Pneumologie 2004; 58(9): 634-635
DOI: 10.1055/s-2004-832289
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Weniger Asthma-Exazerbationen - Gute Erfolge mit Montelukast in der Add-on-Therapie

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Publication Date:
02 September 2004 (online)

 
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Bei Asthma-Patienten, die trotz einer Behandlung mit inhalativen Steroiden Beschwerden haben, bestehen die Optionen, die Steroiddosis zu erhöhen oder eine 2. Controller-Substanz zu verordnen. In 2 neuen Untersuchungen ist die gute Wirksamkeit des Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten (LTRA) Montelukast in der Add-on-Therapie dokumentiert worden. In der einen Studie über 16 Wochen wurde mit dem LTRA die Rate von Asthma-Exazerbationen im Vergleich zur Plazebogruppe deutlich gesenkt; in der anderen Studie über 12 Wochen verbesserte die Hinzunahme des LTRA die Asthma-Kontrolle ebenso gut wie eine Verdoppelung der Steroiddosis.

An der Untersuchung von M. Vaquerizo und Kollegen aus Madrid nahmen 639 Asthmatiker zwischen 18 und 70 Jahren teil, die zu Studienbeginn eine fast normale Lungenfunktion hatten (FEV1 betrug im Mittel 81% des vorhergesagten Wertes). Trotz einer Behandlung mit inhalativem Budesonid in einer stabilen Dosis zwischen 400 und 1600 µg/Tag seit mindestens 8 Wochen hatten die Patienten aber persistierende asthmatische Beschwerden. Für 16 Wochen erhielten die Patienten nun zusätzlich zu ihrer Steroidtherapie 10 mg Montelukast täglich oder Plazebo. Erstmals in einer Studie mit Montelukast war die Zahl der Tage mit Asthma-Exazerbationen der primäre Studienendpunkt, berichten die Autoren (Thorax 2003; 58: 204-211).

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Zahl der beschwerdefreien Tage steigt um 56%

Durch die zusätzliche Behandlung mit dem LTRA wurde die Asthma-Kontrolle deutlich verbessert. Bei den kombiniert behandelten Patienten war die Zahl der Tage mit Asthma-Exazerbationen um 35% geringer als in der Plazebogruppe (3,1% vs. 4,8%). Gleichzeitig waren Tage, an denen die Patienten keine asthmatischen Beschwerden hatten, um 56% häufiger (66,1% vs. 42,3%). Die verwendete Steroiddosis hatte auf diese Ergebnisse keinen Einfluss, betonen die Wissenschaftler.

Zudem wurde durch den LTRA der Bedarf an Akutmedikamenten verringert sowie der morgendliche Peak-flow und der Nachtschlaf verbessert. 3 Viertel der Patienten, die Montelukast erhielten, schliefen während des Studienzeitraums ohne Beschwerden alle Nächte durch; in der Plazebogruppe war dies nur bei etwa 2 Dritteln der Fall. Die Lungenfunktion (FEV1-Wert) verbesserte sich bei den Patienten beider Gruppen nur geringfügig. Nach Ansicht der Autoren ist dies aber wegen der hohen Ausgangswerte nicht überraschend. Die Ergebnisse legten vielmehr nahe, dass bei milden bis mittelschweren Asthmatikern die Kontrolle der Erkrankung besser nach der Häufigkeit von Asthma-Exazerbationen und der Zahl der beschwerdefreien Tage als nach der Lungenfunktion beurteilt werden könne.

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Stetige Zunahme der Lungenfunktion

An der zweiten, ebenfalls in der Zeitschrift "Thorax" (2003; 58: 211-216) publizierten Studie, nahmen 889 Asthmatiker mit einem FEV1-Ausgangswert von knapp unter 70% teil, die trotz regelmäßiger Anwendung inhalativer Steroide (Dosis 600-1200 µg/Tag, bei Fluticason 300-800 µg/Tag) Beschwerden hatten. In einer 4-wöchigen Run-in-Periode wurden die Patienten zunächst auf 800 µg Budesonid täglich eingestellt. In der anschließenden 12-wöchigen Studienphase erhielt die eine Hälfte der Patienten diese Steroiddosis weiter und zusätzlich 10 mg Montelukast, die andere Hälfte erhielt die doppelte Steroiddosis (1600 µg Budesonid täglich) und ein Plazebo.

In beiden Gruppen verbesserte sich der morgendliche Peak-flow im Verlauf der Studie zunehmend und in ähnlichem Ausmaß (plus 30 bis 40 ml/min), berichten D. Price und Kollegen von der Universität von Aberdeen. In den ersten 3 Tagen der Therapie waren die positiven Veränderungen allerdings in der Montelukast-Gruppe ausgeprägter, was auf einen schnelleren Wirkungseintritt hindeutet. Auch beim Bedarf an kurz wirksamen Beta-2-Mimetika, dem Symptomen-Score am Tag, der Häufigkeit nächtlichen Aufwachsen wegen Asthma und der Zahl der Asthma-Exazerbationen gab es in beiden Gruppen ähnliche Verbesserungen. Alle per Fragebogen erhobenen Parameter zur Lebensqualität verbesserten sich ebenfalls in beiden Therapiegruppen.

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So wirksam wie eine Verdoppelung der Steroiddosis

Die zusätzliche Behandlung mit dem LTRA hatte genauso günstige Effekte wie eine Verdoppelung der Steroiddosis, resümieren die Autoren, und ist eine geeignete Therapieoption bei Asthmatikern mit persistierenden Therapiesymptomen. Beide Behandlungsregime wurden gut vertragen.

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Info

Was ist die optimale Therapiestrategie?

Die gängige Vorgehensweise bei Patienten mit mittelschwerem Asthma, die unter inhalativen Steroiden in niedriger bis mittleren Dosis noch Beschwerden haben, ist bisher, zunächst ein lang wirksames Beta-2-Mimetikum als 2. Controller-Substanz hinzuzunehmen, schreiben N. Thomson und M. Shepherd aus Glasgow in einem Kommentar zu den beiden Untersuchungen (Thorax 2003; 58: 190-192). LTRA zählen zu den Alternativen der 2. Wahl. Wünschenswert wären nach Ansicht der Wissenschaftler Langzeitstudien, in denen beide Klassen von Antiasthmatika in der Add-on-Therapie direkt miteinander verglichen würden.

Roland Fath, Frankfurt