Symptome seitens der Leber oder der Gallenwege stellen eine häufige Differentialdiagnose
bei Reiserückkehrern aus den Tropen dar. Häufige klinische Fragestellungen sind
insbesondere Fieber mit Leberbeteiligung oder der Nachweis von unklaren intrahepatischen
Raumforderungen sowie eine unklare Cholestasesymptomatik [1].
Fieber mit Leberbeteiligung
Selbstverständlich wird man bei Fieber und deutlicher Transaminasenerhöhung zunächst
Virushepatitiden ausschließen [2]. Es ist zu beachten, dass Fieber bereits in der präikterischen Phase einer Hepatitis
A auftreten kann. In Einzelfällen muss bei einer unklaren Hepatitis auch einmal
an eine Hepatitis E gedacht werden, besonders nach Aufenthalt in Afrika oder Asien.
Begleithepatitiden durch Infektionen mit zum Beispiel Epstein-Barr- oder Cytomegalieviren
treten weltweit bei etwa gleicher Häufigkeit auf und werden auch bei Reisenden
relativ häufig nachgewiesen. Dengueviren sind weltweit in den Tropen verbreitet,
Denguefieber ist nicht selten die Ursache einer fieberhaften Hepatopathie. Auch
bei Tropenrückkehrern werden in Einzelfällen beim Denguefieber Hepatitis-typische
Transaminasen nachgewiesen. Bakterielle Erkrankungen können regelmäßig oder
bei bestimmten Reaktionslagen mit Zeichen einer Hepatopathie einhergehen. Grundsätzlich
sollten deshalb bei unklaren Transaminasenerhöhungen nach Tropenaufenthalt serologische
Untersuchungen auf Rickettsiosen, Q-Fieber, Brucellose und Leptospirose durchgeführt
werden [3]. Schließlich ist daran zu erinnern, dass bei unklarenTransaminasenerhöhungen
mit Fieber immer auch eine Malaria ausgeschlossen werden muss [4]. Die Plasmodium-falciparum-Infektion kann zu einer unspezifischen hepatozellulären Dysfunktion mit Dilatation
der Sinusoide führen, evt. mit Stase in den zentrolobulären Kapillaren sowie
Hyperplasie und Pigmentspeicherung der Kupfferschen Sternzellen. Ein leichter
Ikterus kann Folge der Hämolyse sein, leichte Transaminasenanstiege bis zum 10-fachen
des Normalwertes und Hyperbilirubinämie können aber auch aufgrund der direkten
Leberschädigung durch die Malaria auftreten. Auch die GGT kann hierbei leicht
erhöht sein,das Serumalbumin erniedrigt und die Prothrombinzeit verlängert, ein
hepatisches Koma tritt allerdings nicht auf.
Bei Fieber sowie Zeichen einer Leber- mit zusätzlicher Nierenbeteiligung sind
das Vorliegen einer Leptospirose und eines Hantaanfiebers zu prüfen. Fieber, Ikterus
und Hämorrhagien können ansonsten natürlich in seltenen Fällen auch einmal durch
Lassafieber oder andere hämorrhagische Fieberviren verursacht sein.
Bei eher länger anhaltenden subfebrilen Temperaturen und bei einer zusätzlichen
Splenomegalie ist unbedingt eine Leishmania-donovani-Infektion, also eine Kala Azar, auszuschließen [5]. Verbreitungsgebiete sind Südamerika, der Mittelmeerraum, der vordere Orient,
Indien, China, Südamerika und weite Teile Afrikas. Es kommt bei der Kala Azar
nach einer stark wechselnden Inkubationszeit zu Fieberschüben, oftmals mit zwei
Fiebergipfeln pro Tag und dann zu einer Hepatosplenomegalie, laborchemisch ist
eine Panzytopenie typisch. Die Diagnose erfolgt durch den direkten Parasitennachweis
in Giemsa-gefärbten Knochenmarkausstrichen (Tab. [1]).
Tab. [1] Untersuchungsprogramm bei Fieber Leberbeteiligung.
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Starke Transaminasen-Erhöhung (Erstuntersuchung):
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Erstuntersuchung o. B.:
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Leichte Transaminasen-Erhöhung
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Serologie: Zytomegalie, EBV, HIV, Denguefieber, Coxsackie, Chlamydiosen, Rickettsiosen,
Q-Fieber, Brucellose, Yersiniose, Legionellose (evtl. auch Antigen-Nachweis
im Urin), Leptospirose, Borreliose, Lues, Toxoplasmose
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Bei Fieber:
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Bei rezidivierendem Fieber:
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Zusätzlich Splenomegalie und Panzytopenie:
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Zusätzlich Nierenfunktionsstörung.
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Leptospirose-Serologie
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Hantavirus-Serologie
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Zusätzlich Hämorrhagien:
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kurzgefasst: Bei Fieber, Hepatosplenomegalie und Panzytopenie an Kala-Azar denken!
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Intrahepatische Raumforderungen
Bei jedem Patienten mit Fieber und Schmerzen im rechten Oberbauch ist eine Sonographie
zu veranlassen. Bei Nachweis einer intrahepatischen Raumforderung ist von einem
Amöben-Leberabszess (ALA) auszugehen [6]
[7]. Da die serologische Bestätigung mehrere Tage in Anspruch nimmt und die Therapie
eines bakteriellen Abszesses prinzipiell die gleiche ist, muss unverzüglich
eine Therapie eingeleitet werden. Eine Beschleunigung der Blutsenkung und erhöhte
Akute-Phase-Proteine sind immer nachweisbar, eine Leukozytose bei mehr als 75
% der Fälle. Die Transaminasen sind meist nur gering erhöht, das Auftreten einer
Cholestase hängt von der Lokalisation des Abszesses und dem daraus resultierenden
Druck auf die Gallenwege ab. Die Diagnose eines ALA lässt sich sichern durch den
Nachweis spezifischer Antikörper. Eine Echinokokkose lässt sich im Allgemeinen
aufgrund des fehlenden Fiebers und aufgrund der fehlenden Entzündungszeichen problemlos
von einem Amöben-Leberabszess abgrenzen. Differentialdiagnostisch müssen auch
Leberabszesse im Rahmen einer Ascaris-Infektion oder auch im Rahmen einer Fasciola-hepatica-Infektion bedacht werden [8]. Schwierig kann die Abgrenzung eines hepatozellulären Karzinoms sein, insbesondere
sonographisch, da ein ALA auch als echoreiche Struktur imponieren kann. Unbehandelt
ist die Letalität beim ALA sehr hoch, behandelt liegt die Letalität bei 1
- 3 %.
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kurzgefasst: Bei Fieber, hohen Entzündungspametern und Oberbauchschmerzen nach Tropenaufenthalt
(auch noch nach Jahren) an Amöbenleberabszess denken!
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Erkrankungen der Gallenwege
Bei Erkrankungen der Gallenwege, die nach einem Tropenaufenthalt mit Ikterus oder
Cholangitis einhergehen, ist in seltenen Fällen auch einmal an Leberegelinfektion
oder an eine Spulwurminfektion zu denken. Die Diagnose der Fasciola-hepatica-Infektion erfolgt durch den Nachweis der Eier im Stuhl oder im Duodenalsaft,
in einigen Fällen können die adulten Würmer auch in den bildgebenden Verfahren
innerhalb der Gallenwege dargestellt werden. Adulte Spulwürmer können aus
dem Intestinaltrakt in die Gallenwege oder in den Pankreasgang einwandern. Auch
sie sind häufig in den bildgebenden Verfahren darstellbar. Ansonsten erfolgt die
Diagnose durch den Einachweis im Stuhl.
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kurzgefasst: Bei hepatobiliären Symptomen bedenken, dass Würmer in den Gallenwegen parasitieren
können!
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