Seit Beginn der Erforschung der pathophysiologischen Grundlagen von Atemwegserkrankungen
spielen krankheitsbezogene Tiermodelle eine zentrale Rolle. Standen zu Anfang insbesondere
infektiologische Fragestellungen im Vordergrund, hat sich in den letzten Jahren das
Spektrum der Erforschung von akuten und chronischen pulmonalen Krankheitsprozessen
mithilfe von Tiermodellen in großem Maße erweitert. Der gezielte Einsatz von Modellen
wie dem Schwein, Kalb aber auch Nagetieren ermöglicht heute die Beantwortung relevanter
infektiologischer, immunologischer und onkologischer Fragestellungen. Hier hat es
sich in letzter Zeit bewährt, dass sowohl Großtier- als auch Kleintiermodelle zur
Verfügung stehen, da aus ethischen Gründen Untersuchungen am Menschen nicht möglich
sind. Die Korrelation der pulmonalen Pathologie des Menschen mit einem sorgfältig
ausgewählten Tiermodell ermöglicht heute die Beantwortung wichtiger physiologischer
Fragen und therapeutischer Ansätze.
Insbesondere ist in den letzten Jahren durch die Entwicklung von transgenen Tiermodellen
eine gezielte Analyse von relevanten Kandidatengenen als Ursache von Erkrankungen
wie den pulmonalen Neoplasien, aber auch der obstruktiven Atemwegserkrankungen möglich
gemacht worden. Die gezielte Überexpression oder Ausschaltung von einzelnen Genen
bzw. von Signalkaskaden in der Lunge transgener Tiere erfordert jedoch im In-vivo-Modell eine anschließende, umfassende Analyse der Mechanismen. Da in letzter Zeit
insbesondere auf dem Gebiet der Entwicklung von transgenen Mausmodellen ein deutlicher
Fortschritt erzielt worden ist, wurde eine Adaptation der entsprechenden Analyseparameter
für diese Kleintier- bzw. Nagetiermodelle notwendig. Die Entwicklung von relevanten
Lungenfunktionsparametern ebenso wie die weitergehende Beschreibung der Einzelzellanalysen,
z. B. durch Durchflusszytometrie, aber auch durch chipbasierte Genprofilanalysen ermöglicht
heute eine genauere Beschreibung der zugrunde liegenden Pathomechanismen. Die Kombination
dieser Methoden eines krankheitsbezogenen Tiermodells, z. B. in der Ursachenerforschung
der obstruktiven Atemwegserkrankungen, stellt heute eine komplexe Vernetzung verschiedener
Ex-vivo- und In-vivo-Techniken dar. Die weitergehende Manipulation der zugrunde liegenden Modelle mittels
Stimulation (z. B. durch Inhalation bzw. Injektion pathophysiologisch relevanter Noxen)
führte ebenfalls zu einer Erweiterung des Spektrums.
Die Entwicklung neuer Lungenfunktionsanalyseparameter der murinen Modelle hat einen
enormen Zuwachs an Informationen bedeutet. Dieser Zuwachs an Informationen bedarf
jedoch in den nächsten Jahren einer weitergehenden Validierung und Bezugnahme auf
die bereits gut etablierten Großtiermodelle.
Die Charakterisierung der krankheitsbezogenen Tiermodelle ist die Grundlage zur Entwicklung
neuer therapeutischer Strategien. Insbesondere stehen nun Tiermodelle zur Verfügung,
die eine gezielte Überprüfung eines therapeutischen Ansatzes, z. B. Untersuchung von
pharmakologischen Agonisten bzw. Antagonisten gegen Rezeptoren oder Signalkaskaden
möglich macht. Die weitere Analyse dieser therapeutischen Ansätze ist anschließend
mittels der Lungenfunktionsanalyse bzw. von Einzelzellmessungen möglich. All diese
Bemühungen unterstreichen die Bedeutung von Tiermodellen zur Planung und Optimierung
therapeutischer Strategien der patientenbezogenen Forschung. Eine weitergehende Forschung
der zugrunde liegenden Mechanismen dieser verschiedenen Krankheitsbilder ermöglicht
die Entwicklung gezielter therapeutischer Strategien in Krankheitsbereichen, die weiterhin
eine hohe Rezidivrate bzw. eine erhebliche Limitierung der Lebenserwartung bedeuten,
wie z. B. den pulmonalen Neoplasien oder durch eine erhebliche Morbidität belastet
sind wie die Pneumonien.