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DOI: 10.1055/s-2002-34419
Medizinische Biometrie: Statistik oder schwarze Magie?
Medical Biometry: Statistics or Black Magic?Publication History
Eingegangen: 11. Juli 2002
Angenommen: 15. Juli 2002
Publication Date:
27 September 2002 (online)
Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Laufbahn muss jeder Augenarzt wissenschaftliche Publikationen erstellen, von der Promotionsarbeit über Originalarbeiten in wissenschaftlichen Fachzeitschriften bis hin zur Habilitationsschrift. Bei fast allen diesen Veröffentlichungen gehen klinische Daten ein, welche für die Publikation sachgerecht ansprechend grafisch und numerisch aufbereitet werden müssen. Dazu ist die Anwendung statistischer Methoden meist unabdingbar - inzwischen von fast jeder Fachzeitschrift explizit für die Annahme einer Arbeit eingefordert.
Ferner bieten Softwarepakete benutzerfreundliche Statistikoptionen, womit Grafiken, p-Werte und sonstige statistische Kenngrößen mit einem Mausklick verfügbar sind. Nicht zuletzt deshalb hat sich - ähnlich wie bei der Selbstmedikation von Patienten durch frei verfügbare Arzneimittel - eine stärkere Flexibilität der Ärzte in der Selbstanwendung solcher Software ausgebildet. Wie ein Patient jedoch die Beipackinformationen eines frei zugänglichen Arzneimittels hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen und Kontraindikationen beachten sollte, sollte auch der klinische Anwender auf Anleitungen zur Auswahl der in solcher Software angebotenen Methoden und zur Interpretation ihrer Ergebnisse zurückgreifen können.
Aus diesem Grund ist geplant, in den kommenden Ausgaben der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde eine Serie von ca. zehn kurzen tutoriellen Beiträgen zur Auswahl und richtigen Interpretation statistischer Verfahren für die Darstellung ophthalmologischer Daten in Publikationen anzubieten. Diese sollen an Beispielen aus der ophthalmologischen Studienpraxis gängige und flexible Methoden zur Wiedergabe von Daten aus der Augenheilkunde zusammenstellen.
Dargestellt werden neben flexiblen Methoden zur grafischen und numerischen Deskription von Daten (Boxplots, relatives Risiko, number needed to treat etc.) vor allem der korrekte Einbezug von p-Werten und Konfidenzintervallen in Text und Tabellenstrukturen klinischer Publikationen; beide Zugänge messen die statistische Signifikanz eines Studienergebnisses. Besonderes Gewicht wird dabei auf die Frage gelegt werden, wann abhängig von Studiendesign und Datenqualität welche der zahlreichen in Softwarepaketen angebotenen Methoden geeignet ist zur Auswertung.
Es sei jedoch betont, dass eine solche Übersicht niemals Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit der dargestellten Methoden erheben kann - die präsentierten Inhalte werden eine subjektive Zusammenstellung von Verfahren sein, die sich speziell für die Augenheilkunde anbieten und möglichst flexibel anwendbar sind. Genauso wie jedoch ein Patient trotz der Möglichkeit einer Selbstmedikation bei Beschwerden den Weg zum Arzt nicht scheuen sollte, sei auch dem Anwender statistischer Software stets nahe gelegt, bei Fragen die Rücksprache mit einem biometrischen Fachmann zu suchen.
PD Dr. Frank Krummenauer
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universität Mainz
Obere Zahlbacher Straße 69
55131 Mainz
Email: krummi@imsd.uni-mainz.de