Aktuelle Urol 2003; 34(5): 291
DOI: 10.1055/s-2003-45449
Referiert und kommentiert

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nierenzellkarzinom plus Tumorthrombus - Immuntherapie bringt Vorteile

Roland Fath1
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Roland Fath

Frankfurt

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Publication Date:
11 September 2003 (online)

 
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Zusammenfassung

Bei Patienten mit Nierenzellkarzinomen und venösen Tumorthromben, die operiert wurden, kann das Überleben durch eine Immuntherapie vermutlich verlängert werden. Darauf deuten Untersuchungsergebnisse aus den USA hin.

Bei 207 Patienten mit unilateralem Nierenzellkarzinom, das bereits ins venöse Gefäßsystem vorgedrungen war, wurden retrospektiv die Prognosefaktoren untersucht (J Urol 2003; 3: 909-916). 107 Patienten hatten Tumorthromben in der Nierenvene, 100 in der Vena cava inferior. Bei allen waren eine Nephrektomie und eine Thrombektomie vorgenommen worden. Zum Vergleich dienten die Daten von 607 Patienten ohne Tumorthromben.

Bei Patienten mit Tumorthromben ist das Nierenzellkarzinom in der Regel in einem fortgeschritteneren Stadium und die Prognose schlechter als bei Patienten ohne Tumorthromben, schreiben die Autoren. Nur bei 77 Patienten (37 %) war die Erkrankung bei der Diagnose im Stadium N0M0; bei 130 Patienten (63 %) waren bereits regionale Lymphknoten befallen oder lagen Fernmetastasen vor, am häufigsten in der Lunge.

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Gute Prognose für Patienten im Stadium N0M0

Die lokale Tumorausbreitung war prognostisch von größerer Bedeutung als der Grad der Tumorthromben in der V. cava inferior. Relativ gut war die Prognose von Patienten mit Karzinomen, die auf das Stadium N0M0 beschränkt waren. Die 5-Jahres-Überlebensraten betrugen 72 % bei Patienten mit Tumorthromben in der V. cava inferior und 68 % bei Patienten mit Thromben in der Nierenvene und waren damit nur wenig schlechter als die von Patienten ohne Tumorthromben (81 %). Bei mindestens 40 % der Patienten mit Tumorthromben entwickelten sich Rezidive. Auf die Immuntherapie, überwiegend mit Interleukin-2, die bei diesen Patienten zum Teil begonnen wurde, sprachen Patienten mit Thromben in der V. cava inferior schlechter an als Patienten mit Thromben in der Nierenvene (komplett: 0 vs 10 %, partiell: 17 vs 60 %). Patienten mit Fernmetastasen, ob mit oder ohne Tumorthromben, sprachen in ähnlichem Maße auf eine Immuntherapie an. Die Ansprechraten waren bei Patienten mit Tumorthromben am besten, wenn die Immuntherapie zusätzlich zu einer Operation erfolgt war (komplettes Ansprechen: 10-12 %, partiell: 33- 55 %). Das Überleben der Patienten verlängerte sich durch eine zusätzliche Immuntherapie im Schnitt um etwa 3 Monate. Die 2-Jahres-Überlebensraten betrugen 41 und 52 % bei Patienten mit Thromben in der V. cava inferior bzw. in der Nierenvene im Vergleich zu 32 und 45 % bei alleiniger Operation.

Die Kombination von Operation und Immuntherapie scheint bei Patienten mit Nierenzellkarzinomen und venösen Tumorthromben prognostisch günstig zu sein. Allerdings muss dies noch in weiteren Studien bestätigt werden.

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Kommentar zur Studie

Die Verfügbarkeit systemischer Immuntherapien mit Interleukin-2 und Interferon-a den Stellenwert zytoreduktiver Operationen bei fortgeschrittener Tumorerkrankung.

Die signifikante Lebensverlängerung weist auf den hohen Stellenwert der Kombination von Immuntherapie und Operation bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom und Tumorthromben hin im Vergleich zum alleinigen operativen Eingriff. Darüber hinaus ist seit kurzem gut belegt, dass die Kombination von Immuntherapie und Operation des Nierenzellkarzinoms bei fortgeschrittener Erkrankung nachweislich lebensverlängernd ist verglichen mit alleiniger Immuntherapie (1, 2). Vor Einführung der Immuntherapie wurde bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom die Nephrektomie als wertlos erachtet, da das 1-Jahres-Überleben lediglich bei 26 % lag. Die vorliegenden Daten zur Tumorverkleinerung in Verbindung mit einer Immuntherapie weisen mittlerweile in eine günstigere Richtung. Offenbar erhöht die Verfügbarkeit systemischer Immuntherapien mit Interleukin-2 und Interferon-a deutlich messbar den Stellenwert zytoreduktiver Operationen bei fortgeschrittener Tumorerkrankung. Diese Therapieoption eröffnet für hoch selektionierte Patienten einen möglichen kurativen Ansatz.

Prof. Edith Huland, Hamburg

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Abb. 1 V.-cava-Tumorthrombus. Eine Kombination aus Operation und Immuntherapie verbessert die Prognose von Patienten mit einem Nierenzellkarzinom und venösem Tumorthrombus. (Bild: Praxis der Urologie, Thieme 2003).

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Roland Fath

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Abb. 1 V.-cava-Tumorthrombus. Eine Kombination aus Operation und Immuntherapie verbessert die Prognose von Patienten mit einem Nierenzellkarzinom und venösem Tumorthrombus. (Bild: Praxis der Urologie, Thieme 2003).