Der Klinikarzt 2004; 33(10): IV
DOI: 10.1055/s-2004-835331
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorhofflimmern - Modifizierter Wirkstoff stabilisiert das Herz

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Publikationsdatum:
22. Oktober 2004 (online)

 
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Die Entwicklung neuer Antiarrhythmika zähle zu den wichtigsten Erfordernissen in der kardiologischen Forschung, konstatierte Prof. B. Singh, Los Angeles (USA). Denn Vorhofflimmern verdoppelt die kardiale Mortalität der Patienten, das Schlaganfallrisiko steigt sogar um das Fünffache. "Wenn wir den Sinusrhythmus wiederherstellen, verbessern wir auch die Herzfunktion", erklärte Singh. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, um den natürlichen Sinusrhythmus des Herzens zu stabilisieren - entweder mittels Antiarrhythmika oder mithilfe einer elektrischen Kardioversion. Je früher dabei die Behandlung beginnt, desto größer ist der Erfolg.

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Modifiziertes, jodfreies Amiodaron

Das inzwischen schon "altbewährte" Antiarrhythmikum Amiodaron könnte jetzt mit Dronedaron, das in Europa allerdings noch nicht zugelassen ist, einen Nachfolger erhalten. Wie seine Vorgängersubstanz besitzt Dronedaron die charakteristischen Eigenschaften aller vier Antiarrhythmika-Klassen. Es blockiert die Natriumkanäle bei schnellen Pulsfrequenzen sowie den Kaliumeinstrom, verlängert die kardialen Aktionspotenziale und Refraktärzeiten und besitzt kalziumantagonistische Eigenschaften. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Wirkstoffen ist die bessere Verträglichkeit der neuen Substanz. Als lipophilere, jodfreie Modifikation des Amiodarons sind weniger Nebenwirkungen zu erwarten, erklärte PD S. Hohnloser, Frankfurt.

Wie wirksam der neue Wirkstoff einem erneuten Vorhofflimmern oder -flattern vorbeugen kann, belegen zwei identisch aufgebaute Studien mit insgesamt 1250 Patienten, bei denen drei Monate vor ihrem Einschluss in EURIDIS[1] bzw. ADONIS[2] ein Vorhofflimmern im EKG dokumentiert worden war. Vor der Randomisierung mussten sie jedoch zumindest über eine Stunde einen normalen Sinusrhythmus aufweisen. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum ersten Nachweis eines erneuten Vorhofflimmerns oder -flatterns über mindestens zehn Minuten.

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Effektiv bei geringem Nebenwirkungspotenzial

Erwartungsgemäß waren die Ergebnisse der "Zwillingsstudien" ähnlich. In EURIDIS erlitten die Patienten der Verumgruppe im Mittel nach 96 Tagen eine erneute Rhythmusstörung. Deutlich kürzer, nämlich nur 41 Tage, blieben die Patienten der Vergleichsgruppe im Sinusrhythmus. Damit verringerte sich das relative Risiko eines Flimmer- oder Flatterrezidivs innerhalb von zwölf Monaten um 22% (p = 0,0138). In der ADONIS-Studie betrug die relative Risikoreduktion 28% (Rezidiv nach 59 bzw. 158 Tagen; p = 0,017).

Vorübergehende unerwünschte Wirkungen waren in den Behandlungsgruppen mit Dronedaron etwa gleich häufig wie unter Plazebo, Hinweise auf Proarrhythmien oder Torsade-de-Pointes-Episoden gab es nicht. "Um etwas über langfristige Toxizitäten der Substanz sagen zu können, ist es natürlich noch zu früh", meinte Hohnloser. "Bis jetzt sieht es jedoch gut aus, vor allem da unter Amiodaron potenzielle Nebenwirkungen - auch die Lebertoxizität - relativ schnell zu sehen sind." Damit ist Dronedaron seiner Meinung nach eine viel versprechende neue Option für die Pharmakotherapie in der Rhythmologie.

sts

Quelle: Pressekonferenz "New perspectives in atrial fibrillation management", veranstaltet von der Sanofi-Synthelabo GmbH, Berlin, und Hot-Line-Session im Rahmen des ESC Congress 2004

01 european trial in atrial fibrillation or flutter patients receiving dronedarone for the maintenance of sinus rhythm

02 american-australian-african trial with dronedarone in atrial fibrillation or flutter patients for the maintenance of sinusrhythm

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