Der Klinikarzt 2003; 32(4): 111
DOI: 10.1055/s-2003-39215
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Abstinentia purgat

W. Hardinghaus1
  • 1Osnabrück
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Prof. Dr. W. Hardinghaus

Osnabrück

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Publication Date:
13 May 2003 (online)

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    Zum Leitthema des vorliegenden Heftes „Allergien” finden Sie neben fachlich hoch kompetenten Einzelbeiträgen auch eine konstruktive Einführung des Gasteditors Prof. Baenkler aus Erlangen.

    Schon an dieser Stelle eine kurze Frage: Allergien und Immunreaktionen mit ihrem diagnostischen und therapeutischen „Arsenal” sind nicht ohne den großen Bereich der Umweltmedizin einzuordnen. Doch noch immer hat es ein „Umweltarzt” schwer, sich zu etablieren - insbesondere im klinischen Bereich. Vielleicht liegt es auch an der sicher weit gehenden, heute schon klassischen Definition von Tretter: „Der potenziellen, industriefreundlichen, wissenschaftsorientierten, spezialisierten und stoffzentrierten experimentellen Umwelttoxikologie steht der bürgernahe, praxisorientierte, breit informierte und personenzentrierte klinische Umweltarzt gegenüber.” (Dt Ärztebl 1991; 89 (1/2)). Ergo sind wir durch chemische und toxische Einflüsse unmittelbar und resultierend auch im psychosozialen Lebensbereich und in der Gesundheit schlechthin bedroht.

    Das ist auch für Sie, verehrte Leserinnen und Leser, nichts Neues. Vielleicht lohnt es sich aber, beim Lesen der Artikel dieses Heftes einmal innezuhalten - so wie es mir bei der Formulierung dieser Glosse in den Sinn kam, als gerade Fastnacht war. Heißt doch auch Fastnacht ursprünglich nichts anderes als die Nacht vor dem Beginn der Fastenzeit und dem Aschermittwoch. Damit entwickelte sich das Brauchtum mit Spott, Tanz und Schmausereien als weltliches Pendant zur ursprünglichen Feier des Karnevals im Sinne dessen Übersetzung mit „Fleisch lebe wohl!”.

    Das Fasten als „Festhalten” an Geboten der Erhaltung erfuhr als Maxime der Ernährungstherapie bis heute im Rahmen nahrungsmittelbedingter Allergien, wie wir wissen, recht verschiedene Auslegungen. Bereits Buchinger pries das Fasten als „Umstimmungs-, Lösungs-, Umlagerungs- und Entkrampfungskur” an. Viel früher freilich hatte schon Galen auf die reinigende Wirkung der Nahrungsmittelbeschränkung hingewiesen: „Abstinentia ... purgat”.

    Eine mäßige Prophylaxe könnte in unserer In-Welt und für unsere Umwelt nicht schaden. Ist es wohl dafür nie zu spät - auch nach der Fast-Nacht.

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    Prof. Dr. W. Hardinghaus

    Osnabrück

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