Aktuelle Urol 2003; 34(3): 130-131
DOI: 10.1055/s-2003-45312
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Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie - Nutzen für Risikopatienten

Ralph Hausmann1
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Dr. Ralph Hausmann

Frankfurt

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Publication Date:
24 June 2003 (online)

 
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Zusammenfassung

Trotz der kurativen Zielsetzung der radikalen Prostatektomie gibt es Patienten, die ein hohes Rückfallrisiko haben. Bei der Nachbehandlung ist der Nutzen einer postoperativen Strahlentherapie nicht eindeutig geklärt.

Wenn nach einer radikalen Prostatektomie histopathologisch tumor-positive chirurgische Ränder, eine extrakapsuläre Ausbreitung des Karzinoms und der Befall der Bläschendrüsen nachgewiesen werden, besteht das Risiko für einen Rückfall. Ein lokaler klinischer Misserfolg liegt vor, wenn postoperativ durch eine Biopsie in der Prostatagrube wieder Karzinomzellen gefunden werden. Dies kommt bei 30 % der Patienten vor. Ein biochemischer Misserfolg, der durch einen Anstieg der PSA-Spiegel (prostataspezifisches Antigen) nach der radikalen Prostatektomie definiert wird, tritt bei 20-30 % aller Patienten innerhalb von 10 Jahren nach der Operation auf. Bei Hochrisikopatienten, deren chirurgische Ränder positiv sind und bei denen sich das Karzinom extrakapsulär ausbreitet, liegen die biochemischen Misserfolgsraten 5 Jahre postoperativ zwischen 45 und 75 %.

Trotz des Risikos ist der Nutzen der Strahlentherapie im Hinblick auf Fernmetastasen und der rückfallfreien Überlebenszeit nicht eindeutig geklärt. Deshalb wurde in einer amerikanischen Studie die Bedeutung einer postoperativen Strahlentherapie bei Patienten ohne Lymphknotenbefall und Fernmetastasen überprüft.

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Adjuvante Behandlung und Salvage-Bestrahlung

179 Patienten mit klinisch lokalisiertem Prostatakarzinom wurden einbezogen, die nach der radikalen Prostatektomie folgende histopathologische Befunde hatten: tumor-positive chirurgische Ränder, extrakapsuläre Ausbreitung und Befall der Bläschendrüsen. 42 Patienten erhielten eine postoperative adjuvante Strahlentherapie und 73 eine Salvage-Bestrahlung wegen steigender PSA-Werte nach der Operation. Das Bestrahlungsgebiet umfasste die Prostatagrube und die angrenzenden Ränder. Die übrigen 64 Patienten wurden nur prostatektomiert (AM J Clin Oncol 2002; 25: 1-8).

Die rückfallfreie totale 10-Jahres-Überlebenszeit betrug für die Gruppe mit der adjuvanten Strahlentherapie 89 %, für die mit der Salvage-Bestrahlung 76 % und für die nur operierte Gruppe 30 %. Die biochemische rückfallfreie 10-Jahres-Überlebenszeit lag für die einzelnen Gruppen bei 88, 45 und 25 %. Ein ähnlicher Trend ergab sich auch für die Fernmetastasen-freie Überlebenszeit (82, 74 und 44 %). Die totale krankheitsfreie 10-Jahres-Überlebenszeit für alle Patienten zusammen genommen war 52 %.

Ein präoperativer PSA-Wert über 20 ng/ml und ein pathologischer Gleason- Score zwischen 8 und 10 waren ungünstige Marker für einen biochemischen Rückfall, ein Gleason-Score zwischen 8 und 10, ein Befall der Bläschendrüsen und eine extrakapsuläre Ausbreitung des Karzinoms waren ungünstige Vorhersagewerte für Fernmetastasen.

Eine Strahlentherapie nach einer radikalen Prostatektomie scheint sich bei Patienten mit einem hohen Rückfallrisiko positiv auf die rückfallfreie Überlebenszeit auszuwirken, so das Fazit der Autoren.

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Abb. 1 Lokalrezidiv nach radikaler Prostatektomie (Pfeil). Eine Strahlentherapie nach einer radikalen Prostatektomie verlängert bei Risikopatienten die Fernmetastasen-freie Überlebenszeit (Bild: Praxis der Urologie, Thieme Verlag).

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Dr. Ralph Hausmann

Frankfurt

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Dr. Ralph Hausmann

Frankfurt

 
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Abb. 1 Lokalrezidiv nach radikaler Prostatektomie (Pfeil). Eine Strahlentherapie nach einer radikalen Prostatektomie verlängert bei Risikopatienten die Fernmetastasen-freie Überlebenszeit (Bild: Praxis der Urologie, Thieme Verlag).