Aktuelle Urol 2003; 34(2): 69-70
DOI: 10.1055/s-2003-44502
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wegener-Granulomatose - Erhöhtes Risiko für Harnblasenkarzinome

Katrin Appel1
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Dr. Katrin Appel

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
23. April 2003 (online)

 
Inhaltsübersicht #

Zusammenfassung

Patienten mit Wegener-Granulomatose haben ein erhöhtes allgemeines Krebsrisiko. Auch Harnblasenkarzinome treten gehäuft auf, so das Ergebnis einer Studie.

Die Wegener-Granulomatose ist eine systemische nekrotisierende Vaskulitis unbekannten Ursprungs, wobei typischerweise die Atemwege und die Niere betroffen sind. Während unbehandelte Patienten meist innerhalb des ersten Jahres nach der Diagnose sterben, hat sich die Prognose für Betroffene durch die Einführung von Cyclophosphamid inzwischen deutlich verbessert. Wie andere chronisch-entzündliche oder Autoimmunerkrankungen scheint aber auch die Wegener-Granulomatose mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert zu sein.

Um Aussagen über die Inzidenz der Krebserkrankungen bei Patienten mit Wegener-Granulomatose treffen zu können, hat eine schwedische Arbeitsgruppe eine epidemiologische Studie durchgeführt (Int J Cancer 2002; 100: 82- 85). Ann Knight und ihre Arbeitsgruppe griffen für ihre Studie auf Register von Krankenhäusern zurück, in denen alle, zwischen 1969 und 1994 in Schweden aufgetretenen Fälle von Wegener-Granulomatose erfasst waren. Von 1176 identifizierten stationären Patienten mit entsprechender Diagnose konnten 1065 Patienten in die Studiengruppe übernommen werden. Traten in dieser Gruppe Krebserkrankungen auf, wurde dies mit dem nationalen Krebsregister abgeglichen, das etwa 98 % aller Krebsfälle in Schweden erfasst.

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Risiko für Krebs verdoppelt sich bei den erkrankten Patienten

Innerhalb der Follow-up-Phase (bis zu 26 Jahre nach der Diagnose, 5708 Personen-Jahre), wurden 110 Krebsfälle in der Studiengruppe registriert. Dies bedeutet für Wegener-Granulomatose-Patienten in Relation zur Normalbevölkerung ein doppelt so hohes allgemeines Krebsrisiko. Besonders auffällig erhöht war das Risiko für maligne Blasentumoren (4,8fach), Plattenepithelkarzinome der Haut (7,3fach), maligne Lymphome (4,2fach) und Leberkrebs (3,8fach). 516 der 1065 Patienten verstarben innerhalb des Beobachtungszeitraums, was ein 4fach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zur Normalbevölkerung bedeutete. Jedoch starben nur 68 der Patienten mit Wegener-Granulomatose an ihrer Krebserkrankung.

Patienten mit Wegener-Granulomatose haben demzufolge ein deutlich erhöhtes allgemeines Krebsrisiko, wobei die Studie bestätigt, dass vor allem Harnblasenkarzinome gehäuft auftreten. Ungeklärt bleibt, warum sich bei Patienten mit Krebserkrankungen eine geringere Sterblichkeit zeigte und ob sich möglicherweise bestimmte Krebstherapien günstig auf die Prognose von Wegener-Granulomatose-Patienten ausgewirkt hatten.

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Abb. 1 Antineutrophiler zytoplasmatischer Antikörper (ANCA)-Nachweis der Wegener- Granulomatose. Eine Wegener-Granulomatose erhöht das Risiko für ein Harnblasenkarzinom um den Faktor 4,8. (Bild: Thiemes Innere Med., Thieme Verlag).

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Dr. Katrin Appel

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Abb. 1 Antineutrophiler zytoplasmatischer Antikörper (ANCA)-Nachweis der Wegener- Granulomatose. Eine Wegener-Granulomatose erhöht das Risiko für ein Harnblasenkarzinom um den Faktor 4,8. (Bild: Thiemes Innere Med., Thieme Verlag).