Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2003; 13(3): 145-148
DOI: 10.1055/s-2003-39434
Wissenschaft und Forschung
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Abschwächung (Desensibilisierung) des galvanischen Erythems durch wiederholte Gleichstromreizung

Decrease (Desensitization) of Galvanic Erythema by Repeated Direct Current (DC) StimulationW.  Schnizer, P.  Kröling1 , A.  Claussen1 , I.  Magyarosy1
  • 1Institut für Medizinische Balneologie und Klimatologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (Vorstand: Prof. Dr. med. G. Stucki)
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Eingegangen: 26. September 2002

Angenommen: 16. Dezember 2002

Publication Date:
26 May 2003 (online)

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Zusammenfassung

Fragestellung: Applikation mit Gleichstrom verursacht unter den Elektroden eine Hautrötung (galvanisches Erythem), die über Stunden sichtbar bleibt. Im Verlauf von wiederholten Reizsetzungen wird oftmals eine Abschwächung des Erythems beobachtet. Zu diesem Phänomen fehlen bisher quantitative Messungen. Diese Studie befasst sich mit einer Quantifizierung des Effektes sowie mit Zeitfaktoren, insbesondere bezüglich der Regeneration der vollen Reaktion. Material und Methode: Insgesamt 30 gesunde Probanden nahmen an den Versuchen teil (22 w/8 m; 32 - 60 Jahre). Gleichstrom wurde am Rücken mittels Gummielektroden in Schwammtaschen standardisiert appliziert und die dabei auftretende kutane Hyperämiereaktion mit Laser-Doppler-Flowmetrie gemessen. Es wurden drei Versuchsserien durchgeführt: Serie 1: 9 × Applikation (0,15 mA/cm2; 15 min) in 2-stündigem Abstand. Serie 2: 12 × Applikation (0,1 mA/cm2; 15 min) innerhalb 3 Wochen (1 - 2-tägiger Abstand). Serie 3: 7 × Applikation (0,1 mA/cm2; 15 min) in 1-tägigem Abstand sowie 1 × nach 10-tägiger Pause. Ergebnisse: Serie 1: Im Verlauf der Serie zeigte sich an Kathode (61 %) und Anode (49 %) eine zunehmende Abschwächung des galvanischen Erythems im Vergleich zu den Ausgangswerten, die auch nach der 8. Reizwiederholung noch nicht abgeschlossen war. Weiterhin fand sich vor jeder Reizung ein zunehmendes Resterythem aus der vorhergehenden Stromapplikation. Serie 2: Nach 7 Behandlungstagen erfolgte eine Abschwächung des galvanischen Erythems an Kathode und Anode auf 53 % bzw. 56 % der Ausgangswerte. Am 12. Behandlungstag zeigte sich ein weiterer Abfall auf 46 % bzw. 49 %. Serie 3: Nach 7 Behandlungstagen erfolgte eine Abschwächung des galvanischen Erythems an Kathode und Anode auf 53 bzw. 56 % der Ausgangswerte (vergleichbar mit Serie 2). Die Applikation nach 10-tägiger Pause ergab wieder einen Erythemwert vergleichbar mit den Ausgangswerten (99 % bzw. 98 %). Schlussfolgerung: Für die gewählten Reizparameter zeigte sich sowohl an der Kathode als auch an der Anode nach Reizwiederholung eine starke Abschwächung des galvanischen Erythems. Der Erholungsbedarf zur Auslösung eines vollen galvanischen Erythems liegt unter 10 Tagen. Das Phänomen der Abschwächung kann im Sinne einer Desensibilisierung auf der Basis einer Entspeicherung und Verarmung von vasoaktiven Mediatoren interpretiert werden.

Abstract

Objective: Electrostimulation using direct current (DC) causes a Galvanic Erythema (GE) underneath the electrodes, which remains visible for a couple of hours. In practice, a reduced GE reaction can be observed on repeated application. This study intends to quantify this effect, as well as the time needed for regeneration of the full GE reaction. Materials and methods: 30 healthy subjects took part in the investigations (22 f/8 m; 32 - 60 years). DC was applied using sponge wrapped rubber electrodes. The GE was quantified by Laser-Doppler flowmetry. Three series were performed. Series 1: 9 × DC (0.15 mA/cm2; 15 min) every 2nd hour during one day. Series 2: 12 × DC (0,1 mA/cm2; 15 min) within 3 weeks (1 - 2 days interval). Series 3: 7 × DC (0,1 mA/cm2; 15 min), once daily, and a final measurement after a treatment pause of 10 days. Results: Series 1: During the series a decrease in the GE reaction at the cathode (61 %) and the anode (49 %) was observed, compared to baseline values. Series 2: After 7 treatment days the GE reaction at the cathode and the anode decreased to 53 % and 56 % respectively. On the 12th treatment day the decrease reached 46 % and 49 %. Series 3: After 7 treatment days the GE reaction at the cathode and the anode had decreased to 54 % and 56 % respectively. After a 10 day pause the reaction recovered to 99 % and 98 %. Conclusions: After repeated DC stimulation a remarkable decrease in GE reaction can be observed. The time for full recovery of the reaction is less than 10 days. The phenomenon of the decreased GE reaction may be explained as a desensitization, based on a depletion of vasoactive mediators.

Literatur

Prof. Dr. med. Wolfgang Schnizer

Agnes-Bernauer-Straße 170

80687 München