Aktuelle Urol 2004; 35(3): 195-196
DOI: 10.1055/s-2004-830943
Klassische Arbeiten

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

A simple estimate of glomerular filtration rate in children derived from body length and plasma creatinine

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Publication Date:
03 August 2004 (online)

 
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Autoren

Schwartz GJ, Haycock GB, Edelmann CM, Spitzer A

Zitat:

Pediatrics 1976; 58: 259-263

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Abstract

Basierend auf der statistischen Analyse von Daten bei 186 Kindern wurde eine Formel abgeleitet, die eine exakte Schätzung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) anhand der Plasma-Kreatinin-Konzentration und der Körperlänge erlaubt (GFR (ml/min/1,73 m2) = 0,55 Länge (cm)/Pcr (mg/dl). Der Vergleich mit Clearance-Daten einer separaten Gruppe von 223 Kindern zeigt eine exzellente Übereinstimmung mit der GFR-Schätzung durch die Kreatinin-Clearance (r = 0,935) und der Inulin-Clearance (r = 0,905). Diese Formel sollte bei der Dosis-Korrektur von renal eliminierten Medikamenten und der Feststellung relevanter Veränderungen der Nierenfunktion hilfreich sein.

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Thematisch ähnliche Publikationen

1. Brion, L. P., Fleischman, A. R., McCarton, C., and Schwartz, G. J. A simple estimate of glomerular filtration rate in low birth weight infants during the first year of life: noninvasive assessment of body composition and growth. J Pediatr 1986; 109: 698 - 707

2. Burghard, R., Offner, G., Galaske, R. G., and Brodehl, J. Determination of glomerular filtration rate in children on the basis of body length and serum creatinine. Klin. Pediatr. 1982; 194: 397 - 399

3. Schwartz, G. J., Brion, L. P., and Spitzer, A. The use of plasma creatinine concentration for estimating glomerular filtration rate in infants, children, and adolescents. Pediatr Clin North Am. 1987; 34: 571 - 5905

4. Stonestreet, B. S., Bell, E. F., and Oh, W. Validity of endogenous creatinine clearance in low birthweight infants. Pediatr Res. 1979; 13: 1012 - 1014

5. Gordjani, N., Burghard, R., Leititis, J. U., and Brandis, M. Serum creatinine and creatinine clearance in healthy neonates and prematures during the first 10 days of life. European Journal of Pediatrics 1988; 148: 143 - 145

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Hauptaussage der Arbeit

Die GFR im Kindesalter kann ohne den Aufwand von Clearance-Untersuchungen mit der sog. ”Schwartz-Formel“ verlässlich geschätzt werden. Die Formel lautet: Körperlänge [cm] x k / Plasma-Kreatinin = Kreatinin-Clearance [ml/min / 1,73 m2].

Der Faktor k beträgt für den in der Arbeit angegeben Alters-Range 0.55. Die Formel kann in der klinischen Praxis bei der medikamentösen Therapie und Beurteilung der Nierenfunktion verwendet werden.

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Warum dieser Artikel wichtig ist

Das Plasma-Kreatinin (PKr) ist altersabhängig und die Berücksichtigung altersspezifischer Normwerte beeinträchtigt die einfache Handhabung im Alltag. Andererseits ist die Bestimmung der Kreatinin-Clearance (CKrea) in besonderen Situationen (z. B. bei eingeschränkter Nierenfunktion) unzuverlässig und darüber hinaus zeitaufwendig und belastend für die Patienten. Die Schätzung der GFR nach Schwartz erlaubt eine für klinische und wissenschaftliche Fragen ausreichende, präzise Aussage über die GFR.

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Stärken der Arbeit

Dem Artikel liegt die simple mathematische Korrelation zwischen PKr und Muskelmasse, sowie Muskelmasse und Körperlänge zugrunde. Durch die Ermittlung des Regressions-Koeffizienten zwischen Körperlänge/PKr und CKrea wurde eine einfache Formel zur Ermittlung der Nierenfunktion im Kindesalter ermittelt. Die Formel wurde mithilfe des Gold-Standards der Messung der GFR, der Inulin-Clearance, validiert und eine hochsignifikante Übereinstimmung (Korrelations-Koeffizient: 0,905) mit dieser festgestellt.

Die Durchführung der CKrea ist aufwendig und belastend. Ein Sammelurin ist insbesondere im Säuglings- und Kleinkindesalter sehr aufwendig und mit einem selbstklebenden Urinbeutel zu ungenau. Eine Katheterisierung der Harnblase zum Zwecke der Urinsammlung ist andererseits zu invasiv und daher oftmals nicht zu rechtfertigen. Neben diesen praktischen Aspekten ist die Genauigkeit der Schwartz-Formel in der Regel für klinische und auch wissenschaftliche Fragestellungen angemessen. Der Artikel löst ein klinisch relevantes Problem unter Berücksichtigung physiologischer Grundlagen mit brillanter Methode.

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Schwächen der Arbeit

Die konstante Relation zwischen Muskelmasse und Körperlänge ist eine Voraussetzung der Arbeit. Sie kann im Zustand der starken Malnutrition, z. B. bei stark eingeschränkter Nierenfunktion möglicherweise nicht mehr zugrunde gelegt werden. Dieser Frage wurde nicht systematisch nachgegangen. Die Alterspanne der Probanden ist zu groß und Säuglinge unter 6 Monaten wurden nicht berücksichtigt.

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Relevanz

Die simple Schätzung der GFR bedeutet eine wesentliche Erleichterung bei der Beurteilung der Nierenfunktion in klinischen und wissenschaftlichen Fragestellungen und ist von außerordentlicher Relevanz.

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Kommentar

Der Goldstandard der Diagnostik, die Inulin-Clearance, ist zu aufwendig und hat praktisch keine Bedeutung mehr in der Pädiatrie. Die CKrea ist umständlich und vor allem bei abnormer GFR ungenau, da Kreatinin nicht ausschließlich filtriert wird, sondern unter Umständen auch tubulär sezerniert werden und so eine Überschätzung der Nierenfunktion resultieren kann. Eigene Untersuchungen des Autors von Frühgeborenen zeigten beispielsweise eine stärkere Korrelation des Gestationsalters mit der nach Schwartz geschätzten GFR als mit der CKrea. Die Schätzung der GFR mithilfe einer Formel ist seit der Publikation von Schwartz bei Kindern Standard in der praktischen Klinik. Hier ist zu betonen, dass die ”Schwartz-Formel“ auch für die meisten wissenschaftlichen Fragestellungen eine ausreichend präzise Aussage über die GFR ermöglicht und von Gutachtern internationaler Zeitschriften an Stelle von Inulin-Clearance und CKrea akzeptiert wird. In der Zwischenzeit hat die Gruppe um Schwartz durch ergänzende Studien das Spektrum auf die gesamte Altersspanne der Pädiatrie erweitert. Daher steht für verschiedene Altersgruppen ein k-Wert zur Verfügung, der selbst bei Frühgeborenen eine valide GFR-Schätzung erlaubt (Tab.[1]). Auch für Frühgeborene, reife Neonaten und Adoleszente mit einer Malnutrition wurden inzwischen differenzierte k-Werte ermittelt (Tab. [9])

Prof. Nader Gordjani, Würzburg

 
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