Der Klinikarzt 2004; 33(8/09): XVI
DOI: 10.1055/s-2004-834386
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Akutes Koronarsyndrom - Auf atypische Symptome achten!

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Publication Date:
23 September 2004 (online)

 
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    Quelle: Brieger D, Eagle KA, Shaun G et al. Acute coronary syndromes without chest pain, an underdiagnosed and undertreated high-risk group - Insights from the Global Registry of Acute Coronary Events. Chest 2004; 126: 461-469

    Thema: Brustschmerzen sind ein Leitsymptom eines akuten Koronarsyndroms (ACS). Doch es ist gar nicht so selten, dass bei einer instabilen Angina pectoris oder einem Myokardinfarkt andere, eher unspezifische Symptome, wie Mattigkeit, Kurzatmigkeit, exzessives Schwitzen, Übelkeit oder Erbrechen, im Vordergrund stehen, was häufig eine Fehldiagnose nach sich zieht.

    Projekt: Wie häufig solche Fehldiagnosen sind und welche Folgen dies für die betroffenen Patienten hat, untersuchte jetzt ein internationales Forscherteam auf Grundlage der Daten aus dem GRACE1-Register. Denn die meisten Studien zu diesem Thema lassen vermuten, dass Patienten mit atypischen Symptomen eine eher schlechte Prognose aufweisen.

    Ergebnis: Von den insgesamt 20881 Patienten aus der GRACE-Datenbank identifizierten die Forscher 1763 ACS-Patienten (8,4%), die nicht über Brustschmerzen klagten, sondern atypische Symptome äußerten. Im Vordergrund standen dabei Dyspnoe (49,3%), Diaphorese (26,2%), Übelkeit oder Erbrechen (24,3%) bzw. Synkopen oder Präsynkopen (19,1%). Tendenziell waren diese Patienten älter und wiesen einen Diabetes mellitus, eine Herzinsuffizienz oder Bluthochdruck auf, Frauen waren häufiger betroffen als Männer. Bei 23,8% dieser Patienten wurde die Diagnose "akutes Koronarsyndrom" nicht gestellt. Sie erhielten seltener kardial wirksame Medikamente, wurden seltener einer Koronarangiografie oder einer perkutanen Koronarintervention unterzogen und starben häufiger im Krankenhaus als Patienten mit typischen Symptomen (13 versus 4,3%).

    Fazit: Fehlt der Brustschmerz als typisches Leitsymptom eines akuten Koronarsyndroms, sind Fehldiagnosen oder eine unzureichende Therapie der Patienten häufiger als vermutet. Zudem sind diese Patienten typerischerweise älter und kränker als solche, bei denen dieses typische Leitsymptom der Erkrankung auftritt. Die schlechtere Prognose für diese Patienten ist daher nicht verwunderlich. Die Autoren fordern deshalb auf, sich diese Patientengruppe besonders bewusst zu machen, um auch in diesen Fällen eine frühe Diagnose stellen und eine ausreichende Medikation initiieren zu können.

    Key Words: akutes Koronarsyndrom - atypische Symptome - Brustschmerzen

    1 global registry of acute coronary events