Zur zukünftigen Perspektive der Universitätskliniken

Zwei Kernaussagen des Artikels von Schönermark [1] kann ich nicht so hinnehmen:

1. Kostenverursacher in unserem Gesundheitssystem ist primär nicht - wie Schönermark meint - der Arzt, sondern der Patient! So richtig die Bemerkung ist, dass ein gut ausgebildeter, erfahrener Arzt weniger Untersuchungen als ein schlecht ausgebildeter benötigt, um zur Diagnose zu kommen, und somit Kosten einspart - das Argument trifft nicht den Kern der Sache: Kostensteigerungen entstehen nämlich hauptsächlich durch den Fortschritt der Medizin. Der verantwortungsbewusste Arzt wird - und muss - heutzutage „state of the art“ diagnostizieren und behandeln (dafür muss er sich auch ständig weiterbilden). Wenn seitens der Kostenträger eine Diagnostik/Therapie auf niedrigem Niveau zu Lasten des Patienten verlangt wird um Kosten zu sparen, so sollen Kostenträger und Gesundheitspolitiker das dem Patienten klarmachen (Beispiel England: keine Hüft-Endoprothese für über 70-Jährige etc.).

2. Der eklatante Widerspruch: „... die nächste Ärztegeneration wird ausschließlich von Universitätskliniken ausgebildet“ ... und die Bemerkung, dass „60 % der universitätsmedizinischen Diagnosen und Maßnahmen in die Kategorie Standard bzw. Routinefälle“ fielen, die besser an anderen Spitälern versorgt werden sollten. Wo kämen wir hin, wenn die an den Universitätskliniken ausgebildeten Ärzte nur mit seltenen Krankheitsbildern konfrontiert würden? Mindestens ebenso wichtig ist es doch gerade, über die „Volkskrankheiten“ und deren optimales Management Bescheid zu wissen. Wer, wenn nicht die Universitätskliniken, soll auf diesem Gebiet die Standards vorgeben?

Literatur

• 1 Schönermark M P. Zur zukünftigen Perspektive der Universitätskliniken.  Dtsch Med Wochenschr. 2004;  129 1524-1525