
Zusammenfassung
Grundlagen
Die psychische Belastung einer Frau, mit der Diagnose des Brustkrebses und einer eventuell damit verbundenen Ablatio konfrontiert zu werden, stellt eine spezielle Problematik dar. Zum einen stellt die Erkrankung eine körperliche Bedrohung im Sinne der Konfrontation mit Tod und körperlicher Funktionseinschränkung dar, zum anderen ist die Patientin durch die körperliche Entstellung in ihrem weiblichen Selbstbild beeinträchtigt. Daher sollten die rekonstruktiven Maßnahmen nicht nur die für die Patientin chirurgisch optimale Möglichkeit bieten, sondern auch im psychosozialen Kontext gesehen werden.
Methodik
Die psychosozialen Aspekte wurden mittels persönlichem Patientengespräch und Fragebogen hinsichtlich weiblichem Selbstbild, Partnerschaft, Arbeitssituation und Gesellschaftsleben erhoben. Zusätzlich wurden die Patientinnen hinsichtlich der Information, die sie präoperativ über die Operation erhalten hatten, befragt.
Insgesamt wurden 40 Patientinnen befragt und nachuntersucht. Bei 20 Patientinnen war die Rekonstruktion sekundär und bei 20 Patientinnen sofort durchgeführt worden.
Ergebnisse
Hinsichtlich des weiblichen Selbstbildes gaben alle 20 sekundär rekonstruierten Patientinnen eine sehr starke Beeinträchtigung in der Zeit zwischen Ablatio und Rekonstruktion an. Diese Beeinträchtigung verbesserte sich bei 17 Patientinnen durch die Rekonstruktion stark. Von den sofort rekonstruierten Patientinnen beurteilte lediglich eine Frau die Beeinträchtigung sehr stark, alle anderen gaben eine wesentlich geringere Einschränkung an.
Bei 2 der sekundär rekonstruierten Patientinnen kam es nach der Ablatio zur Scheidung, 5 Patientinnen berichteten von einer massiven Verschlechterung ihrer Partnerschaft, die sich nach der Rekonstruktion wieder verbesserte.
Bezüglich des Arbeitsverhältnisses wurden 5 der sekundär rekonstruierten Patientinnen arbeitslos, hingegen keine der sofort rekonstruierten Patientinnen. Insgesamt berichteten 4/20 Patientinnen, nach Spätrekonstruktion früh pensioniert worden zu sein, bei 5 von 20 sofort rekonstruierten Patientinnen kam es zur Reduktion der Arbeitszeit.
Auch für das Gesellschaftsleben kam es vor allem in der Zeit zwischen Ablatio und Rekonstruktion zu starken Einschränkungen, welche aber durch die Rekonstruktion außer bei einer Patientin wieder annähernd aufgehoben wurden. Von den sofort rekonstruierten Patientinnen berichteten lediglich 3 über eine Einschränkung bei sozialen Aktivitäten.
Insgesamt hätten 18 von 20 sekundär rekonstruierten Patientinnen eine Sofortrekonstruktion bevorzugt. Keine dieser Patientinnen war diesbezüglich aufgeklärt worden. 2 von 20 spätrekonstruierten Patientinnen würden keine Rekonstruktion mehr vornehmen lassen.
Nur 3 der 20 spät rekonstruierten Patientinnen hatten vor der Ablatio von der Möglichkeit einer Rekonstruktion erfahren. Alle sofort rekonstruierten Patientinnen würden sich neuerlich dem selben Vorgehen unterziehen.
Schlussfolgerung
Die Sofortrekonstruktion erspart den Patientinnen eine psychosozial stark belastete Zeit zwischen Ablatio und Rekonstruktion. Die Aufklärung über diese Möglichkeit sollte zum Zeitpunkt der Diagnosestellung stattfinden.
Abstract
Objective
The high psychosocial impairment of patients with breast cancer and related ablative surgery has been described in several studies. For this reason, the reconstruction of the breast should be done in the context of medical and psychosocial aspects.
A study of the psychosocial aspects of immediate breast reconstruction compared to delayed breast reconstruction was carried out. The patients' satisfaction concerning preoperative information was evaluated.
Methods
40 patients have been evaluated to determine psychosocial differences between those who underwent immediate (n = 20) or delayed (n = 20) breast reconstruction by a specially designed questionnaire. Questions concerning the impairment of body image, social status, pre-operative information and patients' satisfaction were included.
Results
All patients with delayed breast reconstruction had a high range of impairment in body image and social activities in the period between ablative surgery and breast reconstruction. This impairment was reduced after breast reconstruction in 17 patients.
Just one of twenty patients with immediate breast reconstruction reported a high impairment in body image and social activities. After reconstruction there were no significant differences between both groups concerning social activities and body image. 5 of 20 delayed reconstructed patients got unemployed and 2 of 20 got divorced. Compared to this none of the immediate reconstructed patients got divorced or unemployed.
18 of 20 patients with delayed reconstruction would have preferred immediate breast reconstruction but did not get the information about the possibility of immediate breast reconstruction. All immediately reconstructed patients would again decide to have an immediate breast reconstruction.
Conclusion
Immediate breast reconstruction can avoid a period of time with high psychosocial impairment for the patient. Therefore, the information about the possibility of breast reconstruction should be given at the time of breast cancer diagnosis.