Die Notfallbehandlung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen erfordert eine
zielgerichtete und schnelle Diagnostik mit unmittelbar nachfolgender adäquater Therapie.
Bei kaum einer Erkrankung wird dies deutlicher als beim akuten Koronarsyndrom mit
seinen drei Facetten instabile Angina pectoris, Infarkt ohne ST-Streckenhebung (NSTEMI)
und ST-Streckenhebungsinfarkt (STEMI). Die sichere Einteilung von Patienten mit akutem
Koronarsyndrom in diese unterschiedlichen Stadien ist von besonderer Bedeutung, da
je nach Risikoeinstufung eine unterschiedliche stadienabhängige Therapie erforderlich
ist.
Die Überlebenschance von Patienten mit akutem Myokardinfarkt ist vor allem abhängig
von der Größe des Infarktes und der Zeit, die seit Infarktbeginn verstreicht. Nur
die sichere Notfall-Diagnostik und eine sofortige aggressive Therapie ermöglichen
eine Verbesserung der sonst sehr ungünstigen Prognose.
Die sofortige komplette Reperfusion des Infarktareals ist dabei von zentraler Bedeutung.
Wichtigstes Therapieziel bei der Behandlung von Patienten mit akutem Myokardinfarkt
im Sinne eines STEMI ist die Reperfusion des betroffenen Infarktareals entweder durch
Lyse oder perkutane Katheterintervention (PCI). Da die PCI als effektivstes Revaskularisationsverfahren
bei STEMI anerkannt und etabliert ist - wenn sie von erfahrenen Untersuchern durchgeführt
und binnen 90 Minuten verfügbar ist -, sollten Versorgungsstrukturen geschaffen werden,
die in Form regionaler Netzwerke durch Kooperation von Krankenhäusern ohne Katheterlabor
mit interventionellen Zentren einen Transfer insbesondere von Risikopatienten zur
PCI ermöglichen. Auch bei Patienten mit NSTEMI verbessert eine frühzeitige invasive
Diagnostik und Therapie die Prognose. Insbesondere in den ersten 24 Stunden nach Symptombeginn
ist von einem erheblichen Therapieeffekt auszugehen, sodass heute eine „First-Day-PCI”
bei diesen Patienten angestrebt werden sollte. Dies kann in einem funktionierenden
regionalen Netzwerk flächendeckend angeboten werden.
Die Herzinsuffizienz ist ein zahlenmäßig zunehmendes, häufig in der frühen Phase kritisches
Krankheitsbild, welches dann alle Aufmerksamkeit und das gesamte Können der behandelnden
Ärzte verlangt. Wie beim akuten Koronarsyndrom ist die Prognose sehr vom Stadium der
Erkrankung abhängig und bei unbehandelter ausgeprägter akuter Herzinsuffizienz sehr
ungünstig. Für die Sofortbehandlung ist - wie beim akuten Koronarsyndrom - eine schnelle
und sichere Diagnose und eine unverzügliche zunächst symptomatische Notfallbehandlung
erforderlich. Gleichzeitig muss durch gezielte weiterführende Diagnostik die zugrundeliegende
Erkrankung differenziert werden und eine entsprechende Kausaltherapie begonnen werden.
Bei Diagnostik und Therapie des akuten Koronarsyndroms und der Herzinsuffizienz sind
in den letzten Jahren entscheidende Fortschritte gelungen. Neue pathophysiologische
Erkenntnisse wurden in moderne Therapiekonzepte umgesetzt, diese dann durch randomisierte
kontrollierte Studien abgesichert.
In dieser Ausgabe der Notfallmedizin sind die wichtigen derzeit gültigen diagnostischen und therapeutischen Leitlinien
der kardiovaskulären Notfallmedizin in die Übersichtsartikel zur Herzinsuffizienz
und zum akuten Koronarsyndrom eingebunden und ermöglichen so eine ganz aktuelle Orientierung.