Aktuelle Urol 2002; 33(1): 6
DOI: 10.1055/s-2002-42997
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Beschwerden des unteren Harntraktes - LUTS werden zu einem zunehmenden Kostenfaktor

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Roland Fath

Frankfurt

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Publication Date:
07 February 2002 (online)

 
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Zusammenfassung

Beschwerden des unteren Harntrakts (lower urinary tracts symptoms - kurz LUTS genannt) zählen zu den häufigsten Leiden des älteren Mannes. Wegen des wachsenden Anteils älterer Menschen in unserer Gesellschaft werden diese Beschwerden künftig weiter an Bedeutung gewinnen. Wie häufig zur Zeit LUTS-Symptome wie Harndrang und Nykturie bei 50- bis 80-jährigen deutschen Männern sind, und wie sehr sich die Betroffenen dadurch belästigt fühlen, ist jetzt in einer repräsentativen Untersuchung festgestellt worden.

Bei der Untersuchung im Raum Herne wurden 8973 zufällig ausgewählten Männern zwischen 50 und 80 Jahren 47 Fragen zugeschickt. Enthalten waren die Fragen des International Prostata Symptom Scores (IPPS), außerdem Fragen zum Leidensdruck durch diese Symptome, zur Harninkontinenz und zum generellen Gesundheitszustand.

60 % der Angeschriebenen (5404 Männer) schickten den Fragebogen komplett ausgefüllt zurück, berichten Richard Berges aus Bochum u. Mitarb. (Eur Urol 2001; 39: 682-687). 70 % von ihnen hatten nach dem IPPS-Score keine oder höchstens milde LUTS (IPPS 0-7), 30 % mittelgradige oder schwere Blasenentleerungsstörungen. Die Häufigkeit stärkerer Beschwerden war dabei stark altersabhängig. Bei den 50- bis 59jährigen Männern berichteten nur 20 % über mittelgradige oder starke Beschwerden, bei den 70jährigen und älteren Männern waren es schon etwa 40 %.

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Leidensdruck korreliert mit IPSS-Score

Der Leidensdruck der Befragten korrelierte eng mit dem IPSS-Score. Von Patienten mit einem IPSS von 0 bis 7 fühlten sich weniger als 15 % durch ihre Symptome beeinträchtigt. Bei Männern mit mittelgradigen LUTS (IPSS 8-19) waren es schon 60 % und bei denen mit schwerer LUTS fast 90 %. Die Hälfte der Patienten mit symptomatischer LUTS wurden medikamentös behandelt oder hatten schon einmal Medikamente bekommen. Am häufigsten wurden dabei mit einem Anteil von über 60 % Pflanzenextrakte verwendet, gefolgt von Alpha-Blockern (27,5 %) und Finasterid (2,5 %).

LUTS werden in Deutschland künftig weiter an Bedeutung gewinnen und damit auch zu einem immer größeren Kostenfaktor für das Gesundheitssystem. Dieser repräsentativen Erhebung zufolge gibt es im Jahr 2025 4,3 Millionen Männer über 65 Jahre mit mittelgradigen bis schweren Blasenentleerungsstörungen. Die Behandlungskosten wegen LUTS - die medikamentösen Ausgaben beliefen sich im Jahr 1998 auf 140 Millionen Euro - werden sich bis dahin verdoppelt haben.

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