Rofo 2004; 176(9): 1210
DOI: 10.1055/s-2004-833534
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Perkutane Nephrostomie - Seldinger- und "One-stab-Technik" erfolgreich und sicher

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17 September 2004 (online)

 
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    Die perkutane Nephrostomie wird seit Jahrzehnten zur vorübergehenden oder dauerhaften Urinableitung aus dem oberen Harntrakt genutzt. Erfolgsraten und Daten zu Komplikatione stellen T.M. Wah et al., Großbritannien, aus ihrem radiourologischen Ausbildungszentrum vor (Clinical Radiology 2004; 59: 255-261).

    Innerhalb eines Jahres wurden im Ausbildungzentrum der Autoren prospektiv 190 Patienten mit perkutaner Nephrostomie (PCN) behandelt, ein Viertel davon mehr als einmal. 12 Patienten erhielten eine doppelseitige PCN. Die Zeitdauer, in welcher die PCN belassen wurde, variierte von einem Tag bis zu über einem Jahr. Häufigste Indikation war eine obstruktive Uropathie, zu über 50% durch eine Krebserkrankung verursacht. Die Radiologen verwendeten bei 218 von 276 die Seldinger-Technik als Routinemethode für die Punktion eines nur gering gestauten Nierenbeckens und/oder bei vermuteter Pyonephrose. Auch im Nacht- und Bereitschaftsdienst war die Seldinger-Technik unter fluoroskopischer Kontrolle die Methode der Wahl zur PCN. Die "One-stab-Technik" mit dem 6F Bonanno-Katheter wurde dagegen bei ausgewählten Patienten mit mittelgradiger bis schwerer Nierenbeckendilatation eingesetzt und bei Verdacht auf eine Pyonephrose vermieden. Beide Punktionstechniken wurden unter sonographischer Kontrolle durchgeführt.

    Trotz unterschiedlicher Patientenselektion unterschieden sich die Raten schwerer Komplikationen bei beiden Verfahren mit 4,1 vs. 3,2% nur wenig. Eine makroskopische Hämaturie, die eine Bluttransfusion nötig machte, trat bei der Seldinger-Technik bei 4, nach der Punktion mit dem "One-stab-Katheter" bei 2 Patienten auf. Eine Sepsis entwickelte sich bei 4 Patienten nach Seldinger-Punktion. Eine Darmpunktion war mit 0,5% eine Rarität. Die Gesamtrate kleiner Komplikationen war unter der "One-stab-Technik" mit 13% mehr als doppelt so hoch. Eine makroskopische Hämaturie, die zu Gerinnungsproblemen führte, trat 4-mal häufiger auf. Eine erfolgreiche Punktion gelang mit der Seldinger-Technik in 98%, mit der "one-stab-Technik" in 93%. Allerdings waren die Erfolgsrate und die Anzahl an Komplikationen abhängig von der Erfahrung des Untersuchers, die sich auch auf die Anzahl der Punktionsversuche auswirkte: Während über 3 Viertel der Fachärzte und erfahrenen Assistenten die Platzierung des Katheters sofort gelang, benötigten über die Hälfte der konsiliarisch tätigen Ärzte 3 und mehr Versuche.

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    Perkutane Nephrostomie. Platzierung mit Aufrichter über Führungsdraht und Nephrostomiefüllung (Bild: KES/Thieme Archiv).

    Wah folgert, dass die Erfolgs- und Komplikationsraten seines Zentrums den Daten und Zielsetzungen der US-Studiengruppen entsprechen, so dass die ultraschallgesteuerte Seldinger- oder, in bestimmten Fällen, die "One-stab-Technik" als sichere Methoden zur Durchführung einer PCN empfohlen werden können.

    Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden

     
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    Perkutane Nephrostomie. Platzierung mit Aufrichter über Führungsdraht und Nephrostomiefüllung (Bild: KES/Thieme Archiv).