Gesundheitswesen 2003; 65(8/09): 477-485
DOI: 10.1055/s-2003-42391
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Risikofaktoren der Frühgeburt und ihre Bedeutung für Prävention und Gesundheitsförderung - Eine Analyse auf der Grundlage des BabyCare-Programms

Risk Factors of Premature Birth and their Significance for Prevention and Health Promotion - An Analysis Based on the BabyCare Programme K. Friese1 , J. W. Dudenhausen2 , W. Kirschner3 , A. Schäfer4 , T. Elkeles5
  • 1Direktor der 1. Universitätsfrauenklinik München
  • 2Direktor der Klinik für Geburtsmedizin, Charité Berlin
  • 3Consultant der Forschung Beratung + Evaluation (FB+E) GmbH Berlin
  • 4Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Charité Berlin
  • 5Professor an der Fachhochschule Neubrandenburg
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Publication Date:
23 September 2003 (online)

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Zusammenfassung

Im vorliegenden Beitrag werden:

  • die Frühgeburt als in Deutschland bislang vernachlässigtes Public-Health-Problem charakterisiert;

  • der aktuelle epidemiologische und interventive Kenntnisstand der gesundheitswissenschaftlichen Forschung zu Ursachen und Interventionen der Frühgeburt orientierend erläutert;

  • Ziele und Methoden und der Sachstand des Programms zur Verringerung der Frühgeburten in Deutschland (BabyCare) dargestellt

  • erste Ergebnisse der Assoziationsanalysen zwischen Risikofaktoren und der Frühgeburt vorgestellt;

  • die erheblichen Ernährungsdefizite von Schwangeren zusammenfassend dargestellt;

  • und Schlussfolgerungen für zukünftige, zusätzliche Schwerpunktsetzungen zur Prävention der Frühgeburt und anderer Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft innerhalb des Programms und für die unabdingbar notwendigen zusätzlichen gesundheitspolitischen Interventionen gezogen.

Insgesamt soll gezeigt werden, dass die Frühgeburtenrate reduzierbar ist und durch zusätzliche bzw. verstärkte Interventionen beim Rauchen, Stress und v. a. auch bei der Ernährung mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter verringert werden kann.

Abstract

In this report:

  • preterm birth will be characterised as a so far widely neglected public health problem in Germany;

  • actual evidence with respect to epidemiological and interventive knowledge will be summarised;

  • objectives, methods and routines of the BabyCare programme will be presented;

  • associations between main risk factors and preterm birth will be calculated;

  • considerable deficiencies in nutritional habits and in micro nutritional intake will be summarised;

  • and conclusions will be derived for future additional focussed actions in the prevention of preterm birth and other important complications in pregnancy within in the programme and for additional interventions in health policy which are imperative.

It will be shown that the rate of preterm birth can be reduced and there is a high probability for further reduction by additional and targeted interventions in smoking, stress and especially nutrition.

Literatur

1 Grundlage sind hier nur Einlingsschwangerschaften.

2 Eine aktuelle Kostenanalyse auf der Grundlage von „diagnose related groups” befindet sich in Vorbereitung.

3 Derzeit sind 64 Kassen Kooperationspartner.

4 Diese Hypothese wird derzeit in einem Pretest überprüft, da wir bei der stark zunehmenden Kooperation der Krankenkassen diesen Dokumentationsweg aus organisatorischen und evaluativen Gründen eröffnen müssen.

5 Quellen der Vergleichsdaten: a) repräsentative Bevölkerungsbefragung in Niedersachsen 1999 (FB+E) b) Perinataldaten Niedersachsen 1999, c) DIR (Deutsches IVF Register Jahrbuch 2000), d = Perinataldaten Niedersachsen 1999.

6 Der gegenüber dem Anteil in den Fragebogen mit 5 % angegebene, hier deutlich höhere Anteil von Geburten nach Kinderwunschbehandlung (13 %) ist auf Clustereffekte in der Patientendokumentation in Fertilitätspraxen zurückzuführen.

7 Das RR von 2,06 ergibt sich auf der Grundlage von durchschnittlich 8 gerauchten Zigaretten pro Tag und der Variablen „Rauchen zum Zeitpunkt der Diagnose der Schwangerschaft”.

8 Eine Variable, die als Punktsummenwert aus verschiedenen sozialen Indikatoren gebildet wurde.

9 Epidemiologische Untersuchungen zur Frühgeburt auf der Grundlage von prospektiven Studien unter Einsatz von Diet-history-Methoden sind auch international sehr selten. Der „ß-Karotinbefund” bedarf sicher der weiteren Überprüfung und Bestätigung. Andere Mikronährstoffe diskriminieren nicht zwischen Früh- und Normalgeburten, möglicherweise weil der Versorgungsgrad generell zu gering ist.

10 Aszendierende Vaginalinfektionen können im Rahmen des derzeitigen Untersuchungsansatzes von BabyCare nicht erfasst werden. Sie erfordern eine zusätzliche und auch geplante retrospektive Befragung.

Prof. Dr. med. Klaus Friese

Klinikum der Universität München, Klinikum und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe - Innenstadt

Maistraße 11

80337 München