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DOI: 10.1055/s-2002-35179
Mangelnde ärztliche Sorgfalt
Zum Beitrag aus DMW 34 - 35/2002, Seite 1741Publication History
Publication Date:
29 April 2004 (online)

Seit 1978 bin ich nach 8-jähriger universitärer Ausbildung in München, Paris und Philadelphia als Internist in eigener Praxis tätig. Ich nehme Stellung zu der Kritik von Professor Erdmann an der mangelnden therapeutischen Qualität bei der Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz in unserem Lande [1].
Seit langem ist bekannt, dass in Deutschland im Gesundheitswesen viel Geld ausgegeben wird für eine unzureichende Qualität der ärztlichen Therapien. Erschreckende Defizite sind bei der Behandlung wichtiger Erkrankungen anzutreffen, wie Diabetes mellitus, Hypertonie, Apoplex, Depression, Rheumatologie, Pulmologie, Mammakarzinom.
Im Gegensatz zur Meinung von Professor Erdmann sehe ich nicht fehlendes Interesse oder die Unfähigkeit niedergelassener Ärzte, medizinische Fachartikel lesen zu können, als Ursache dieses Mangel, sondern gravierende Defizite bei den Rahmenbedingungen.
Aktuell befinden sich die niedergelassenen Ärzte in einem ermüdenden Überlebenskampf, und sie können nur auf Kosten eines „burn out“-Syndroms durch Fließbandarbeit ihre Praxen halten und Familien ernähren, sodass kaum mehr Zeit und Kraft für Weiterbildung bleibt. Wichtig sind wesentliche Lücken im Ausbildungssystem der deutschen Ärzte mit fehlendem Angebot von „Refresher-Kursen“ oder ganz allgemein einer etablierten „post graduate education“.
Bei den drei von Professor Erdmann genannten Medikamenten (ACE-Hemmer, Beta-Blocker und Statine) bestanden längere Zeit erhebliche Unsicherheiten bezüglich Indikationen und Nebenwirkungen. Dabei erinnere ich an die Tatsache, dass die Einstellung mit ACE-Hemmern in den Anfangszeiten nur in Kliniken erfolgen durfte und häufig Nebenwirkungen auftraten wegen zu hoher Dosierungen.
Diese Fakten machen es notwendig, dass die für die Ausbildung Verantwortlichen, insbesondere die Hochschullehrer, ihre Forderungen für verbesserte Rahmenbedingungen einer qualitativ hochstehenden Medizin in unserem Lande bekanntgeben. Das betrifft insbesondere ein praxisnahes Medizinstudium mit schneller erreichbarer Facharztqualifizierung, kontinuierliche medizinische Fortbildungssysteme und eine adäquate Honorierung ärztlicher Leistungen.
Literatur
Autor
Dr. med. Bernhard Zönnchen
Internist/Rheumatologe
Große Bleiche 2
55116 Mainz
Phone: 06131/288200
Fax: 06131/2882032