Allgemeine Homöopathische Zeitung 2003; 248(6): 308-311
DOI: 10.1055/s-2003-44571
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Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG

Dr. med. Otto Buchinger
Dr. med. Alfonso Masi-Elizalde
Manfred Nagel
Dr. med. Willibald Gawlik

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Dr. med. Otto Buchinger (1913-2003)

Nachdem er am 19.3.2003 im Kreise seiner Familie noch seinen 90. Geburtstag feiern konnte, ist Dr. Otto Buchinger II. am 22.5.2003 im wahrsten Sinne des Wortes sanft in die Ewigkeit entschlafen. Die Homöopathie verliert in ihm nicht nur einen ihrer profiliertesten Vertreter, sondern wir alle gleichzeitig einen großen Menschen und Kollegen, dessen Leben wahrhaft vorbildlich war. Seine äußeren Lebenswege sind in der Laudatio zu seinem 80. Geburtstag skizziert (AHZ 1993: 238, 165). Seit dieser Zeit ist meine Verbindung zu ihm nie abgerissen. Wir haben in regelmäßigen Abständen miteinander korrespondiert. Er erzählte mir von seiner schweren Erkrankung, die er mit bewundernswerter Gelassenheit und manchmal auch mit einer Art Galgenhumor ertrug. Hier half ihm sicher die Geborgenheit seiner Familie, aber auch eine tiefe christliche Überzeugung, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Schon 1988 hatte er die Leitung der Fastenklinik in die Hände seines Sohnes gelegt. Doch trotz seines Leidens arbeitete er weiter in der Klinik mit und unterstützte seinen Sohn nach Kräften.

Dr. Buchinger war ein hoch gebildeter Mann mit vielseitigen Interessen. Über Geschichte und Literatur konnte man sich auf hohem Niveau mit ihm unterhalten. Im Kriege bewies er großen Mut beim Einsatz in vorderster Linie an den Brennpunkten des Kampfes in Griechenland und in Afrika. Er lebte gesund, ernährte sich ausschließlich ovo-lacto-vegetabil („Das Schnitzel ist etwas für den Löwenkäfig”, sagte er einmal), trieb bis ins hohe Alter aktiv Sport, gründete einen Golf-Club und war auch Segelflieger. Für seine Patienten stand er Tag und Nacht zur Verfügung und versuchte sie durch regelmäßige, hoch interessante Vorträge für eine gesunde Lebensweise auch nach dem Klinikaufenthalt zu begeistern. Daneben engagierte er sich auch politisch im Stadtrat von Pyrmont. Hier setzte er sich erfolgreich besonders für die Sportstätten der Stadt ein. Dr. Buchinger war eine in sich ruhende Persönlichkeit, die eine ruhige Gelassenheit und Frieden ausstrahlte. Hierin lag wohl auch das Geheimnis seiner Erfolge. Trotzdem und trotz vieler äußerer Ehrungen blieb er stets bescheiden und hielt sich eher im Hintergrund. Für keinen Menschen, den ich kenne, traf in höherem Maße das Wort von Bô Yin Râ zu:

„Der Narr macht sich groß, damit er andere übersteigen kann, der Weise macht sich klein, damit er sich selbst übersteigen kann.”

Dr. Otto Buchinger war wirklich ein Weiser. Wir werden ihn nicht vergessen! Er wird unser Vorbild bleiben!

Karl-Heinz Gebhardt

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