Aktuelle Dermatologie 2004; 30(11): 469-473
DOI: 10.1055/s-2004-825700
Eine Klinik im Blickpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

1860 - 2005:145 Jahre stationäre Dermatologie in Plauen: Zur Geschichte der Plauener Hautklinik

1860 - 2005 : 145 Years of In-Patient Care for Dermatological Patients in Plauen: History of the Department of Dermatology, Municipal Hospital of Plauen, GermanyR.  Blum1 , D.  Mischke1 , L.  Kowalzick1
  • 1Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie, HUMAINE Vogtland-Klinikum Plauen (Chefarzt: Prof. Dr. med. habil. L. Kowalzick)
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Prof. Dr. med. habil. L. Kowalzick

Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie

Vogtland-Klinikum Plauen GmbH · Postfach 100153 · 08505 Plauen

eMail: lutz.kowalzick@web.de

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. November 2004 (online)

Inhaltsübersicht #

Zusammenfassung

Dargestellt wird die Geschichte der stationären Versorgung hautkranker Patienten im städtischen Klinikum in Plauen, die vor 145 Jahren ihren Anfang nahm und für die vor 100 Jahren das erste speziell für diesen Zweck erbaute Gebäude begonnen wurde. Ein Überblick über die verschiedenen Standorte und die leitenden ärztlichen Persönlichkeiten spiegelt die Höhen und Tiefen der Geschichte der stationären Dermatologie in Deutschland über die Zeitläufe wieder.

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Abstract

The history of in-patient care for dermatological patients in the municipal hospital of Plauen, Germany, which began before 145 years and which first purpose-build building was founded 100 years ago is demonstrated. A review of the different sites and the involved physicians reflects the ups and downs of in-patient care in Dermatology in that period.

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1860 - 1889: Krankenhaus Hammerstraße

Die Geschichte der Plauener Hautklinik reicht bei genauerer Betrachtung bis in das erste Plauener Krankenhaus in der Hammerstraße 28 zurück. Bereits bei Inbetriebnahme dieser Einrichtung im Jahre 1860 werden 4 der insgesamt 34 verfügbaren Betten explizit für Hautkranke ausgewiesen. Diese Tatsache überrascht insbesondere angesichts der fachübergreifenden Einteilung der übrigen Bettenkapazität: 2 Betten erster Klasse, 8 Betten zweiter Klasse, 16 Betten dritter Klasse sowie 3 Betten für besondere Erkrankungen und 1 Kinderbett [1] [2]. Freilich kann von einer Hautklinik keinesfalls die Rede sein, da die Dermatologie und Venerologie erst allmählich Ende des 19. Jahrhunderts aus den Fächern Chirurgie und Innere Medizin hervorging.

Auch in Plauen stand die Dermatologie, nicht zuletzt bedingt durch die damals im Vordergrund stehenden unliebsamen Geschlechtserkrankungen, bis weit ins 20. Jahrhundert in einem gewissen Emanzipationskampf gegenüber anderen Fachdisziplinen.

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1889 - 1945: Krankenhaus Reichenbacher Straße

Das 1887 begonnene und 1889 eingeweihte städtische Krankenhaus an der Reichenbacher Straße, bereits auf dem Gelände des heutigen Vogtland-Klinikums zwischen Reichenbacher und Röntgen-Straße gelegen, hatte im Dachgeschoss des Hauptgebäudes eine Station für Haut- und Geschlechtskranke mit 16 Betten eingerichtet (Abb. [1]). Zu diesem Zeitpunkt gab es städtische Hautkliniken bereits in Dresden, Hamburg und Erfurt [3]. Für damalige Verhältnisse war die Ausstattung mit zwei Badezimmern und Aborten schon vergleichsweise großzügig. Eine weitere deutliche Verbesserung der Krankenunterbringung sollte im Rahmen der Erweiterungsbauten durch die Errichtung eines Pavillons für Hautkranke (Abb. [2]) erreicht werden, dessen Grundsteinlegung 1904 sich jetzt zum hundertsten Male jährt.

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Abb. 1 Das 1889 fertig gestellte Hauptgebäude des städtischen Krankenhauses Plauen an der Reichenbacher Straße. Im gesamten Dachgeschoss befand sich eine Hautstation mit 16 Betten.

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Abb. 2 Lageplan des städtischen Krankenhauses in Plauen an der Reichenbacher Straße von 1906 mit dem Pavillon der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Ziffer F).

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1906 - 1927: Pavillon für Haut- und Geschlechtskranke

Nach rund zweijähriger Bauzeit wurde das für 835137 Reichsmark errichtete neue Gebäude (Abb. [3 a - c]) am 17. Mai 1906 mit Kranken belegt. Es umfasste eine Männer- und Frauenabteilung mit je einem Krankensaal zu 12 und zwei Krankensälen zu 6 Betten. Durch weitere 4 bzw. 5 Einzelzimmer, 4 Kinderbetten und zwei „Absonderungsräume” ergab sich somit eine Bettenkapazität von insgesamt maximal 63 Betten [4]. Trotz der Größe der Abteilung war die Betreuung der Haut- und Geschlechtskranken damals nach wie vor der Inneren Medizin unterstellt. Der damalige Stelleninhaber („Leitender Oberarzt”; nach heutigem Verständnis: Chefarzt) war Dr. Otto Kell, 1913 gefolgt von dem bis in die 40er-Jahre tätigen Prof. Dr. Eduard Stadler, die beide gleichzeitig die Innere Medizin leiteten. Wegen des Kriegsdienstes des Letzteren wurde von 1914 bis 1916 der dermatologische Facharzt Dr. Reisner eingestellt [5]. Die Krankenversorgung erfolgte u. a. durch so genannte „Hilfsärzte”. Durch diese Zuordnung konnte es so unmerklich zu einer zunehmenden Vereinnahmung der Bettenkapazität durch die Innere Abteilung kommen, wobei vor allem die Geschlechtserkrankungen bzw. das damit verbundene Patientengut von verschiedener Seite unverhohlen als störend empfunden wurde. Die umfangreichen Aufzeichnungen der 20er-Jahre über die Behandlungen von Geschlechtskranken, die sich im Wesentlichen auf eine Dokumentation zahlreicher, für den Zeitgeschmack empörender Sittenwidrigkeiten der Patienten beschränken, sprechen dann auch recht klar den Sinn und Inhalt der damaligen Behandlung von Geschlechtserkrankungen aus: Aufgrund der sehr beschränkten therapeutischen Möglichkeiten handelte es sich mehr oder weniger um eine Art epidemiologisch und durchaus auch gesellschaftlich motivierte Sicherheitsverwahrung dieser Patienten zum Schutze der Bevölkerung. 1927 wurden die Räumlichkeiten der Hautklinik in Stationen für innere Kranke umgewandelt und nur wenige Zimmer den Haut- und Geschlechtskranken zur Verfügung gestellt.

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Abb. 3 Der 1904 begonnene, 1906 fertig gestellte Pavillon für Hautkranke mit 63 Betten auf dem Gelände des städtischen Krankenhauses in Plauen an der Reichenbacher Straße (a). Nach späterer Nutzung u. a. für die Urologische Klinik und die Dialyse, gegenwärtig im Umbau zum Schulungs- und Tagungszentrum der HUMAINE Kliniken GmbH. Aus dem Inneren des Gebäudes: Krankensaal mit Saalwärter (b) und Badeabteilung (c).

Die Prosperität der Stadt Plauen mit einem Anstieg der Einwohnerzahl nach der Jahrhundertwende auf über 125000, die sich verständlicherweise auch in stetig steigenden Erfordernissen der Krankenversorgung niederschlug und der auch die durchaus großzügig und weitsichtig zu nennenden Investitionen der vorausgegangenen Jahrzehnte nicht mehr gerecht zu werden vermochten, führte Ende der 20er Jahre zu Planungen eines Um- oder Neubaus des Krankenhauses. Diese beiden Varianten wurden in einer 1928 veröffentlichten „Denkschrift über die Neuorganisation der Krankenanstalten Plauens” vorgestellt. Darin heißt es in Bezug auf einen Umbau: „Eine Haut- und Geschlechtskrankenabteilung ... wird nach Möglichkeit oberhalb der Isolierbaracke (ganz im Norden des Krankenhausgeländes; Anm. d. Verf.) mit 20 Frauen- und 20 Männerbetten und 2 gesonderten Gartenanlagen zu errichten sein.” Das Neubauprogramm mit Aufstockung der Gesamtbettenzahl von 508 auf 584 hätte hingegen Folgendes vorgesehen: „Eine Haut- und Geschlechtskrankenabteilung mit je 25 Betten für Männer und Frauen. Eine vollständige Abtrennung dieser Abteilung von der Inneren empfiehlt sich, weil Rücksicht auf das Empfinden der innerlich Kranken genommen werden muss und weil die Geschlechtskranken einer besonderen Überwachung und Behandlung bedürfen.” Die beabsichtigte Wirkung dieser durchaus lesenswerten Denkschrift musste leider in der wirtschaftlich schweren Zeit und erst recht unter den völlig andersartigen Zielen des Dritten Reiches verpuffen: Nichts davon wurde verwirklicht.

So bleibt zu vermuten, dass die eigentliche dermatologische Versorgung der Plauener Bevölkerung in diesen Jahren doch überwiegend ambulant durch die niedergelassenen Hautärzte geschah: Waren im Jahre 1912 nur 3 Hautärzte in den Adressbüchern geführt, fanden sich 1930 bereits 8 Kollegen, darunter seit 1925 auch der spätere dermatologische Chefarzt der Poliklinik Melanchthonstraße, Herr Dr. Walter Krüger (Facharzt für „Haut und Harn, Kosmetik”). Fünf von ihnen waren nach Kriegsende noch in Plauen verblieben.

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1945 - 1968: Die Nachkriegsära

Aufgrund der verheerenden Kriegsfolgen, die auch zur Zerstörungen im Krankenhaus an der Reichenbacher Straße führten, kam es neben der Ausbreitung zahlreicher Infektionskrankheiten auch zu einer Zunahme der venerischen Erkrankungen. Dieser Entwicklung wurde durch die Ausbildung von so genannten Hilfsvenerologen, die unter anderem auch der spätere Chefarzt der Plauener Hautklinik, Dr. Franke, zunächst durchlief, zu begegnen versucht. Neben Dermatologen wurden zu den sechswöchigen Kursen z. B. an der Universität Jena überwiegend praktische Ärzte und Gynäkologen herangezogen. Die Versorgung der Kranken erfolgte auch in Plauen zunächst in so genannten Hilfskrankenhäusern wie u. a. der Herbartschule. Von den verantwortlichen Gesundheitsbehörden wurde schließlich die Notwendigkeit der Errichtung einer Hautklinik erkannt, so dass in dem ehemaligen Hilfskrankenhaus Hotel Plauener Hof und nunmehr als Poliklinik I in der Melanchthonstraße geführten Haus neben inneren, chirurgischen, gynäkologischen, laryngologischen und orthopädischen Bettenstationen insgesamt 80 Betten für Haut- und Geschlechtskranke eingerichtet wurden. Diese vergleichsweise große, wenngleich etwas schamhaft unters Dach verbannte Einheit wurde, bis zu seinem plötzlichen Tod, von dem bereits erwähnten Hautfacharzt Herrn Dr. Krüger geleitet. Unter den Bewerbern für die frei gewordene Stelle fand sich auch der nach dem Krieg als praktischer Arzt und später bis zu seinem Tod als niedergelassener Dermatologe in der Ambulanz Bahnhofstraße tätige Dr. Krauss. Aufgrund der sehr guten Referenzen fiel die Entscheidung jedoch zugunsten von MR Dr. Hermann Franke (1917 - 1995, Abb. [4]). Nach seinem Medizinstudium an der Universität Leipzig, Frontdienst und schließlich Staatsexamen an der Uni Jena war er seit 1947 in der Dermatologie tätig. Während seiner Tätigkeit am Landeskrankenhaus in Pfaffenroda hatte er an der Universitäts-Hautklinik Jena eine Ausbildung als Hilfsvenerologe absolviert. Ab 1950 war er am Städtischen Krankenhaus Weimar in der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten angestellt und arbeitete seit 1951 zuletzt als Oberarzt an der Universitäts-Hautklinik Jena unter Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Hämel. Unter dem damaligen Ärztlichen Direktor der Poliklinik I Melanchthonstraße trat er am 2. Januar 1956 in Plauen den Dienst an. Als sein Ziel formulierte er damals die „Weiterentwicklung der bestehenden Fachabteilung im Krankenhaus zu einer, allen modernen Anforderungen entsprechenden Fachklinik”. Noch im selben Jahr wurde er als Kreisbeauftragter zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten berufen. Neben der Fachabteilung, die 1959 71 stationäre Betten umfasste, war auch noch täglich eine Ambulanz zu betreuen. Als Einblick in den damaligen Umfang der Ambulanz seien die Konsultationen pro Quartal genannt: II/1958 : 3891 Patienten, III/1958 : 4803 Patienten, IV/1958 : 5392 Patienten und I/1959 : 4901 Patienten. Seit 1. Februar 1961 war Dr. Franke Chefarzt der Haut- und Geschlechts-Kranken-Abteilung am Bezirkskrankenhaus Plauen und gleichzeitig Leiter der Hautabteilung der angeschlossenen Poliklinik I, Plauen, Dobenaustraße. Verbunden mit der Aufwertung der Einrichtung war für das Jahr 1964 die Errichtung einer neuen Hautklinik für den Versorgungsbezirk geplant. Obwohl diese nicht verwirklicht wurde, verbesserte sich die Versorgung durch Umstrukturierungsmaßnahmen im Plauener Gesundheitswesen in den Jahren 1967 - 1968. Dr. Franke, der jeden Tag die Visite selbst übernahm und anschließend seinen Dienst in der Poliklinik Gartenstraße tat, legte stets größten Wert auf gut dokumentierte Krankheitsverläufe und ausführlichste Briefe. Sonntags schließlich ging er extra in die Klinik, um sich Zeit für die persönlichen Nöte der Patienten zu nehmen. Sein großer Einsatz führte maßgeblich zum Aufbau der Plauener Hautklinik und endgültigen Etablierung der Dermatologie neben den anderen Fachdisziplinen. Darüber hinaus wurde er 1961 Leiter des Medizinischen Dienstes Plauen - Stadt, engagierte sich als Vorsitzender des Kreiskomitees des DRK, war Betriebsarzt im Sachsendruck Plauen und wurde zum Vorsitzenden der Fachkommission (Prüfungskomission) für Hautkrankheiten berufen.

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Abb. 4 Obermedizinalrat Dr. med. Herrmann Franke (1917 - 1995), Chefarzt der Hautklinik am Bezirkskrankenhaus Plauen von 1968 - 1984.

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1968 - 1998: Hautklinik am Hradschin

Da das geplante Neubauvorhaben nicht zu realisieren war, erfolgte 1967 der Umzug in das Gebäude am Hradschin. Bei diesem 1887 errichteten Gebäude handelte es sich um die Kopie einer florentinischen Renaissance-Villa (Abb. [5]) im Plauener Stadtzentrum. Diese Räumlichkeiten wurden dabei quasi mit der dort zuvor angesiedelten Frauenklinik getauscht, wobei das dermatologische Labor zunächst in der Melanchthonstraße verblieb und erst später unters Dach am Hradschin folgte. Am 1. Januar 1968 wurde dann die Hautklinik am Bezirkskrankenhaus Plauen, das 1959 aus dem städtischen Klinikum hervorgegangen war, am neuen Standort etabliert. Unter dem verdienstvollen Einsatz von Herrn OMR Dr. Franke konnte jetzt aufgrund der verbesserten baulichen Rahmenbedingungen eine zeitgemäße, qualitativ hoch stehende dermatologische Versorgung realisiert werden, die auch zunehmend wissenschaftlichen Ansprüchen Genüge leistete. Unter anderem trug dazu auch das anfänglich von Frau Franke zunächst nur stundenweise betriebene Labor bei. Dort konnten z. B. Pilz-, Gram- und Methylenblaufärbungen, Spirochätennachweis bzw. Dunkelfeldmikroskopie sowie Epicutan- und Pricktestungen durchgeführt werden. Nicht zu Unrecht wurde der Plauener Hautklinik 1984 im Wettstreit mit der damaligen Hautklinik Aue der Status als Leitklinik zuerkannt. Hierzu heißt es in einem Schreiben des damaligen Chefarztes der Hautklinik am Bezirkskrankenhaus Dresden - Friedrichstadt, Herrn Doz. Dr. sc. med. (später Prof. Dr. med. habil.) Claus Seebacher: „Soeben habe ich den Bericht über die Besichtigung der Hautklinik in Plauen geschrieben und darin zum Ausdruck gebracht, daß Ihre Klinik den Ansprüchen einer modernen Weiterbildungseinrichtung voll und ganz genügt. Mit Hochachtung möchte ich anmerken, daß Sie mit relativ begrenzten Mitteln und Möglichkeiten eine ganz ausgezeichnete Arbeit leisten. ... Ich glaube Ihnen bescheinigen zu dürfen, wenn Sie zum Jahresende die Klinik in andere Hände übergeben, ein solides Werk vollbracht zu haben, das es Ihrem Nachfolger leicht machen wird, darauf aufbauend weiterzuarbeiten.”

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Abb. 5 Hautklinik am Hradschin Mitte der 1990er-Jahre. Die im Plauener Stadtzentrum gelegene Villa beherbergte die Klinik von 1968 - 1998.

Anfang 1985 übernahm Dr. sc. med. Hans-Jürgen Koch (Abb. [6]) die chefärztliche Leitung der Hautklinik am Bezirkskrankenhaus Plauen. Dr. Koch, 1943 in Breslau geboren, kam von der Universitäts-Hautklinik in Jena, wo er unter Prof. Dr. med. Erwin Günther seine Facharztausbildung absolvierte und 1984 über ein venerologisch-immunologisches Thema habilitierte und zum Oberarzt ernannt wurde [6] [7]. Entsprechend seinem klinisch-wissenschaftlichen Schwerpunkt baute Dr. Koch ein immunologisches und immunhistologisches Labor in der Plauener Hautklinik auf und etablierte eine interdisziplinäre immunologische Sprechstunde. Außerdem wurde erstmals ein OP in der Hautklinik eingerichtet. Zum Zeitpunkt der politischen Wende in Mitteldeutschland hatte die Klinik 40 Betten und eine große poliklinische Ambulanz sowie bis zu 14 ärztliche Mitarbeiter. Dr. Koch gelang es, die Klinik auch durch diesen kritischen Umbruch zu führen, und begründete gemeinsam mit Prof. Dr. med. Otto Hornstein von der Universitäts-Hautklinik in Erlangen und der Jenaer Hautklinik die Tradition der Dreiklinikstagung, die insbesondere klinisch tätige Dermatologen der alten und neuen Bundesländer bis 1994 regelmäßig zusammenführte. Im Herbst 1992 war die Plauener Hautklinik Ausrichter der ersten Gemeinschaftstagung der Sächsischen Dermatologischen Gesellschaft und des Landesverbandes Sachsen des Berufsverbandes Deutscher Dermatologen, die in Taltitz stattfand. Im Jahr 1993 erhielt das seit 1990 in Vogtland-Klinikum Plauen umbenannte städtische Klinikum den Status eines Akademischen Lehrkrankenhauses der Universität Leipzig. 1993 wurde Dr. med. habil. Koch als Chefarzt an die größere Hautklinik des DRK-Krankenhauses Chemnitz-Rabenstein berufen und verließ die Plauener Hautklinik im Frühjahr 1994. In seiner Chemnitzer Zeit wurde ihm von der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig die akademische Bezeichnung „Professor” verliehen.

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Abb. 6 Prof. Dr. med. habil. Hans-Jürgen Koch (geb. 1943), Chefarzt der Hautklinik des Bezirkskrankenhauses und später des Vogtland-Klinikums Plauen von 1985 - 1994, im Kreise seiner Mitarbeiter anlässlich seines 50. Geburtstages.

Nach einer Verzögerung von einigen Monaten, bedingt durch die Umwandlung des Vogtland- Klinikums in einen Eigenbetrieb der Stadt Plauen trat zum Januar 1995 Priv.-Doz. Dr. med. habil. Lutz Kowalzick (Abb. [7]), der bereits im August 1994 als Nachfolger zum Chefarzt der Hautklinik Plauen berufen wurde, sein Amt an. Kowalzick wurde 1957 in Brandenburg an der Havel geboren und absolvierte sein Medizinstudium an der Universität Hamburg. An der dortigen Universitätshautklinik durchlief er seine Weiterbildung zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten als Schüler von Prof. Dr. med. Theodor Nasemann. Zuletzt war er an dieser Klinik als Oberarzt tätig, wo er sich unter Prof. Dr. med. Dr. phil. Johannes Ring über ein dermatoonkologisches Thema habilitierte. Die Hamburger medizinische Fakultät verlieh ihm dann auch die akademische Bezeichnung „Professor”. Bei seinem Amtsantritt verfügte die Plauener Hautklinik über 30 vollstationäre Betten. Schwerpunkte seiner klinischen Tätigkeit sind neben der Dermatoonkologie auch die Licht-Diagnostik und -Therapie der Haut. Speziell in diesen Bereichen wurden von ihm neue diagnostische und therapeutische Verfahren etabliert und die entsprechenden Geräte angeschafft. Zu diesem Zeitpunkt war noch vorgesehen, dass die Hautklinik binnen 5 Jahren in die grundrenovierten Räumlichkeiten des 1904 - 1906 als Hautklinik errichteten Pavillons zurückkehren sollte.

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Abb. 7 Prof. Dr. med. habil. Lutz Kowalzick (geb. 1957), Chefarzt der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie des HUMAINE Vogtland-Klinikums Plauen seit 1995, kurz nach seinem Amtsantritt.

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1998: Umzug der Hautklinik in den Maximilian-Kolbe-Weg

Im August 1998 erfolgte stattdessen der interimistisch angelegte Umzug der Hautklinik in die teilrekonstruierte ehemalige orthopädische Klinik im Stadtteil Reusa, die ursprünglich in der Nachkriegszeit als Tuberkulose-Heilstätte errichtet worden war (Abb. [8]). Durch diesen Umzug konnten die bislang beengten Verhältnisse, insbesondere auch in den Funktionsräumen, entscheidend verbessert werden. Die großzügigeren Räumlichkeiten erleichterten es auch, den Einzugsbereich der Klinik weiter in den oberfränkischen Raum auszudehnen; eine enge Kooperation mit dem städtischen Klinikum in Hof war als Ausgangspunkt hierfür bereits Anfang der 90er-Jahre begonnen worden. Die Klinik, die seit Juli 2000 die Bezeichnung „Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie” trägt, ist mittlerweile die letzte Außenklinik des Vogtland-Klinikums Plauen, das sich seit 2003 im Besitz der HUMAINE Kliniken GmbH in Ascheim/Dornach befindet, und verfügt gegenwärtig über 25 vollstationäre und 3 tagesstationäre Betten. Neben dem Chefarzt sind in der Klinik 4 weitere ärztliche Mitarbeiter und eine Diplom-Biologin tätig. Diese verfassten während der bisherigen Tätigkeit von Prof. Dr. Kowalzick in Plauen über 200 wissenschaftliche Publikationen und Kongressbeiträge, davon über 80 Orginalia und Kasuistiken. Im Jahr 2000 erschien das Lehrbuch „Praxis der Lichtdermatosen” von Prof. Dr. Kowalzick (unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. H. Mensing, Hamburg, und Chefarzt Dr. med G. Wagner, Bremerhaven) in erster Auflage. Gemeinsam mit den Hautkliniken in Chemnitz (Prof. Dr. med. habil. H.-J. Koch) und Zwickau (Prof. Dr. med. habil. B. Knopf) veranstaltet die Plauener Hautklinik seit 1997 die Südwestsächsische Dreiklinikstagung, die turnusmäßig 1999 und 2002 in Plauen stattfand. Im Jahre 2000 organisierte der seinerzeitige Oberarzt der Klinik, Priv.-Doz. Dr. med. Jörg-Martin Pönnighaus, die zweite Tagung für Tropendermatologie und Reisemedizin in Plauen. Im November 2004 ist die Klinik anlässlich des 100. Jahrestages der Gründung einer eigenständigen Hautklinik in Plauen Gastgeber der 6. Tagung der Region Südost der Deutschen Dermatologischen Akademie.

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Abb. 8 Standort der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie des HUMAINE Vogtland-Klinikums Plauen am Maximilian-Kolbe-Weg seit 1998.

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Danksagung

Danken möchten wir den zahlreichen befragten Zeitzeugen insbesondere den Damen vom Stadtarchiv Plauen sowie Herrn MR Dr. med. H. Zehmisch, Plauen.

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Literatur

  • 1 Naumann G. Aus der Geschichte des Plauener Krankenhauses. In: Röder C (Hrsg.) Plauen i. V. 1933 - 1945. Plauen; Vogtländischer Heimatverlag Neupert 1995: 135-139
  • 2 Neupert A. Kleine Chronik der Stadt Plauen i. Vogtland von 1122 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Plauen i.V; Kommissionsverlag R. Neupert jun 1908: 51
  • 3 Scholz A. Geschichte der Dermatologie in Deutschland. Berlin, Heidelberg, New York; Springer 1999: 20-26
  • 4 Anonymus .Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Kreisstadt Plauen i. V. auf die Jahre 1904 - 1906. Plauen; 1907: 591-593
  • 5 Anonymus .Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Kreisstadt Plauen i. V. auf die Jahre 1914 - 1923. Plauen; 1924: 50-51
  • 6 Elsner P. Dermatologische Universitäts-Klinik Jena - Geschichte und Perspektiven.  Akt Dermatologie. 2001;  27 211-214
  • 7 Göring H D. Prof. Dr. Koch zum 60. Geburtstag.  Hautarzt. 2003;  54 1135-1136

Prof. Dr. med. habil. L. Kowalzick

Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie

Vogtland-Klinikum Plauen GmbH · Postfach 100153 · 08505 Plauen

eMail: lutz.kowalzick@web.de

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Literatur

  • 1 Naumann G. Aus der Geschichte des Plauener Krankenhauses. In: Röder C (Hrsg.) Plauen i. V. 1933 - 1945. Plauen; Vogtländischer Heimatverlag Neupert 1995: 135-139
  • 2 Neupert A. Kleine Chronik der Stadt Plauen i. Vogtland von 1122 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Plauen i.V; Kommissionsverlag R. Neupert jun 1908: 51
  • 3 Scholz A. Geschichte der Dermatologie in Deutschland. Berlin, Heidelberg, New York; Springer 1999: 20-26
  • 4 Anonymus .Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Kreisstadt Plauen i. V. auf die Jahre 1904 - 1906. Plauen; 1907: 591-593
  • 5 Anonymus .Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Kreisstadt Plauen i. V. auf die Jahre 1914 - 1923. Plauen; 1924: 50-51
  • 6 Elsner P. Dermatologische Universitäts-Klinik Jena - Geschichte und Perspektiven.  Akt Dermatologie. 2001;  27 211-214
  • 7 Göring H D. Prof. Dr. Koch zum 60. Geburtstag.  Hautarzt. 2003;  54 1135-1136

Prof. Dr. med. habil. L. Kowalzick

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Abb. 1 Das 1889 fertig gestellte Hauptgebäude des städtischen Krankenhauses Plauen an der Reichenbacher Straße. Im gesamten Dachgeschoss befand sich eine Hautstation mit 16 Betten.

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Abb. 2 Lageplan des städtischen Krankenhauses in Plauen an der Reichenbacher Straße von 1906 mit dem Pavillon der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten (Ziffer F).

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Abb. 3 Der 1904 begonnene, 1906 fertig gestellte Pavillon für Hautkranke mit 63 Betten auf dem Gelände des städtischen Krankenhauses in Plauen an der Reichenbacher Straße (a). Nach späterer Nutzung u. a. für die Urologische Klinik und die Dialyse, gegenwärtig im Umbau zum Schulungs- und Tagungszentrum der HUMAINE Kliniken GmbH. Aus dem Inneren des Gebäudes: Krankensaal mit Saalwärter (b) und Badeabteilung (c).

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Abb. 4 Obermedizinalrat Dr. med. Herrmann Franke (1917 - 1995), Chefarzt der Hautklinik am Bezirkskrankenhaus Plauen von 1968 - 1984.

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Abb. 5 Hautklinik am Hradschin Mitte der 1990er-Jahre. Die im Plauener Stadtzentrum gelegene Villa beherbergte die Klinik von 1968 - 1998.

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Abb. 6 Prof. Dr. med. habil. Hans-Jürgen Koch (geb. 1943), Chefarzt der Hautklinik des Bezirkskrankenhauses und später des Vogtland-Klinikums Plauen von 1985 - 1994, im Kreise seiner Mitarbeiter anlässlich seines 50. Geburtstages.

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Abb. 7 Prof. Dr. med. habil. Lutz Kowalzick (geb. 1957), Chefarzt der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie des HUMAINE Vogtland-Klinikums Plauen seit 1995, kurz nach seinem Amtsantritt.

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Abb. 8 Standort der Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie des HUMAINE Vogtland-Klinikums Plauen am Maximilian-Kolbe-Weg seit 1998.