RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-2003-45315
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Therapie von distal gelegenen kleinen Harnleitersteinen - ESWL als erste Maßnahme empfehlenswert
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
24. Juni 2003 (online)
Zusammenfassung
Über die beste Methode zur Entfernung von distal gelegenen kleinen bis mittelgroßen Uretersteinen wird kontrovers diskutiert. Urologen der Berner Universität berichten über ihre Erfahrungen mit der extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (ESWL).
Spontan abgehende Harnleitersteine können schwere Koliken auslösen, besonders wenn sie das enge Ostium ureteris passieren. Die ureteroskopische Steinentfernung ist eine invasive Methode, bei der üblicherweise eine Anästhesie nötig ist. Außerdem kann es in 1 % der Fälle zu schweren Komplikationen wie Ureterperforationen kommen. In Vergleichsstudien wurde für ESWL eine etwas geringere und verzögerte steinfreie Rate als mit der Ureteroskopie festgestellt, wenn diese von erfahrenen Urologen vorgenommen wurde. Die Schweizer untersuchten in ihrer Studie, inwieweit eine ESWL effektiv ist (J Urol 2002; 168: 446- 449).
165 erwachsene Patienten mit Steinen, die 5 cm oder weniger vor der Einmündung des Ureters in die Harnblase lagen, wurden mit der ESWL behandelt. Die mittlere Steingröße betrug 4 mm (3-14 mm). Die Steine wurden mit dem Lithostar Ultra fragmentiert, bei dem die Steine mit Ultraschall durch die gefüllte Harnblase ohne Röntgenuntersuchung lokalisiert werden können. Die Behandlung wurde ohne Anästhesie und Analgetika-Gabe begonnen. 93 % der Patienten konnten ohne Anästhesie und Analgetika behandelt werden. 7 % erhielten auf Verlangen eine einzige Dosis Pethidin (25 mg) intravenös. Nierenkoliken entwickelten sich postoperativ bei 40 Patienten (24 %). 7 % der Patienten mussten einmal erneut mit ESWL behandelt werden. In 4 Fällen (2,4 %) wurde eine Drainage wegen Analgetika-resistenter Schmerzen oder einer obstruktiven Pyelonephritis gelegt.
#99 % der Patienten nach 3 Monaten steinfrei
Einen Tag nach der ESWL waren 90 % der Patienten steinfrei oder hatten noch Fragmente mit einem Durchmesser von 2 mm oder darunter, 10 % hatten noch Fragmente von 3 mm oder größer im distalen Ureter. 3 Monate nach der ESWL waren 129 von 130 nachbeobachteten Patienten (99 %) steinfrei. Die Autoren geben zu Bedenken, dass ein Vergleich mit anderen Studien schwierig ist, da jeweils andere Lithotripter eingesetzt wurden, die Steingröße variierte und der Behandlungserfolg unterschiedlich definiert wurde. Jedoch wurden in anderen Untersuchungen ähnliche Erfolgsraten beschrieben; es kam aber zu höheren Raten an wiederholten Behandlungen und an Komplikationen als in der Schweizer Studie.
Die Autoren schließen aus ihrer Studie, dass die ESWL eine einfache und sicher anzuwendende Methode der Steinentfernung bei vor der Blase liegenden Harnleitersteinen ist, die ohne Anästhesie und Röntgenuntersuchung vorgenommen werden kann. Sie stellt demnach eine Alternative der ersten Wahl zur konservativen und endoskopischen Behandlung dar.
#