Pneumologie 2004; 58(9): 636
DOI: 10.1055/s-2004-832291
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Idiopathische interstitielle Pneumonie - Kann Interferon die Krankheit stoppen?

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Publication Date:
02 September 2004 (online)

 
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Die Ursache der idiopathischen interstitiellen Pneumonie ist unbekannt. Sie führt unweigerlich innerhalb weniger Jahre zum Tod. Alle Therapieversuche waren bisher frustran. Eine Behandlung mit Interferon könnte dieses therapeutische Dilemma durchbrechen. Eine erste Pilotstudie hatte ermutigende Resultate gezeigt.

Eine internationale, plazebokontrollierte Multizenterstudie prüfte nun Interferon bei 330 Patienten im Durchschnittsalter von 64 Jahren (N Engl J Med 2004; 350: 125-133). Die Patienten litten seit mindestens einem Jahr an einer idiopathischen interstitiellen Pneumonie. Randomisiert erhielten sie für 48 Wochen entweder g-1-b-Interferon (3 x 200 µg/ Woche) oder Plazebo. Die Autoren verfolgten dann die Krankheitsentwicklung bis zur 56. Woche nach Therapiebeginn. Zum Monitoring gehörten auch regelmäßige Lungenfunktionstests einschließlich einer Messung der Diffusionsfunktion der Lunge. So konnte objektiviert werden, ob es unter der Behandlung zu einem Sistieren des interstitiellen Prozesses kam. Die entscheidende Studienfrage war allerdings, ob Interferon die hohe Mortalitätsrate der Krankheit senken konnte.

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Ergebnisse eher enttäuschend

Im Gegensatz zur ersten Pilotstudie zeigten sich bei der Multizenterstudie enttäuschende Resultate. Weder der Krankheitsverlauf noch die Mortalität wurde durch Interferon gebessert. In beiden Gruppen kam es bei rund der Hälfte der Patienten zu einer Progression der Erkrankung. Über 10% der Teilnehmer in beiden Gruppen waren 56 Wochen nach Therapiebeginn gestorben. Auch auf die Lungenfunktionsparameter hatte Interferon keinen Einfluss. Die Vitalkapazität reduzierte sich in beiden Gruppen um 0,2 l. Auch die Diffusionskapazität der Lunge verschlechterte sich trotz Interferonbehandlung.

Die Frage nach einer effektiven Therapie der idiopathischen interstitiellen Pneumonie bleibt weiter offen. Auch der Langzeiteinsatz von Interferon scheint den Verlauf der bedrohlichen Krankheit nicht verbessern zu können, so die Autoren.

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Kommentar zur Studie

A. S. Teirstein teilt in seinen Anmerkungen nicht ganz den Pessimismus der Studienautoren (N Eng J Med 2004; 350: 181-183). Die Beobachtungsdauer war mit einem Jahr eventuell zu kurz angesetzt. Der Nutzen des Interferons zeigt sich möglicherweise erst, wenn man, wie sonst üblich, 5 Jahre nachbeobachtet. Denn nach den bisherigen pathophysiologischen Vorstellungen müsste Interferon eigentlich ein suffizientes Therapeutikum sein.

H. G.

Dr. Horst Gross, Berlin