Zeitschrift für Palliativmedizin 2004; 5(2): 47-54
DOI: 10.1055/s-2003-815026
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stärkung der eigenen Spiritualität und Offenheit in der Sterbebegleitung

Evaluation der Resonanz auf ein buddhistisch geprägtes Curriculum zur Selbstfürsorge als Fortbildung an einem UniversitätsklinikumStrengthening the Own Spirituality and Openness in the Care for the DyingResults of the Evaluation of a Buddhistic Curriculum for Self Care at Heidelberg University ClinicEva  Sabine  Saalfrank1 , Rolf  Verres1
  • 1Klinikum der Universität Heidelberg, Abteilung Medizinische Psychologie, www.medpsych.uni-hd.de
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Juli 2004 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: „Spiritual Care - Weisheit und Mitgefühl in der Begleitung Sterbender” ist ein Trainingsprogramm für in der Sterbebegleitung engagierte Menschen, das die Amerikanerin Christine Longaker in Zusammenarbeit mit ihrem tibetischen Lehrer Sogyal Rinpoche entwickelt hat. Neben der theoretischen und praktischen Reflexion v. a. der psychosozialen und emotionalen Aspekte des palliativen Themenkomplexes werden spezielle Meditationsübungen aufgezeigt und intensiv eingeübt, die der eigenen Stärkung und der Entwicklung einer offenen, empathischen Haltung gegenüber den individuell verschiedenen Bedürfnissen Sterbender dienen sollen. Material und Methoden: Die Abteilung für Medizinische Psychologie am Klinikum der Universität Heidelberg bot diese Ausbildungsreihe erstmals in Deutschland an einem Universitätsklinikum an, um ihre Anwendungsmöglichkeiten zu erforschen. Von Dezember 2000 bis Februar 2002 fand ein insgesamt 16-tägiges Training mit über 65 Teilnehmenden statt, das vorwiegend qualitativ evaluiert wurde. Das Datenmaterial umfasst insgesamt 16 Videobänder und 436 ausführlich beantwortete Fragebögen. Die Auswertung erfolgte im Rahmen des von der Deutschen Krebshilfe seit Oktober 2002 finanzierten Projektes „Netzwerk achtsame Sterbekultur”. Ergebnisse: Die Resonanz war durchgängig positiv. Mit großer Dankbarkeit wurde auf dieses Angebot zur Selbstfürsorge gerade und besonders im universitären Kontext reagiert. Die in die Tiefe gehende Reflexion eigener Haltungen, Ängste, Trauer wurde von allen Teilnehmenden (TN) als sehr hilfreich für die Entwicklung von Sicherheit in der Sterbebegleitung empfunden. Philosophische Grundhaltungen und Meditationsübungen wurden vom Großteil der TN dankbar als Denkanstöße aufgegriffen, die im Adaptionsprozess mit den je verschiedenen spirituellen Hintergründen und Glaubenstraditionen von den TN individuell variiert und integriert wurden. Schlussfolgerungen: Berufsbegleitende Angebote, die spirituelle Aspekte der „Selbstfürsorge” betonen, können die Fähigkeit zur Empathie nachhaltig stärken und helfen, dem „Ausgebrannt-sein” in Extrem- und Grenzsituationen vorzubeugen. Es ist wichtig, derartigen Veranstaltungen langfristig einen anerkannten Status als Fortbildung zu verleihen, damit alle Interessierten die Möglichkeit haben, zur Teilnahme freigestellt zu werden. Eine interkulturell offene Thematisierung der Sterbebegleitung (hier exemplarisch anhand des Buddhismus) ist geeignet, das Einfühlungsvermögen in Glaubenswelten anderer und eine vorurteilsfreie Sichtweise spiritueller Werte zu fördern.

Abstract

Background: „Spiritual Care - Wisdom and Compassion in the Care for the Dying” is a training developped by the US American hospice worker Christine Longaker in cooperation with her Tibetan buddhistic teacher Sogyal Rinpoche. Their aim is „to improve the quality of end of life care by offering professionals a thorough grounding in the emotional and spiritual aspect of palliative care”. The course might be „relevant to all professionals in the fields of health and human services who have an interest in reducing unnecessary suffering, relieving burnout, improving communication and learning basic spiritual practices that can be applied in care situations”. Material and methods: In purpose of resonance research the Department of Medical Psychology in Heidelberg offered this training series as the first institution of a German University as an official education. From December 2000 to February 2002 a 16 days training course with over 65 participants took place. It was qualitatively evaluated, comprehensive data cover 16 video tapes and 436 questionnaires. The evaluation is part of a current research project „Network for Awareness in the Culture of Dying”, financed by the German Cancer Help Organisation (Deutsche Krebshilfe) since October 2002. Results: Participants reacted mainly positive and with great gratitude to this offering of „selfcare” especially in the context of an university. The grounded reflection of the own attitude, fear and grief was experienced as being very helpful. Although the philosophical background and some meditation methods are rather „buddhistic”, they were adapted as an important impulse for further reflecting. They are getting to be individually changed and integrated into the different religious and spiritual backgrounds of the participants. Their attitude and approach to living, dying and death changed effectively, difficult situations and discussions are now approached in a more relaxed and confident way. Conclusions: Curricula to strengthen selfcare in a spiritual way are able to contribute constructively promoting the ability to empathy and preventing burnout in emotional stressing situations. In order to provide all interested people the possibility to participate, it is important to give such courses a recognised status as a continuation education.

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