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DOI: 10.1055/s-2004-825941
Eine Klinik im Blickpunkt: Hautklink Plauen
A Clinic Presented: Department of Dermatology, Plauen
Prof. Dr. med. habil. Lutz Kowalzick
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie
HUMAINE Vogtland-Klinikum Plauen · Postfach 100153 · 08505 Plauen
Email: lutz.kowalzick@web.de
Publication History
Publication Date:
16 November 2004 (online)
„Was Du von Deinen Vätern ererbt hast, erwirb es, um es zu besitzen.”
Johann Wolfgang von Goethe
In diesem Heft der „Aktuellen Dermatologie” stellt sich die Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie des HUMAINE Vogtland-Klinikums Plauen vor. Vor einhundert Jahren wurde für die Hautabteilung des seinerzeitigen städtischen Krankenhauses in Plauen der Grundstein für ein eigenständiges Gebäude gelegt. Bereits 45 Jahre vorher sind dermatologische Betten in Plauen bezeugt. Aus Anlass dieses Jubiläums wird die 6. Tagung der Region Südost der Deutschen Dermatologischen Akademie am 26. und 27. November 2004 in Plauen abgehalten. Ich danke Herrn Prof. Dr. E. G. Jung herzlich, in der vorliegenden Ausgabe der „Aktuellen Dermatologie” Raum für eine Darstellung zur Geschichte der Klinik, zwei aktuelle Originalien bzw. Kasuistiken und die Abstracts der Tagung zu gewähren. In den vergangenen 10 Jahren konnten die Mitarbeiter der Plauener Klinik bereits mit weiteren 24 Publikationen zu dieser Zeitschrift beitragen.
In diesen Jahren erleben wir häufiger 100-jährige Jubiläen von Institutionen und ihren materiellen Manifestationen, den Gebäuden. Vor 100 Jahren war das Deutsche Kaiserreich auf dem Kulminationspunkt seiner wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung; der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung, die geschaffenen Werte, ein noch unerschütterter Glaube an die Zukunft und ungebremstes Wachstum sowie ein von feudalen Strukturen befreiter Bürgersinn führten zur Begründung nicht nur von privaten Unternehmen, sondern auch von zahllosen gemeinnützigen und kommunalen Einrichtungen: Rathäuser, Gerichte, Universitätsinstitute, Schulen, Theater und Krankenhäuser mir ihren damals neu sich etablierenden Fachabteilungen wurden begründet oder erhielten neue, großzügige, dem damals neusten Stand entsprechende, Gebäude und Ausstattungen.
Hundert Jahre später erleben wir die Umstrukturierung, den Niedergang oder die Liquidation vieler der damals von den Gründervätern geschaffenen Einrichtungen. Universitätsinstitute, Schulen, Schwimmbäder, Theater und auch Krankenhäuser werden ausgegliedert, fusioniert, veräußert oder geschlossen. Aber auch Rathäuser und Gerichte erodieren zugunsten bürgerferner Behörden in kommunalen Monstrositäten wie Landkreisen mit einer halben Million Einwohnern und mehr. Gelegentlich folgen solche Maßnahmen dem 100. Jahrestag auf dem Fuße. Die offensichtlich vorhandene öffentliche Armut scheint die Träger dieser Einrichtungen, nachdem diese zwei Weltkriege, Inflation und Wiedervereinigung überdauert haben, in unserer Zeit zur Aufgabe des von den Generationen vorher Aufgebauten und Bewahrten zu zwingen.
Aber auch die inhaltliche Diversifizierung der Medizin, in der sich die Dermatologie vor etwa hundert Jahren von der Inneren Medizin emanzipierte, droht, aus vordergründigen wirtschaftlichen Zwängen der Globalisierung heraus, rückabgewickelt zu werden. Sowohl die DRG, die die Dermatologie nur in grotesk verstümmelnder Weise abbilden, die Implementierung von AEP-Kriterien für stationsersetzende Maßnahmen, die mit der Wirklichkeit und den Erfordernissen der Krankenbehandlung und -pflege in der Dermatologie wenig gemein haben, als auch die politisch geforderte Schaffung von integrierter Versorgung und medizinischen Versorgungs-Zentren sind geeignet, die Weiterexistenz der Dermatologie in Deutschland sowohl als stationäres, wie zumindest in der Fläche auch als ambulantes Fach in das Belieben der Kostenträger und so genannter Selbstverwaltungsgremien zu stellen.
Unter wohlfeilen Etiketten wie „Reform” und „Nachhaltigkeit”, die das Gegenteil meinen, werden bewährte diagnostische und therapeutische Verfahren, Strukturen und Einrichtungen auf dem Altar tagespolitischer scheinbarer Notwendigkeit geopfert. Betrachtet man in dem Artikel über die Plauener Hautklinik die Abbildung der großzügigen Badeabteilung einer Hautklinik vor 100 Jahren, so drängt sich einem dabei der Gedanke an die Ignoranz von Bundesausschüssen als Erfüllungsgehilfen der Gesundheitspolitik auf, welche die Balneophototherapie und Basispflege chronisch Hautkranker aus dem Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherung streichen.
So muss der Autor dieser Zeilen bekennen, dass ihn, trotz einem ständig steigenden Bedarf an dermatologischer und allergologischer Kompetenz, Zweifel beschleichen, ob in abermals 100 Jahren nicht nur die eigene Institution, sondern auch die ganze Landschaft dermatologischer Kliniken, ja das Fach als Ganzes noch Bestand haben. Doch es liegt an uns selbst, angesichts dieser Perspektiven nicht zu resignieren, sondern für unsere Kultur, unsere Traditionen, unsere Einrichtungen und für unser Fach zu kämpfen.
Prof. Dr. med. habil. Lutz Kowalzick
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie
HUMAINE Vogtland-Klinikum Plauen · Postfach 100153 · 08505 Plauen
Email: lutz.kowalzick@web.de
Prof. Dr. med. habil. Lutz Kowalzick
Klinik für Hautkrankheiten und Allergologie
HUMAINE Vogtland-Klinikum Plauen · Postfach 100153 · 08505 Plauen
Email: lutz.kowalzick@web.de