Welches inhalative Kortikosteroid wirkt in welcher Dosierung am besten? Um diese Frage zu beantworten, waren bisher langwierige Untersuchungen an großen Studienpopulationen erforderlich. Dr. Kate Phillips et al., Nottingham/Großbritannien, entwickelten daher ein Verfahren, das bei geringerem Aufwand valide Vergleichsdaten liefert (Thorax 2004; 59: 21-25).
Inhalative Kortikosteroide stellen eine effektive und weit verbreitete Behandlungsoption bei Asthma dar. Die verfügbaren Substanzen unterscheiden sich in ihrer Pharmakokinetik und dadurch sowohl in ihrem therapeutischen Effekt auf die Atemwege als auch in ihren Nebenwirkungen. Es ist jedoch schwierig, Vergleiche zwischen verschiedenen inhalativen Kortikosteroiden in unterschiedlichen Dosierungen anzustellen, da ihre Wirkung oft erst nach Wochen oder Monaten optimal ist. Unklar ist auch, welche Messgröße am sensitivsten ist: Lungenfunktion, klinische Symptomatik, Anwendungshäufigkeit von Bronchodilatatoren oder ein anderer Parameter.
Die Forscher versuchten daher, ein standardisiertes Vorgehen zu entwickeln, das solche Vergleiche ermöglicht. Hierfür wurden bei 21 Testpersonen mit bekanntem Asthma 3 verschiedene Therapieschemata durchgeführt: Budenosid 100, 400 und 1600 µg pro Tag für jeweils eine Woche, dieselben Dosierungen für jeweils 2 Wochen sowie Budesonid 1600 µg pro Tag für 2 Wochen. Zwischen den 3 verschiedenen Zyklen lag ein therapiefreies Intervall von wenigstens 3 Wochen. Die Patienten dokumentierten kontinuierlich eventuell aufgetretene Asthmasymptome und den zusätzlichen Einsatz von Bronchodilatatoren. Außerdem wurde täglich die exspiratorische Spitzen-Flussrate (PEFR) durch Selbstmessung bestimmt. Wöchentlich (bei der wöchentlichen Dosissteigerung) bzw. 2-wöchentlich (bei den beiden anderen Schemata) wurde die Sekundenkapazität (FEV1) gemessen, und zwar nach initialer Inhalation von physiologischer Kochsalzlösung und anschließend nach inhalativer Gabe von Adenosinmonophosphat (AMP) in steigender Dosierung. Endpunkt der Messung war ein Abfall des FEV1 um 20% gegenüber dem Ausgangswert, definiert über die dafür erforderliche Provokationsdosis (PD20AMP) oder das Erreichen einer Maximaldosis von AMP.
Ein Vergleich von verschiedenen inhalativen Kortikosteroiden ist schwierig. Ein standadisiertes Vorgehen soll dies jetzt erleichtern (Bild: Archiv).
Bronchiale Empfindlichkeit auf AMP ist der sensitivste Marker
Bronchiale Empfindlichkeit auf AMP ist der sensitivste Marker
In der Auswertung zeigte sich, dass die bronchiale Empfindlichkeit auf AMP der sensitivste Marker für Unterschiede zwischen den verschiedenen Dosierungsschemata war. Bei beiden Schemata mit schrittweiser Vervierfachung der Medikamentendosis war ein signifikanter, dosisbezogener Anstieg des PD20AMP-Wertes zu beobachten. Dieser Effekt war beim 2-wöchentlichen Regime ausgeprägter als beim wöchentlichen, allerdings ohne statistische Signifikanz. Weder die Lungenfunktionsmessung (PEFR, FEV1) noch die klinische Symptomatik oder die Frage nach dem zusätzlichen Gebrauch von Bronchodilatatoren erlaubten eine ausreichend valide Differenzierung. Dies kann im Fall der vorliegenden Studie allerdings auch an der Studienpopulation liegen: Bei allen Patienten lag lediglich ein leichtes Asthma vor, das keine Begleitmedikation erforderte.
In einer weiteren Untersuchung konnte dieselbe Forschungsgruppe am Vergleich zweier verschiedener Kortikoide in festen Dosen die hohe Sensitivität der PD20AMP-Messung belegen (Thorax 2004; 59: 26-30).
Das neue Studiendesign hat den Vorteil einer deutlich kürzerenBeobachtungszeit. Es ist zweitrangig, ob die Dosis wöchentlich oder 2-wöchentlich erhöht wird. Durch die sensitive Messung der PD20AMP, deren Wert sowohl mit der Dauer der Behandlung als auch mit der Dosis korreliert, ist auch die Zahl der benötigten Probanden deutlich kleiner.
Martin Priwitzer, Stuttgart