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DOI: 10.1055/s-2002-33161
Kongressbericht über das 29. Neonatal und
Infant Respiratory Symposium in Vail,
13. bis 16. Februar 2002
Congress Report on the 29th Neonatal and Infant Respiratory Symposium in Vail, February 13th to 16th, 2002
Publication History
Publication Date:
07 August 2002 (online)
J. S. Mc Donald (Harbor-UCLA Medical Center Los Angeles) beschäftigte sich mit personellen und organisatorischen Problemen zur Optimierung der Neugeborenen-Reanimation.
Die drei Fachrichtungen Geburtshilfe, Anästhesie und Pädiatrie müssen hier optimal zusammenarbeiten. Innerhalb einer Klinik bedarf es klarer Regelungen der jeweiligen Zuständigkeiten, damit fachspezifische und individuelle Vorurteile nicht zum Nachteil für das Neugeborene werden.
In einer klinikinternen Umfrage hielten sich sowohl die Pädiater wie die Anästhesisten als am besten qualifiziert, die Reanimation des Neugeborenen durchzuführen.
Der Geburtshelfer fühlt sich medizinisch und moralisch vor allem der Mutter und dem Vater gegenüber verantwortlich, der Anästhesist glaubt, er habe eine medizinische, moralische und juristische Verpflichtung gegenüber dem Neugeborenen, der Pädiater sieht seine primäre Aufgabe in der Versorgung des Neugeborenen.
Aufgrund seiner Ausbildung und der täglichen Praxis ist der Anästhesist am besten qualifizert, Reanimation zu lehren. Er kann auch bei der Ausbildung der pädiatrischen Kollegen helfen. Kommunikation, Koordination, Kompromissbereitschaft, gegenseitiges Respektieren und Kooperation führen zum Erfolg. Nur so funktioniert das „perinatale Team” mit dem geburtshilflichen Management vor, dem anästhesiologischen während, und dem neonatologischen nach der Geburt. Diese Entwicklung gilt als ein hervorragendes Beispiel der fachübergreifenden Kooperation in der heutigen Medizin.
R. Goldberg (Duke University Medical School) analysierte die in den USA vorliegenden statistischen Ergebnisse in der Gruppe der sehr kleinen Frühgeborenen (FG) zwischen 401 - 1000g.
Es zeigen sich sowohl in der Mortalität als auch in der Morbidität erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen bekannten Zentren. Die Mortalität liegt bei 5 - 24 % innerhalb der ersten 12 Stunden, sie erhöht sich in der Gruppe unter 700 g auf 20 - 46 % (Ergebnisse für 1999).
Im Verlauf erkranken 21 - 49 % der FG an einer Sepsis, 21 - 75 % entwickeln eine chronische Lungenerkrankung, bei 6 - 30 % findet sich eine Cerebralparese. Die pränatale Steroidgabe schwankt zwischen 38 - 89 %, eine prophylaktische Indomethacingabe zum Verschluss des Ductus Arteriosus erhalten in den ersten 24 Stunden 3 - 92 % der FG, die Beatmungsdauer variiert von 16 ± 15 und 40 ± 25 Tagen.
Ein großes Problem besteht darin, dass nur 10 - 29 % der Therapien durch randomisierte Studien gestützt sind. Grundsätzliche Therapieentscheidungen wie der Zeitpunkt der Nabelschnurabklemmung, die Art der Reanimation, der Beginn der Ernährung des Risikoneugeborenen, die angestrebten PaO2-Werte, die Obergrenze für den PaCO2-Wert, den Bilirubinwert, die anzustrebenden Blutzuckerspiegel und schließlich die Transfusionsgrenzen sind bisher nicht durch randomisierte Studien abgesichert worden.
Von 26 ungeprüften Behandlungsformen, die Eingang in die klinische Praxis gefunden haben, führten 13 zu iatrogenen Erkrankungen. Aus diesem Dilemma hilft es, die Entscheidung nach den am besten verfügbaren Beweisen zu treffen und sich daran zu erinnern, dass man den Nutzen einer neuen Therapie eher überschätzt, die Nachteile leichter unterschätzt. Bei der Anwendung neuer Medikamente sollte man an erster Stelle daran denken, nicht zu schaden, dabei offen zu bleiben für neue Publikationen mit besseren Beweisen.
Als „Mythen” wurden folgende Standpunkte bezeichnet: was wir machen ist das Beste, 30 - 40 % Sauerstoff sind sicher, FG gedeihen besser am Respirator, sie sind unter 1000 g nicht zu extubieren, alle SaO2-Abfälle sind zu behandeln, die prophylaktische Behandlung mit Breitspektrumantibiotika ist sicher.
Das „Duke-Vorgehen” zur Vermeidung einer chronischen Lungenerkrankung beinhaltet die pränatale Steroidgabe zur Lungenreifung, die antibiotische Behandlung pränataler und postnataler Infektionen, strenge Indikation für zentrale Katheter, Surfactantgabe, „sanfte” Beatmung, dh. Anwendung des geringsten Inspirationsdruckes, der die Lunge offen hält, Atemzugvolumina nicht über 5 - 7 ml/kg um das Volumentrauma zu verhindern, Vermeiden von Hyperoxien, SaO2-Werte zwischen 85 - 93 % als Standard, PDA-Verschluss, Flüssigkeits- und Na+-Restriktion, Behandlung des Lungenödems, frühzeitigen Nahrungsaufbau.
Der gleiche Autor fasste die derzeitigen Behandlungsmaßnahmen zusammen, die bei reifen Neugeborenen (NG) mit Lungenversagen und einer persistierenden pulmonalen Hypertonie (PPHN) die extracorporeale Membranoxygenation (ECMO) vermeiden und die Mortalität senken sollten.
Die Häufigkeit der Erkrankung liegt bei 1,9 auf 1,000 Lebendgeburten, die Überlebensrate zwischen 67 - 96 %, nach Mekoniumaspiration bei 94 %, bei Respiratory Distress Syndrome (RDS) oder Pneumonie bei 91 %, bei angeborener Zwerchfellhernie bei 61 %. Die grundlegenden pathophysiologischen Veränderungen bei PPHN sind bei normaler Anzahl an Lungenarterien und normaler Gefäßmuskulatur die Unreife und Maladaption aufgrund akuter Entzündung, bei verdickter Gefäßmuskulatur eine Maladaption aufgrund chronischer Entzündungen. Eine verminderte Anzahl an Lungenarterien kann angeboren sein, zum Beispiel bei der Zwerchfellhernie. Hinzu kommen eine Abnahme der Zahl der Alveolen, eine Reduzierung der Surfactantsynthese und eine Surfactantinaktivierung.
Der Optimierung der Beatmung im Verhältnis von Spitzendruck (Paw) zu endexpiratorischem Druck (PEEP), der Bauchlage, einem ausreichenden Atemzugvolumen (VT) von 5 - 8 ml/kg, sowie der Surfactantgabe kommen neben der üblichen Basistherapie eine entscheidende Bedeutung zu, bevor man sich für eine Notbehandlung mit Inhalation von Stickstoffmonoxid- (iNO) oder der oszillierenden Hochfrequenzbeatmung (HFOV) entscheidet. Die Anwendung von iNO verbessert die Oxygenierung, führt zu einer kürzeren Beatmungsdauer und verkürzt den Aufenthalt im Intensivbereich. Für das FG sind diese Vorteile jedoch nicht signifikant.
In einer nicht-randomisierten retrospektiven Untersuchung erwies sich die Alkalisierung als Risiko-Parameter für eine später erforderliche ECMO-Behandlung, sie sollte also nicht routinemäßig durchgeführt werden. Surfactant ist nach Mekoniumaspiration, akutem Lungenversagen und Pneumonie wirksam, nicht dagegen bei Dysfunktion des rechten Ventrikels und bei interstitiellem Ödem.
Ist die Ventilation optimal, so gilt die Aufrechterhaltung normaler Blutdruckwerte als Voraussetzung zur Verringerung des extrapulmonalen R-L Shunts, zum Beispiel durch die Gabe von Katecholaminen. Echokardiographische Kontrollen helfen bei der Beurteilung der Wirksamkeit der Therapie. Der ideale Vasodilatator senkt zuerst den pulmonalen Gefäßwiderstand, stärker als den systemischen Gefäßwiderstand. INO und andere NO-Spender wie Äthyl-Nitrat, sowie inhalatives Prostacyclin wurden bisher untersucht. Die Therapiedauer mit iNO beträgt normalerweise weniger als fünf Tage, danach sollte man die Indikation überprüfen. Bei zu raschem Absetzen kann es zu einem bedrohlichen Rebound-Effekt kommen. Eine Indikation für ECMO besteht bei iNO-Bedarf und einem Oxygenierungsindex von > 40 über 4 h.
Zusammenfassend erscheinen die Beachtung der kardio-pulmonalen Interaktion, die Stabilisierung des Blutdruckes, die frühe Surfactantgabe, der Einsatz von iNO und HFOV als wichtigste Maßnahmen, um eine ECMO-Therapie zu vermeiden.
Weiterhin berichtete der gleiche Autor über neue Ergebnisse der Hypothermiebehandlung nach perinataler Asphyxie.
Es ist sehr schwierig, eine effektive Therapie auf die verschiedenen Phasen der hypoxischen Hirnschädigung, die bis zum Neuronenabbau geht, abzustimmen, weil die biochemischen Abläufe ausgesprochen komplexer Natur sind. Weder die Dauer noch der Grad der Schädigung sind in der Akutphase bekannt. Die Behandlung setzt deshalb schwerpunktmäßig in der Phase der Reperfusion an.
Glutamatantagonisten, Antagonisten freier Radikale, Calciumantagonisten, Glucocorticoide, Barbiturate, Magnesium, NO-Synthetaseinhibitoren und Allopurinol wurden mit unterschiedlichem Erfolg eingesetzt. Hypothermie verringert den Zelluntergang, reduziert den Hirnstoffwechsel, beeinflusst den Schweregrad des Hirnödems, verringert die Glutamatfreisetzung und den NO-Anstieg. Ungeklärte Fragen sind die Dauer des Kühlens, der Grad des Abkühlens, das mögliche therapeutische Fenster, die Erkennung desjenigen NG mit dem höchsten Risiko einer schweren Hirnschädigung.
Bei neugeborenen und reifen Tieren konnte gezeigt werden, dass nach einem schweren hypoxisch-ischämischem Insult durch Ganzkörperhypothermie der Neuronenabbau deutlich geringer ist. Eine leichte Hypothermie (2 - 6° C unter Körpertemperatur) über 33 - 72 Stunden, innerhalb 30 Minuten nach dem Ereignis, reduzierte den cerebralen Schaden um 25 - 80 %. Auch durch selektives Abkühlen des Kopfes (Absenken der extraduralen Temperatur um 5 - 10° C) für 72 Stunden unmittelbar nach dem Ereignis begonnen, führte zu einer deutlich geringeren Hirnschädigung. Der verzögerte Beginn des Abkühlens innerhalb von 5,5 Std. nach dem Ereignis hatte noch eine neuroprotektive Wirkung. Die tierexperimentellen Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Hypothermie zwischen 32 - 34° C die beste neuroprotektive Wirkung hat, dass eine Hypothermie bis 72 Std. günstiger ist als kürzere Phasen und ein früher Therapiebeginn die besten Ergebnisse zeigt.
Die ersten Ergebnisse bei asphyktischen FG, die mit der „Kopfkühl-Methode” behandelt wurden, zeigen eine Abnahme schwerer Encephalopathien in der so behandelten Gruppe.
Das amplitudenintegrierte EEG (aEEG) scheint in prognostischer Hinsicht frühzeitig wertvolle Informationen zu liefern, um die Neugeborenen herauszufinden, die von neuroprotektiven Maßnahmen profitieren können. Weitere Studien mit der Hypothermiebehandlung laufen zur Zeit noch.
Das Ausmaß des hypoxämischen Ereignisses beeinflusst das Ergebnis der Hypothermiebehandlung entscheidend, eine kurzdauernde Unterkühlung nach Reanimation hat keine Verbesserung gezeigt, ein frühzeitiger Beginn und längere Hypothermie-Phasen bringen günstigere Ergebnisse. Dabei ist die optimale Hypothermiedauer noch nicht bekannt.
G.A. Gregory (University of California) referierte über tierexperimentelle Untersuchungen zur neuroprotektiven Wirkung von Fructose-1,6-bis phosphat (FBP).
Angeregt wurden diese Untersuchungen durch die Beobachtung, dass FBP die Myokardfunktion nach künstlichem Herzstillstand bei Operationen am Herzen verbesserte. In den Untersuchungen konnten alle mit FBP behandelten Tiere nach Herzstillstand im Vergleich zur Kontrollgruppe erfolgreich reanimiert werden. In weiteren Untersuchungen konnte auch die neuroprotektive Wirkung nach einem hypoxisch-ischämischen Ereignis gezeigt werden. Die mit FBP behandelten Tiere hatten einen 50 - 70 % geringeren Astrozytenverlust als die Kontrollgruppe. Studien beim FG und NG liegen bisher nicht vor.
R. Kirby (University of Florida), der selbst entscheidend an der Entwicklung des „Baby-Birds” beteiligt war, berichtete von den Anfängen der Neugeborenbeatmung in den 70er Jahren.
Beeindruckend waren die Erfolge der Anwendung positiver Druckbeatmung bei neuromuskulären Erkrankungen, insbesondere bei Poliomyelitis. Die Mortalität beim schweren Atemnotsyndrom (Hyaline Membrane Disease, HMD) betrug vor 1971 über 80 %. Im Jahre 1971 führten Gregory und Mitarbeiter den kontinuierlichen positiven Atemwegsdruck (CPAP) in die Klinik ein und konnten zeigen, dass ein Großteil der FG über 1500g davon profitierte und keine mechanische Beatmung brauchte. Noch kleinere FG taten sich mit CPAP und Spontanatmung sehr schwer, sie benötigten zusätzlich eine Beatmung.
Die Kombination von Beatmung und CPAP mit den ersten Beatmungsgeräten wurde von den FG oft nicht toleriert. Die hohe Komplikationsrate mit Barotrauma, Kreislaufdepression und intraventriklärer Hirnblutung war eine Herausforderung, nach neuen technischen Lösungen zu suchen.
Noch vor der Einführung von CPAP versuchten Reynolds und Mitarbeiter durch prolongierte Inspiration, höheres Atemzugvolumen, hohen Spitzendruck und langsame Atemfrequenz diese Schwierigkeiten zu lösen. Reynolds berichtete von verbesserter Oxygenierung und weniger Barotrauma, andere Autoren hatten gegenteilige Ergebnisse.
Erst mit der Entwicklung eines Beatmungsgerätes mit kontinuierlichem Gasfluss und zeitgesteuertem Exspirationsventil gelang der Durchbruch, die Kombination von maschineller Beatmung und Spontanatmung wurde möglich, die intermittierende mandatorische Beatmung (IMV) wurde eingeführt.
Durch langsame Steigerung des Spontanatmungsanteils ist eine schonende Entwöhnung vom Beatmungsgerät möglich. Die durchgeführten Studien belegen die deutlich verkürzten Beatmungszeiten im Vergleich zur kontinuierlichen Beatmung beim FG. Bis heute wurden Anstrengungen unternommen, die Technik zu verfeinern.
Moderne Beatmungsgeräte haben die Möglichkeit einer synchronisierten IMV (=SIMV). Das Beatmungsgerät ist so an die Spontanatmung des Kindes angepasst, dass ein endinspiratorisch mandatorischer Atemzug vermieden wird. Die Kinder benötigen weniger Sedativa und die Beatmungsdauer ist verkürzt.
Eine große randomisierte Studie, die eine eindeutige Überlegenheit der Patienten getriggerten Beatmung (PTV) für kleine Frühgeborene unter der 28.SSW belegt, fehlt bisher noch. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Atemarbeit während CPAP an verschiedenen Beatmungsgeräten durchaus unterschiedlich ist und zum Problem bei der Entwöhnung werden kann.
G.A. Gregory (University of California), der 1971 mit seinen Mitarbeitern die ersten Ergebnisse der Anwendung von CPAP bei FG mit HMS veröffentlichte, betonte die Bedeutung dieser bis heute angewendeten wirksamen Atemhilfe.
CPAP wurde zu einer Zeit entwickelt, als die Mortalität von FG mit 1500 - 1800 g und HMS noch über 40 % betrug.
Harrison und Mitarbeiter beobachteten damals die Bedeutung des „exspiratorischen Knorksens” bei Kindern mit HMS. Bei Spontanatmung mit „Knorksen” waren die Blutgaswerte stabiler als bei Spontanatmung mit Tubus, der ein „Knorksen” verhinderte. Nach Entfernen des Tubus verbesserten sich die Blutgaswerte. Dies führte Gregory zu der Überlegung, dass ein positiver Druck während der Ausatmung bei Spontanatmung mit Tubus die Blutgaswerte verbessern würde. Ein Kind wurde aufgenommen mit einem paO2 von 30 mm Hg. Mit einem CPAP von 6 mm Hg stieg der paO2 innerhalb weniger Minuten auf 300 mm Hg.
CPAP erhöht die funktionelle Residualkapazität, hält die Alveolen offen, führt zum Anstieg der Atemfrequenz und erhöht damit das Atemminutenvolumen. Die Lungencompliance wird verbessert, die Resistance ist leicht, die Atemarbeit nur vorrübergehend erhöht.
Nasen-CPAP reduziert die Häufigkeit von Apnoeanfällen, senkt nach Beatmung die Häufigkeit der Reintubation. Früher Nasen-CPAP kurz nach Geburt senkt die Notwendigkeit künstlicher Beatmung.
Die Anwendung von CPAP verringert Häufigkeit und Schweregrad einer chronischen Lungenerkrankung (CLD).
E. Bancalari (University of Miami) ging auf neue Beatmungsarten ein, die vorgeschlagen werden um eine chronische Lungenerkrankung als Folge der Beatmungstherapie zu vermeiden.
Verschiedene Geräte benutzen unterschiedliche Signale für eine Patienten getriggerte Ventilation (PTV) wie Inspirationsflow oder Volumen, Druck, Thoraximpedanz, Zwerchfellbewegung oder Ösophagusdruck. Die Techniken befinden sich noch in der Entwicklung. Obwohl die PTV theoretisch mehrere Vorteile gegenüber einer kontrollierten Ventilation (CV) oder IMV hat, zeigen die mittel- und langfristigen Verlaufergebnisse für FG < 28.SSW keine signifikanten Unterschiede.
Bei der Druck unterstützten Beatmung (PSV) wird die Unterstützung der Inspiration durch die Maschine abgebrochen, wenn der Inspirationsflow des Kindes auf ein vorgegebenes Niveau abfällt. Der Unterstützungsdruck wird vom Anwender an der Maschine eingestellt. Bei der proportional assistierten Ventilation (PAV) erfolgt die Druckunterstützung entsprechend der Tiefe der Einatmung des kleinen Patienten, der das Atemzugvolumen selbst bestimmt.
Weitere Beatmungsmodalitäten, die zum Teil bereits zur Verfügung stehen und noch erforscht werden, sind die Volumen garantierende, Druck begrenzte Ventilation (VGPLV), bei der das exspiratorische Atemzugvolumen durch Druckänderung konstant gehalten wird. Der Druck reduziert sich entsprechend, je mehr das Atemzugvolumen durch Eigenatmung erreicht wird. Zum andern erhöht sich der Beatmungsdruck, je geringer die Eigenatmung ist. Deshalb muß eine Druckbegrenzung am Beatmungsgerät eingestellt sein. Andere Geräte kombinieren ein minimales Atemzugvolumen mit der Druckunterstützung (VG und PSV).
Mit der Gabe eines kontinuierlichen distalen trachealen Gasflusses (CTGF) kann das Atemzugvolumen niedrig gehalten werden, die CO2-Elimination wird verbessert. Der Totraum bei Beatmung wird verkleinert.
E. Bancalari berichtete von einer Zunahme der bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) aufgrund der besseren Überlebensrate sehr kleiner Frühgeborener (500 - 699 g).
Man versteht darunter eine chronische Atemwegserkrankung mit typischen Röntgenzeichen, Sauerstoffbedarf und/oder Beatmung über den 28.Lebenstag hinaus. Diese „klassische” BPD ist nach Einführung der Surfactantgabe und Verbesserung der Beatmungstherapie seltener geworden.
Auch nach mildem Beatmungsverlauf und geringem Sauerstoffbedarf entwickeln viele der sehr unreifen Frühgeborenen eine chronische Lungenerkrankung (CLD). Nach der Definition von Shennan besteht eine CLD dann, wenn im Lebensalter von 36 Wochen postmenstruell eine O2-Abhängigkeit besteht. Bei Frühgeborenen, die bei Geburt älter als 32.SSW sind, ist eine CLD selten geworden. Eine differenzierte Einteilung der BPD bei der beide Definitionen berücksichtigt werden, wurde auf einer Konsensuskonferenz in Washington erarbeitet.
Von einer schweren BPD spricht man bei einem O2-Bedarf von über 30 % mit 36 Wochen postmenstruellem Alter. Berücksichtigt man die neue Definition (O2-Bedarf = oder > 28 d und ein postmenstruelles Alter von 36 Wochen) so ergibt sich eine BPD-Häufigkeit von 31,6 % gegenüber 68,3 % (O2 > 28 d alte Definition) in der Gruppe der Kinder 500 - 699 g.
Ein hämodynamisch wirksamer persistierender Ductus arteriosus (PDA) erhöht aufgrund des Links-Rechts-Shunts mit pulmonaler Hyperperfusion das Risiko für die Entwicklung einer chronischen Lungenerkrankung und wegen der diastolischen Minderperfusion der Organe auch die Häufigkeit einer nekrotisierenden Enterocolitis. Neben der unspezifischen Therapie gelingt es bei der Mehrzahl der FG mit der kurzzeitigen Indomethacinbehandlung den persistierenden Ductus zu verschließen. Eine Infektion erhöht die Versagerquote von Indomethacin. Nach den Ergebnissen mehrerer Studien scheint Ibuprofen eine gute pharmakologische Alternative zum Indomethacin für den PDA-Verschluss zu werden, da es bei gleich guter Wirksamkeit ein günstigeres Nebenwirkungsprofil besitzt.
Teresa del Moral (University of Miami) betonte die Bedeutung der ausreichenden Kalorienzufuhr für das Wachstum der FG mit BPD.
Da eine Flüssigkeitsrestriktion geboten ist, kann dies nur mit Spezialdiäten erreicht werden. Deren genaue Zusammensetzung erfordert weitere Untersuchungen. Die prophylaktische i.v.- Zufuhr mehrfach ungesättigter Fettsäuren verhindert nicht die Entwicklung einer BPD. Vitamin A ist für die Reepithelisierung von Lungengewebe nach Schädigung durch Barotrauma und Sauerstofftoxizität notwendig. Die Spiegel bei Frühgeborenen sind niedrig. Die Vitamin A Gabe (5000 IE 3 × /Woche i. m.) hat eine präventive Wirkung auf die Entwicklung einer chronischen Lungenkrankheit.
Die Überlebensrate sehr kleiner FG hat sich ständig verbessert. Die Anstrengungen konzentrieren sich besonders auf die Gruppe mit weniger als 1000 g Geburtsgewicht (Überlebensrate 80 %).
Bei Auswertung eigener Ergebnisse (1992 - 2000, n = 927) korrelierte die pränatale Steroidgabe, das Gestationsalter, das Geburtsgewicht, weibliches Geschlecht, ein Apgar Score > 3 nach 5 Minuten positiv mit der Überlebensrate.
Faktoren, die mit einer geringeren Häufigkeit an Hirnblutung korrelierten, waren die pränatale Steroidgabe, Geburt durch Sectio und schwarze Hautfarbe. Eine Chorioamnionitis und die frühe bakterielle Besiedelung der Trachea waren mit der Entwicklung einer BPD verbunden. Die Frühgeborenenretinopathie nahm in der Gruppe < 700 g mit der pränatalen Steroidgabe zu.
R. Goldberg (Duke University) stellte Forschungsergebnisse vor, nach denen Äthyl-Nitrat möglicherweise zu einer sicheren Alternative zu NO in der Behandlung der persistierenden pulmonalen Hypertonie werden könnte.
S-Nitrosothiole (SNO) sind Vasodilatatoren, die den Blutfluss direkt oder durch Freisetzung von NO regulieren. Bei normaler neonataler Adaptation sind die fetalen SNO-Spiegel hoch. Der pulmonale Gefäßwiderstand und der pulmonalarterielle Druck nimmt rasch ab.
Mit Äthyl-Nitrat kommt es zu einer höheren Freisetzung von SNO als durch NO. SNO reguliert außerdem die hypoxische Vasodilatation im Gewebe und spielt eine wichtige Rolle in der zentralen Atemsteuerung.
G. A. Gregory (University of California) berichtete über seine Erfahrung mit der Durchführung von chirurgischen Eingriffen und Narkose auf der Neugeborenen-Intensivstation.
Schwerkranke FG und NG mit PDA, NG während ECMO-Behandlung und einzelne FG mit nekrotisierender Enterocolitis können von Eingriffen auf der Intensivstation profitieren. Die Sterilität muss auf jeden Fall gewährleistet sein. Alle organisatorischen Fragen und personellen Probleme sollten vorher gut abgesprochen sein. Bei 500 durchgeführten chirurgischen Eingriffen betrug die Überlebensrate 99 %.
Dr. med. Fritz Hering
Abteilung für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Kinderklinik der Stadt Köln
Amsterdamerstr. 59
50735 Köln