Aktuelle Urol 2004; 35(2): 94-95
DOI: 10.1055/s-2004-829461
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Bestimmt die Tumorlokalisation das Rückfallrisiko?

Nach radikaler Prostatektomie
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Publication Date:
15 July 2004 (online)

 
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Eine optimale, individuelle Nachsorge von Prostatakarzinompatienten nach radikaler Prostatektomie erfordert genaue Informationen über Tumorgröße, Gleason- Score und den Status der Operationsränder. Es mehren sich jedoch Stimmen, die der Meinung sind, dass ein wichtiger pathologischer Parameter fehlt: die Tumorlokalisation.

Alle 3 Zonen der Prostata können einen Tumor beherbergen, dabei ist die periphere Zone (PZ) die dominante Tumorlokalisation gefolgt von der Transitionszone (TZ) ist. Strittig sind hingegen Studien, die für Tumoren der TZ eine bessere Prognose mit geringerer Rezidivneigung zeigten als für PZ-Tumoren. Alles nur Hypothese oder nicht wegzudiskutierende Tatsache? Die Tumorlokalisation wird in den meisten pathologischen Gutachten nicht hinterfragt. Ist das fahrlässig, und zwar in dem Sinn, dass wichtige Informationen bezüglich des Rückfallrisikos verloren gehen? H. Augustin u. Mitarb. gingen diesen Fragen in ihrer Studie nach, indem sie nach Unterschieden für einen biochemischen Rückfall nach radikaler Prostatektomie zwischen Patienten mit TZ- und PZ-Tumoren suchten (Prostate 2003; 55: 48-54).

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Direkter Vergleich von PZ- und TZ-Tumoren

Dazu evaluierten sie die 5-Jahres-Rückfallraten von 307 Patienten nach retropubischer radikaler Prostatektomie. Im Rahmen dieser Nachsorge wurde ein PSA-Spiegel von 0,1 ng/ml oder mehr als biochemischer Rückfall definiert und in Zusammenhang mit der Tumorlokalisation gesetzt. Der direkte Vergleich von TZ- und PZ-Tumoren mit identischem Tumorvolumen sollte Unterschiede bezüglich des Rückfallrisikos nachweisen.

Der pathologische Stage und der Gleason-Score unterschieden sich signifikant zwischen PZ- und TZ-Tumoren und zwar zugunsten der TZ-Tumoren. 22,1% der PZ-Tumoren zeigten Invasionen in die Samenvesikel im Vergleich zu 4,8% der TZ-Tumoren. Im Vergleich zu den PZ-Tumoren waren der präoperative PSA-Spiegel und das durchschnittliche Tumorvolumen der TZ-Tumoren signifikant größer. Die 5-Jahres-Statistik ergab eine 70%ige Wahrscheinlichkeit für eine Progressionsfreiheit bei 244 Patienten mit PZ-Tumoren und von 80% für die 63 Männer mit TZ-Tumoren. Der direkte Vergleich von 63 TZ- und 63 PZ-Tumoren, die sich in Tumor Stage, Gleason-Score, Gewebeproben und Status der Operationsränder entsprachen, ergab eine Heilungsrate von 80% für TZ-Tumoren und von 89% für PZ-Tumoren und blieb somit unterhalb der statistischen Signifikanz.

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Große biochemische Unterschiede zwischen den beiden Tumorarten

Reine TZ-Tumoren und reine PZ-Tumoren der Prostata zeigen nach radikaler Prostatektomie keine Unterschiede in den biochemischen Rückfallraten, wenngleich die TZ-Tumoren signifikant größere präoperative PSA-Spiegel und Tumorvolumina aufwiesen als die PZ-Tumoren. Wenn auch diese Arbeit keinerlei Hinweis auf Zusammenhänge zwischen Tumorlokalisation und Rezidivrisiko beim Prostatakarzinom gibt, sind die biochemischen Unterschiede zwischen den beiden Tumorarten so auffällig, dass es sich lohnen könnte, genauer hinzusehen.

Dr. Sabine Adler, Mülsen St. Niclas