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DOI: 10.1055/s-2004-826864
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York
Neues in der Rheumatologie
News in rheumatologyPublication History
Publication Date:
21 July 2004 (online)
Vor dem Hintergrund des vom 9.-12. Juni 2004 in Berlin stattfindenen „Annual European Congress of Rheumatology” ist das vorliegende Heft der DMW dem Schwerpunkt Rheumatologie gewidmet. Dem Leser wird ohne Frage bei Durchsicht der Beiträge klar, dass sich dieser Schwerpunkt in klinischer Hinsicht mit internistisch spannenden Problemen beschäftigt.
Die Übersichtsarbeit aus Lübeck/Bad Bramstedt weist in relativ kurzer, aber dafür prägnanter Weise auf die diagnostischen Wege, die man im klinischen Alltag einer mit Vaskulitis-Patienten erfahrenen Klinik einschlägt, um zur definitiven Diagnose zu kommen. Die von dieser Gruppe erbrachten neuen Zahlen zur Inzidenz und Prävalenz dieser Krankheitsbilder belegen, dass auch in nicht spezialisierten Kliniken oder Praxen an diese Diagnosen gedacht werden muss. Der Weg zur Diagnose ist in der Regel nur über ein interdisziplinäres Vorgehen erreichbar; das Behandlungsprozedere stützt sich mittlerweile auf die Ergebnisse kontrollierter Studien.
Die Erlanger Rheumatologen berichten über den Behandlungserfolg mit TNF-Blockern bei 7 von 8 Patienten mit adultem Morbus Still - einer Erkrankung, die nicht selten intensive immunsuppressive Behandlungen erforderlich macht. Von besonderem Interesse ist dabei die Beobachtung, dass bei 5 dieser Patienten eine längerfristige Remission erreicht werden konnte.
Mit der Kasuistik „SLE aus Kamerun” wird wieder exemplarisch auf eine Verwechslungsmöglichkeit der systemischen Autoimmunerkrankung mit einer Infektionserkrankung aufmerksam gemacht und dabei vor unsachgemäßem Gebrauch von Klassifikationskriterien gewarnt. Ferner wird in diesem Schwerpunktheft durch die Autoren, die fast sämtlich dem Kompetenznetz Rheumatologie angehören, ein Einblick in den aktuellen Stand der Wissenschaft auf diesem Gebiet gewährleistet. Hier wird dann leicht erkennbar, dass verschiedene Kliniken bzw. Arbeitsgruppen auf international hoch kompetitivem Niveau erfolgreich aktiv sind: Enorme Fortschritte hat die Rheumatologie in den vergangenen Jahren in der Diagnostik und Therapie der Rheumatoiden Arthritis (RA) erfahren. So genannte „Früh-Marker” (z. B. die CCP-Autoantikörper) helfen neben der Arthrosonographie bei der Diagnose einer „early RA”. Die so genannten „Biologica” (z. B. TNF-Blocker) mit ihrer häufig durchschlagenden therapeutischen Effizienz erfordern eine erhöhte ärztliche Vigilanz, da einerseits mit dem rechtzeitigen Einsatz dieser Instrumente Gelenkdestruktion verhindert oder zumindest enorm verzögert, andererseits aber auch eine Infektanfälligkeit provoziert werden kann.
Faszinierend ist immer wieder die Entzündung bzw. die Nähe zur Infektiologie und natürlich die Autoimmunität. Die Tatsache, dass in beiden Bereichen noch eine enorme wissenschaftliche Herausforderung steckt, sollte besonders von den jüngeren Kollegen beachtet werden, die hier zweifellos hervorragende wissenschaftliche Ziele verfolgen können. Die Möglichkeiten hierfür sind nicht nur in Zentren mit wissenschaftlicher Exzellenz wie dem Deutschen Rheumaforschungszentrum gegeben. Auch in den einzelnen Kernbereichen des Kompetenznetzes sind besondere Patientenkohorten und sonst nur selten anzutreffende Krankheitsbilder zu finden, die auch jeder praktische Arzt und natürlich jeder Internist kennen muss, da diese Krankheiten nicht selten todbringend oder zumindest schwerst organschädigend sein können. Mit den heutigen, enorm verbesserten diagnostischen Möglichkeiten sind diese jedoch rasch zu erkennen und mit den neuen Therapeutika gut behandelbar.
Infektion und Autoimmunität stehen besonders nah nebeneinander bei den Spondyloarthritiden, der zweithäufigsten Krankheitsgruppe nach der RA. In der vorliegenden Arbeit wird in Form einer State-of-the-Art-Übersicht der Kenntnisstand der Ätiopathogenese zum diagnostischen Prozedere und zur Therapie beschrieben. Der Leser wird erkennen, dass auch hier Erkenntnisse der letzten Jahre zu einem erstaunlichen Sprung nach vorn im Hinblick auf eine weitaus verbesserte Versorgung dieser Patienten gelungen ist.
Ferner wird in diesem Heft noch zu dem Fibromyalgie-Syndrom in der für die DMW typischen Pro-und-Contra-Konfiguration zu einem Thema Stellung bezogen, welches im ärztlichen Bereich zu kontroverser Diskussion Anlass gibt.
Zusammenfassend gesehen, wird dem Stil der DMW entsprechend der Leser kurz und bündig mit den Fortschritten eines Schwerpunktes in wirklich so kompetenter Weise vertraut gemacht, dass die Lektüre dieses Schwerpunktheftes Freude macht.
Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Siegenthaler
Forsterstraße 61
CH-8044 Zürich