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DOI: 10.1055/s-2004-822872
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Prinzipien der Aufklärung in der Onkologie - Zuschrift Nr. 2
Zum Beitrag aus DMW 46/2003Publication History
Publication Date:
24 March 2004 (online)
Mit großem Interesse haben wir den Artikel von Lübbe et al. über das Aufklärungsgespräch in der Onkologie zur Kenntnis genommen [3]. Wir begrüßen die Veröffentlichung der Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft, auch im Hinblick auf die zunehmende Sensibilisierung für Themen der Ethik und Kommunikation in der klinischen Praxis.
Nach Aussage der Autoren erinnern sich Patienten häufig genau an die Gesprächssituation, nicht aber an die übermittelten Informationen. Zahlreiche empirische Untersuchungen zeigen, dass dem Wunsch von Patienten nach Information in der klinischen Praxis häufig nur unzureichend entsprochen wird [5]. Allerdings geben wir zu bedenken, dass Patienten nach Aufklärungsgesprächen, in denen eine schlechte Nachricht nachweislich übermittelt wurde, nur einen geringen Teil dieser Informationen erinnern [2]. Es ist daher von hoher Relevanz für die klinische Praxis, dass Ärzte nicht nur Informationen übermitteln, sondern auch über die notwendigen kommunikativen Kompetenzen verfügen, die Aufklärung in einer Form durchzuführen, die es Patienten ermöglicht, eine solche Nachricht zu verarbeiten. Die Autoren stellen fest, dass Fortbildungsmöglichkeiten zum Erwerb kommunikativer Fähigkeiten in Deutschland kaum vorhanden sind. In Ergänzung zu den in der Arbeit zitierten Evaluationsergebnissen praktisch orientierter Kurse zur Arzt-Patient-Kommunikation möchten wir auch auf die nachgewiesenen Effekte dieser Veranstaltungen auf das Gesprächsverhalten von Ärzten hinweisen. In einer 2002 im Lancet publizierten randomisiert kontrollierten Studie zeigen Fallowfield und Mitarbeiterinnen, dass sich bei Ärzten nach dem Besuch einer Fortbildung ein signifikant verbessertes Gesprächsverhalten bei der Aufklärung von Patienten beobachten lässt [1].
Die in dem Artikel von Lübbe et al. genannten Kriterien eines guten Aufklärungsgespräches machen deutlich, vor welchen Herausforderungen Ärzte stehen, die das Recht auf Selbstbestimmung von Patienten respektieren. Kommunikative Fähigkeiten sind Schlüsselkompetenzen für die Umsetzung einer Aufklärung, die das Prinzip der Autonomie von Patienten anerkennt und gleichzeitig der Verpflichtung zur Fürsorge in dieser schwierigen Situation Rechnung trägt. Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen zum Aufklärungsgespräch mit schwer kranken Patienten sollten daher fester Bestandteil der medizinischen Ausbildung werden. Die Ergebnisse eigener Untersuchungen zeigen, dass Medizinstudierende nach der Teilnahme an solchen Lehrveranstaltungen ihre kommunikativen Kompetenzen signifikant besser bewerten [4]. In Erlangen bieten wir seit einem Jahr sowohl für Medizinstudierende als auch für Ärztinnen und Ärzte praxisorientierte Kurse zur Aufklärung und Einwilligung sowie zum Überbringen schlechter Nachrichten („Breaking bad news“) an.
Literatur
- 1 Fallowfield L, Jenkins V. et al . Efficacy of a Cancer Research UK communication skills training model for oncologists: a randomised controlled trial. Lancet. 2002; 23 650-656
- 2 Fogarty L A, Curbow B A. et al . Can 40 seconds of compassion reduce patient anxiety?. J Clin Oncol. 1999; 17 371-379
- 3 Lübbe A S, Nelle I, Stange J H. Prinzipien der Aufklärung in der Onkologie. Dtsch Med Wochenschr. 2003; 128 2441-2444
- 4 Schildmann J, Ortwein H, Herrmann E, Schwarz C A, Klambeck A, Brunklaus A. „Wahrheit am Krankenbett“ - Evaluationsergebnisse von fünf Workshops zum Diagnosegespräch. Medizinische Ausbildung. 2002; 19 9-12
- 5 Strull W M, Lo B, Charles G. Do patients want to participate in medical decision making?. JAMA. 1984; 252 2990-2994
Jan Schildmann, M.A.
Medizinische Klinik III und Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, FAU Erlangen
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91054 Erlangen
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Prof. Dr. med. Dr. phil. Jochen Vollmann, Professur für Ethik in der Medizin, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, FAU Erlangen