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DOI: 10.1055/s-2004-827144
Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & CO. KG
Subjekt, Begehren, Synergie
Wider die Sehnsucht nach homöopathischer Monokultur[1]Publication History
Publication Date:
24 May 2004 (online)
Zusammenfassung
Homöopathie gründet im Sprechen, den inneren Gesetzmäßigkeiten und den Strukturen der Sprache selbst. Das schließt naturwissenschaftliche Paradigmatik innerhalb der Homöopathie aus. „Ähnlichkeit” als historisch noch junges Erkenntnis- und Existenzparadigma muss entfaltet und angeeignet werden. Das verlangt u.a. kritische Offenheit im Methodischen. Eine Konsequenz, die radikale Wendung zum „Subjekt Patient”, wird skizziert. Es ergibt sich ein Selbstverständ-nis der Homöopathie als „subversiver Diskurs.”
Summary
Homeopathy is based on speaking, its inner rules and the structures of language itself. This will, within homeopathy, exclude the paradigmata of natural science. „Similarity” as a historically still newborn paradigm of perception and existence has to be developed and assimilated. Therefore homeopathic methodology has to be kept open critically. One result, the basic turn to the „Subject Patient”, is outlined. This leads to a concept of homeopathy as a „subversive discourse”
Schlüsselwörter
Masi-Elizalde - Evidenz-basierte Medizin - Identität und Differenz - Ähnlichkeit als neues Paradigma - Referenzparameter - Sprachanalyse
Keywords
Masi-Elizalde - Evidence Based Medicine - similarity as a new paradigm - parameters of reference - analytic philosophy of language
01 Überarbeitung zweier Vorträge, gehalten anlässlich der Jahreshauptversammlung des LV Baden-Württemberg des DZVhÄ am 24.3.2001 in Stuttgart sowie auf der Jahrestagung der Forschungsinitiative zur Revision der Materia Medica (FORM.) am 10.6.2001 auf Norderney.
Anmerkungen
01 Überarbeitung zweier Vorträge, gehalten anlässlich der Jahreshauptversammlung des LV Baden-Württemberg des DZVhÄ am 24.3.2001 in Stuttgart sowie auf der Jahrestagung der Forschungsinitiative zur Revision der Materia Medica (FORM.) am 10.6.2001 auf Norderney.
02 Ohne Quelle zitiert in: Haehl 1922: 273.
04 Bereits Hahnemann hatte die unauflösliche Verschränkung von Theorie und Praxis mit einem alten Zitat von Gregor von Nazianz (4. Jhd.) belegt: „ατελες αλoγoς πραξις και λóγoς απρακτoς”
05 Vgl.: Masi-Elizalde A, Preis S 1993; Preis S et al. 1996 f.; darin: drei in ihrer persönlichen Verschiedenheit sehr lesenswerte Einführungen von S. Preis, P. Mattmann-Allamand und C. Weihe.
09 Ich verweise nur beiläufig auf die bekannten Experimente Benvenistes oder die Untersuchungen von Resch/Gutmann.
12 Entsprechende Texturen kennen wir von Dionysios Areopagita über Meister Eckhardt bis Teilhard de Chardin.
14 Vgl. Hahnemann 1835: 67 ff.
16 Und erst recht war er auch kein Phänomenologe, aber das bedarf einer gesonderten Erörterung! Vgl. Eppenich 1991: 224 ff.; vgl. auch: Klunker 1994: 3 ff.
17 Vgl. Schmidt 1990; vgl. auch: Gawlik 1996.
18 Die „Kopernikanische Wende” etwa war in diesem Sinn tatsächlich eine Revolution, eine Wiederholung, ein Wiederkäuen der ptolemäischen Optik: Kopernikus verlegte nur das Zentrum woanders hin, die Erde trug fürderhin nicht mehr die alleinige Verantwortung für den Kosmos. An dem Prinzip des Zentrums rüttelte er nicht, er verschob lediglich den Ort. Kepler hingegen wagte mit der Verzerrung der Idealkreise zum Elliptischen hin einen erheblich größeren Schritt: Die Ellipse beherbergt immerhin zwei Brennpunkte, in der geometrischen Mitte hingegen bleibt nichts als der erste Zweifel am zentralen Ort. Das Erkennen kreist nicht mehr, es eiert.
19 „Die transcendentale Schule verwarf es jetzt, eine einzelne Grundkraft des Lebens anzunehmen. Es erschien der Dualismus. Nun äffeten uns die Naturphilosophen.” Hahnemann 1829: 66.
20 Vgl. auch: Hahnemanns Bemerkungen zur Isopathie und zur Allöopathie: ORG §56, FN, sowie § 39 und viele andere.
26 Vgl. hierzu: Sankaran 1994: 188.
27 Derlei Gegenüberstellung ist zweifellos fragwürdig, muss auch plump in der Darstellung bleiben: Zu zeigen ist hier lediglich die Abhängigkeit methodischer Entscheidungen von systemischen Prämissen.
29 Vor diesem Hintergrund erhält der alte Hahnemann'sche Brauch, dem Patienten den Namen der Arznei nicht zu sagen, eine ganz eigene Pikanterie. Vgl. hierzu: C.Herings Reisenotiz, in: Bönninghausen 1834: 229 ff.
32 Die Repertoriumsdiagramme wurden mit dem „Complete Millenium Deutsch” von MacRepertory erstellt.
33 Mattmann-Allamand P: „Homöopathie der 1000 Mittel”, Unveröffentlichtes Manuskript sowie: mündliche Mitteilungen.
34 Die Schlüssigkeit der Diagramme kann hier nicht bis ins Letzte dargelegt werden. Nicht nur fehlt der Platz für die Demonstration der einzelnen Schritte: Auch sind die „deutlich einzusehenden Gründe” aus Organon § 2 immer mehr Postulat als Realität gewesen (vgl. Hahnemanns Pariser Krankenjournale).
35 Einige Symptome zur Illustration: Als er sich schlafen gelegt, lebhaftes Kitzeln im Mastdarm, daß er sich öfters umwenden und jucken mußte [88]. Urin unter Erektion des Penis abgehend, feuriges Brennen in der Harnröhre verursachend [99] Quelle: Buchner, Dr.J., Cainca, in: Allg.Zeitung f.Homöopathie, München 1849. 2: 141 ff. In widerwärtiger Weise (horridly) erregte sexuelle Anwandlungen (impulses) eine Woche lang [128] Quelle: EN; Prüfer dieses Symptoms: Adolph zur Lippe. (Übersetzung/Hervorhebungen v.Verf.) Unter diesen Rücksichten erhält sogar der amerikanische Name der Heilpflanze eine pikante Doppeldeutigkeit: „David's Root”: Von der allbekannten Liebesgeschichte zwischen David und Jonathan (1 Sam 16 ff.; insbes. 2 Sam 1,26) bis hin zur florentinischen David-Skulptur Michelangelos, der bekanntermaßen den schönen Knaben zugetan war, lassen sich viele Bezüge in gewissermaßen beunruhigender Stringenz entwickeln.
36 Nach Ausschluss der 20 größten Polychreste
37 Hahnemann sprach stets nur vom „Bild der Krankheit”, nie vom „Bild der Arznei”.
Literatur
- 01 Allen T F. The Encyclopedia of Pure Materia Medica. Vol.II. (EN) New Delhi; Indian Books & Periodicals Syndicate 1995
- 02 Bönninghausen Cv. Die Homöopathie. Unveränderter Nachdruck Münster 1834. Göttingen; Burgdorf 1979
-
03 Buchner J. Cainca. In: AHZ 1849; 2
- 04 Dethlefsen T, Dahlke R. Krankheit als Weg. München; Goldmann 1989
- 05 Eppenich H. Inwiefern ist die Homöopathie eine phänomenologische Medizin?. ZKH. 1991; 35 224 ff
-
06 Gallasch C. Die (Heil-)Kunst hat nie ein Mensch allein besessen - Homöopathischer Konsens in Zeiten der Postmoderne. In: in.form.alia 2001; 2: 11 ff.
- 07 Gawlik W. Samuel Hahnemann - Synchronopse seines Lebens. Stuttgart; Sonntag 1996
- 08 Haehl R. Samuel Hahnemann. Sein Leben und Schaffen. Bd. 1. Leipzig; Schwabe 1922
- 09 Hahnemann C F S. Die chronischen Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung, Dresden 1835. Heidelberg; Haug 1991
- 10 ders.. Heilkunde der Erfahrung. In: ders.: Kleine medizinische Schriften, 2. unveränderter Nachdruck 1829, Bd. 1 und 2. Heidelberg; Haug 1989
- 11 ders.. Organon der Heilkunst, 6.Aufl., Reprint. Heidelberg; Haug 1987
-
12 Klunker W. Das Symptom - ein Grundbegriff der Homöopathie. In: ZKH 1994; 38: 3 ff.
- 13 Lacan J. Seminar XI. Weinheim; Quadriga 41987
- 14 ders.. Seminar XX. Weinheim; Quadriga 21991
- 15 Masi-Elizalde A, Preis S. Überarbeitung der Lehre, Materia Medica und Technik der Homöopathie. Höhr-Grenzhausen; S. Faust 1993
- 16 Nietzsche F. Werke in vier Bänden. Bd. IV. Salzburg; Bergland 1985
- 17 Preis S. et al .Materia medica homoeopathica, revidiert nach Dr. Alfonso Masi-Elizalde. Lörrach; Gegen-Druck 1996 f
- 18 Sankaran R. The Substance of Homeopathy. Bombay; HMP 1994
- 19 Saussure F de. Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin; de Gruyter 1931
- 20 Schmidt J M. Die philosophischen Vorstellungen Samuel Hahnemanns bei der Begründung der Homöopathie. München; Sonntag 1990
-
21 Wischner M. Evidenz statt Scholastik!. In: AHZ 2001; 246: 3 ff.
Anschrift des Verfassers:
Christian Gallasch
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