Partin AW, Kattan MW, Subong EN, Walsh PC, Wojno KJ, Oesterling JE, Scardino PT, Pearson
JD
Zitat: JAMA 1997; 277 (18): 1445-1451
Abstract
Abstract
Ziel der Studie war die Erstellung eines statistischen Modells aus der Kombination
von prostataspezifischem Antigen, klinischem Stadium und Gleason-Grad zur Vorhersage
des pathologischen Stadiums des lokalisierten Prostatakarzinoms. Hierzu wurden die
o.g. präoperativen Daten von 4133 radikal prostatektomierten Patienten mit einem lokalisierten
Prostatakarzinom eingeschlossen. Die Patienten stammten aus der Johns Hopkins Klinik,
dem Baylor College sowie der Michigan Klinik. Patienten mit einer präoperativen Hormon-
oder Strahlentherapie wurden ausgeschlossen. Vorhergesagte Endpunkte des statistischen
Modells waren das organbegrenzte Tumorstadium, eine isolierte Kapselpenetration, eine
Infiltration der Samenblasen sowie der Lymphknotenstatus des Prostatakarzinoms. Das
präoperative prostataspezifische Antigen, das klinischen Stadium sowie der Gleason-Grad
hatten eine statistisch signifikanten Einfluss auf das pathologische Stadium (p<0,001).
Die Vorhersage wurden in Form einer Tafel mit der jeweiligen zu erwartenden Wahrscheinlichkeit
des pathologischen Kriteriums und dem entsprechenden 95%-Konfidenzintervall dargestellt.
Eine Validierungsanalyse zeigt eine korrekte Vorhersage in insgesamt 72,4% der Fälle
(67,3% korrekte Vorhersage für das organbegrenzte Stadium, 59,6% für die isolierte
Kapselpenetration, 79,6% für eine Samenblasen-Infiltration sowie 82,9% für den Lymphknoten-Status).
Es konnte gezeigt werden, dass das dargestellte statistische Modell basierend auf
einer multiinstitutionalen Datenbank eine sichere Vorhersage des pathologischen Stadiums
erlaubt. Die Information ermöglicht dem Patienten als auch behandelnden Arzt eine
bessere Charakterisierung des diagnostizierten Tumors und damit eine verbesserte Therapieplanung
und Prognoseeinschätzung.
Thematisch ähnliche Publikationen:
Thematisch ähnliche Publikationen:
1. Blute ML, Bergstralh EJ, Partin AW et al. Validation of Partin tables for predicting
pathological stage of clinically localized prostate cancer. J Urol 2000;164 (5):1591-1595
2. Graefen M, Augustin H, Karakiewicz PI et al. Can predictive models for prostate
cancer patients derived in the United States of America be utilized in European patients?
A validation study of the Partin tables. Eur Urol 2003; 43 (1): 6-10
3. Penson DF, Grossfeld GD, Li YP et al. How well does the Partin nomogram predict
pathological stage after radical prostatectomy in a community based population? Results
of the Cancer of the Prostate Strategic Urological Research Endeavor. J Urol 2002;
167: 1653
4. Graefen M, Augustin H, Palisaar RJ et al. Who predicts better: a clinician or a
nomogram? Der Urologe A, 2003; Suppl 1: 66
5. Partin AW, Mangold LA, Lamm DM et al. Contemporary update of prostate cancer staging
nomograms (Partin Tables) for the new millennium. Urology. 2001; 58(6): 843-848
6. Augustin H, Eggert T, Wenske S et al. Comparison of accuracy between the Partin
tables of 1997 and 2001 to predict final pathological stage in clinically localized
prostate cancer. J Urol 2004; 171(1): 177-181
Hauptaussage
Hauptaussage
Die Partin Tafeln erlauben durch eine Kombination von bei der Diagnostik routinemäßig
erhobenen prätherapeutischen Befunden eine zuverlässige Vorhersage des zu erwartenden
pathologischen Stadiums. Dies stellt eine große Hilfe für die Patientenberatung und
Therapieplanung von Patienten mit einem lokalisierten Prostatakarzinom dar.
Warum dieser Artikel wichtig ist
Warum dieser Artikel wichtig ist
Die so genannten Partin-Tafeln können als die klassische Arbeit zu Nomogrammen des
Prostatakarzinoms gelten. Sie ermöglichen durch eine Kombination von PSA-Wert, klinischem
Stadium und Gleason-Grad in der Biopsie eine recht sichere Vorhersage des zu erwartenden
endgültigen pathologischen Stadiums. Die Partin-Tafeln markieren den Beginn einer
ganzen Reihe statistischer Arbeiten, welche uns Urologen letztendlich in die Lage
versetzt haben, die von uns erhobenen Befunde besser in Beziehung zu setzen und zu
interpretieren. Wichtig zu betonen ist hierbei, das nicht die Hinzunahme neuer Variablen,
sondern die moderne statistische Analyse der vorhanden Faktoren akkurate Nomogramme
ermöglicht haben. Die einfache Handhabung dieser Tafeln hat weiterhin zu ihrer großen
Verbreitung und Akzeptanz geführt und den Weg dahingehend gewiesen, das statistische
Modelle, sollen sie denn tatsächlich im klinischen Alltag genutzt werden auch in einer
Form angeboten werden, die eine unkomplizierte Anwendung erlauben.
Stärken der Arbeit
Stärken der Arbeit
Die Stärke der Arbeit liegt zum einen in ihrem multiinstitutionalen Charakter, zum
anderen in den konsekutiven Validierungsstudien, welche die genaue Vorhersage durch
die Partin-Tafeln im Wesentlichen bestätigt haben.
Schwächen der Arbeit
Schwächen der Arbeit
Eine Einschränkung der Partin-Tafeln liegt darin, dass nur das pathologische Stadium
vorhergesagt wird, nicht aber die Wahrscheinlichkeit einer Heilung durch die jeweilige
Therapie. Da dies aber das Entscheidende für den Patienten ist, erscheinen die Kattan-Nomogramme
in dem klinischen Alltag relevanter (siehe hierzu www.nomograms.org ). Eine weitere Einschränkung liegt in der Beschränkung der Vorhersage positiver Lymphknoten
allein auf die Fossa obturatoria.
Kommentar
Kommentar
Das oben dargestellte übersetzte Abstract stammt von der 1997 publizierten Version
der Partin-Tafeln, welche auch die bekannteste der 3 existierenden Versionen ist.
1993 hatte die Arbeitsgruppe von Alan Partin erstmals eine "Partin-Tafel-Version“
publiziert, welche allerdings in einer 4 Jahre späteren Validierungsstudie von Michael
Kattan aus dem Baylor College eine ungenügende Vorhersagegenauigkeit und damit keine
Praxisrelevanz gezeigt hatte. Es folgte ein Zusammenschluss der Daten der Johns Hopkins
Klinik, dem Baylor College und der Universität Michigan. Die dann ernorme Patientenzahl
(n=4133 !), der multiinstitutionale Charakter, die überarbeitete statistische Methodik,
aber auch die Publikation in dem renommierten Journal of the American Medical Association
machten die neue Version der Partin-Tafeln zu dem bekanntesten Vorhersagemodell für
das Prostatakarzinom.
Es folgten externe Validierungsstudien welche im Wesentlichen zeigen konnten, dass
die hohe Vorhersagegenauigkeit auch in anderen Patientenkollektiven nachvollziehbar
ist. Die Arbeitsgruppe um Blute aus der Mayo-Klinik bestätigte dies für ein US-amerikanisches
Kollektiv, unsere eigene Arbeitsgruppe zeigte eine exzellente Vorhersagegenauigkeit
an über 1000 in Hamburg operierten Patienten. Eine schlechtere Vorhersagegenauigkeit
wurde in einer Validierungsstudie von Penson et al. gefunden, welcher die Partin-Tafeln
an Patienten aus nichtakademischen Zentren überprüfte. Schlussfolgerung der Autoren
war, dass die Ergebnisse der Partin-Tafeln möglicherweise nur an großen Prostatazentren
die zuvor berichtete hohe Zuverlässigkeit haben. Dennoch konnte insgesamt gezeigte
werden, das die Einschätzung des klinischen Stadiums durch die Partin-Tafeln genauer
ist als durch den Kliniker.
Ein Neuauflage der Partin-Tafeln erfolgte dann 2001 basierend auf den Daten von über
5000 Patienten aus der Johns Hopkins Klinik. Kleinere PSA-Schritte sowie eine Änderung
der Gleason-Einteilung sollten zu einer Verbesserung der Vorhersagegenauigkeit führen,
was unsere Arbeitsgruppe in einem Vergleich der 1997er und 2001er-Version an über
1000 Patienten allerdings nicht bestätigen konnte. Aufgrund der unizentrischen Daten
in der aktuellen Version sowie der bislang unzureichenden Validierung erscheint mir
die klassische 1997er-Version zurzeit als die empfehlenswertere Ausgabe der Partin-Tafeln.
Zusammenfassend sind die Partin-Tafeln das bekannteste und am besten überprüfte statistische
Modell für das Prostatakarzinom. Es konnte hier erstmals in einem klinisch relevanten
Nomogramm gezeigt werden, das eine geschickte Kombination der in der täglichen Routine
erhobenen Befunde bei der Diagnostik des Prostatakarzinoms eine verbesserte Charakterisierung
des Prostatakarzinoms und hieraus resultierend eine verbesserte Patientenberatung
erlauben.
Priv.-Doz. Markus Graefen, Hamburg
Literatur beim Autor