Natürlich ist es stiller um einen der letzten großen deutschen Phthiseologen geworden, der am 11. September in München das 90. Lebensjahr vollendet. Aber Erinnerungen erweckt der Name wie eh und je. Immer noch liegen auf den Tischen seiner betreuten Wohnung die Originaltexte französischer Philosophen und Künstler und, wen wundertŽs, die Werke von Thomas Mann. Gerhard Forschbach wird nicht müde, sich mit Grundsätzlichem zu beschäftigen, und die Facetten sich mit dem Alter wandelnder Interpretationen des Gelesenen schaffen Zufriedenheit.
Sein Leben lang hat sich Gerhard Forschbach mit Kunst, schöpferischem Gestalten und darin eingewobener Krankheit auseinander gesetzt. Aufgewachsen in Breslau, Student an den Universitäten München und Kiel, erregte bereits seine erste Publikation über die Pathobiographie des französischen Symbolisten Paul Verlaine Aufsehen und wurde mit dem Wissenschaftspreis der Medizinischen Fakultät der Universität Breslau ausgezeichnet. Zum Mittelpunkt des ärztlichen Lebens von Gerhard Forschbach wurde die Tuberkulose. Es hätte keine andere Krankheit sein können, nimmt diese doch in der Dichtung und Musik, in der Malerei und dem werklichen Gestalten einen so herausragenden und den schöpferischen Menschen so tief prägenden Raum ein. In Hamburg und in Wintermoor ausgebildet leitete Gerhard Forschbach die Heilstätten Überruh und Wilhelmsheim. Sein klinischer Erfahrungsschatz war unermesslich, kein Hand- und Lehrbuch kam ohne ihn aus. Jeder große und kleine Pneumologe fragte ihn in schwierigen Fällen, immer wusste er Antwort. Gerhard Forschbach war, so würde man heute formulieren, „der Standard”, die Leitlinie der Tuberkulose schlechthin.
Die deutschen Pneumologen gratulieren Gerhard Forschbach herzlich zum Geburtstag, ihm, dem großen Repräsentanten unseres Fachgebietes und Ehrenmitglied unserer wissenschaftlichen Gesellschaften. Und der Gratulation und den guten Wünschen schließen sich seine alten und jungen Freunde gerne an.
Harald Morr, Greifenstein
