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DOI: 10.1055/s-2004-829462
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Effektivität bei der überaktiven Blase
AnticholinergikaPublication History
Publication Date:
15 July 2004 (online)
Die überaktive Blase mit Harndrang, Dranginkontinenz und erhöhter Miktionsfrequenz ist auch bei jüngeren Patienten ein häufig zu therapierendes Krankheitsbild. Herbison u. Mitarb. werteten in einem Review 32 Studien bezüglich der Effektivität von Anticholinergika versus Plazebo aus. Dabei zeigten sich die medikamentösen Behandlungserfolge überraschend gering (BMJ 2003; 326: 841-844) .
Eingeschlossen wurden alle randomisierten, kontrollierten Studien an Patienten mit überaktiver Blase oder urodynamisch diagnostizierter Detrusorüberaktivität (neurogen oder idiopathisch), welche Plazebo mit Anticholinergika verglichen. 6800 Patientendaten wurden ausgewertet, wobei neben Plazebo eine überwiegend orale Behandlung mit Tolterodin, Oxybutyninchlorid, Trospiumchlorid, Propiverin, Emeproniumbromid und Propanthelin vorlag. Die Behandlungsdauer variierte zwischen 12 Tagen und 12 Wochen. 31 Studien wurden als doppelblind kategorisiert.
#Symptome verbesserten sich geringfügig
Neben der subjektiven Symptomverbesserung unter anticholinerger Therapie zeigte sich ein Rückgang der Miktionshäufigkeit (in 24 Stunden im Mittel 0,6-mal weniger), der Häufigkeit des Einnässens (in 24 Stunden im Mittel 0,6-mal weniger), eine Zunahme der maximalen zystometrischen Kapazität (im Mittel um 54 ml), eine Zunahme des Erstkontraktionsvolumens (im Mittel um 52 ml), aber auch eine Zunahme des Residualvolumens (Mittelwert 4 ml), insbesondere ohne Berücksichtigung der Studien mit intravesikaler Medikamentenapplikation. Die häufigste angegebene Nebenwirkung war Mundtrockenheit.
Zusammenfassend zeigte die anticholinerge Therapie eine relativ geringfügige, aber statistisch signifikante Verbesserung der Beschwerdesymptomatik. Die subjektiv empfundene Besserung der Beschwerden trat allerdings bei anticholinerger ebenso wie bei Plazebotherapie auf. Leider war die Therapielänge sehr heterogen und der Nachbeobachtungszeitraum zu kurz. Ein weiterer Kritikpunkt ist die häufig undurchsichtig bleibende Gruppenallokation und Therapieblindung“. Daher bleibt die klinische Relevanz der geringen messbaren Erfolge offen. Ob Blasentraining eine therapeutische Alternative zur anticholinergen Therapie darstellt, sollte Gegenstand weiterer prospektiver randomisierter Studien sein.
Dr. Anke Diehl, Essen