduzierte Leistungssteigerung hat sich letztendlich auch in einem
größeren Wohlbefinden ausgedrückt. Dies stimmt mit der durch den SGRQ evaluierten
gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQL) überein, obwohl in den ersten 4 Wochen
eine kurzfristige Verschlechterung in der Behandlungsgruppe beobachtet wurde. Die
Ursache könnte darin liegen, dass die Trainingsintervention anfangs noch als neuer
Stressor empfunden wurde. Demgegenüber steht jedoch der signifikante Anstieg der HRQL
in der Behandlungsgruppe von Visite 1 zu Visite 4, wobei die Kontrollgruppe tendenziell
eine Verschlechterung zeigte. Für die positive Veränderung in der Behandlungsgruppe
können mehrere Faktoren verantwortlich sein. Zum einen ist dies in der gesteigerten
körperlichen Leistungsfähigkeit begründet, zum anderen aber auch in einer verbesserten
Körperwahrnehmung und nicht zuletzt in den sozialen Kontakten, die in den Trainingsgruppen
im Therapieverlauf vermehrt wieder aufgenommen und kultiviert wurden. Die Summe der
Effekte ermöglicht somit eine bessere Bewältigung der Alltagsanforderungen und begünstigt
die soziale Reintegration der COPD-Kranken.
Die einleitende Fragestellung, ob ein hypertrophierendes Maximalkrafttraining einen
Einfluss auf die Lungenfunktionsparameter, die gesundheitsbezogene Lebensqualität
und die Ausdauerleistungsfähigkeit von COPD-Patienten hat, kann somit positiv beantwortet
werden. Dabei zeigen die Lungenfunktionsparameter nur tendenzielle Anstiege im Gegensatz
zu den anderen Parametern, die signifikante bis hochsignifikante Verbesserungen aufweisen.
Das angewandte Trainingsprogramm zeigt dabei eine Vielzahl von Vorteilen im Vergleich
zur momentanen Therapiepraxis. Ein Krafttraining hat vor allem ein breiteres Wirkungsspektrum
als ein Ausdauertraining bezüglich des Anforderungsprofil an eine COPD-spezifische
Trainingstherapie. Hierbei ist die krankheitsbedingte Muskelatrophie in den Vordergrund
zu stellen, die durch spezifische Krafttrainingsreize eher kompensiert werden als
durch ein Ausdauertraining. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls der defizitäre Proteinmetabolismus
ein COPD-spezifisches Problem, dass eher durch die anabolen Effekte eines hypertrophierenden
Krafttrainings kompensiert wird. Darüber hinaus provoziert ein solches Krafttraining
einen stärkeren Anstieg der Testosteronplasmakonzentration als jede Ausdauerbelastung
[9 ], was wiederum für das Testosterondefizit vieler COPD-Patienten von Bedeutung ist.
Auch gleicht ein Krafttraining die muskulären Dysbalancen viel spezifischer aus. Ein
weiteres Argument für ein hypertrophierendes Maximalkrafttraining ist die bessere
Verträglichkeit, wodurch ohne weiteres auch schwergradig COPD-Kranken ein intensives
zweistündiges Training ausüben können, was zu einer stärkeren Homöostasestörung führt
und wiederum entsprechende strukturaufbauende Prozesse initiiert, wodurch u. a. die
krankheitsbedingte Spirale von fortschreitender Dekonditionierung und der daraus resultierende
progrediente Verlauf der COPD durchbrochen werden kann. Ein Ausdauertraining muss
erfahrungsgemäß bei diesem Klientel wesentlich früher aufgrund der Dyspnoe und der
muskulären Ermüdung abgebrochen werden.