In der stationären Altenhilfe muss das Angebot von Einzelzimmern für jeden Bewohner
selbstverständlich sein", fordert Dr. Hartmut Dietrich, Vorstandsvorsitzender des
Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA) in Köln. Damit tritt er Äußerungen beispielsweise
aus Bayern und Niedersachsen entgegen, dass die Unterbringung in Doppelzimmern für
alte Menschen grundsätzlich zumutbar sei. Durch Doppelzimmer sollen die Investitionskosten
beim Bau von Pflegeheimen aufgrund des geringeren Flächenverbrauchs reduziert werden,
was wiederum zu einem günstigeren Pflegesatz führen würde.
Stress bei Bewohnern und Personal
Dieser Überlegung widerspricht auch Alexander Künzel, Vorstand der Bremer Heimstiftung:
"Vergleicht man die Gesamtfläche eines herkömmlichen Pflegeheims mit den Flächen für
Bewohnerzimmer, so bleiben oft nur noch 33% für die individuelle Nutzung". Sinnvoller
erscheint es ihm, die oft überdimensionierten Flächen für Verwaltung und Hauswirtschaft
zu reduzieren. Positive Erfahrungen dazu hat das KDA mit seinem Hausgemeinschaftskonzept
gemacht. Hier ist jedem Bewohner ein Einzelzimmer und eine ausreichende Gemeinschaftsfläche
garantiert. Durch eine intelligente Planung entstand nur ein um 6% höherer Flächenbedarf
als bei der Realisierung von Doppelzimmern. Auch aus pflegerischer Sicht untermauert
die Psychologin Christine Sowinski, dass Doppelzimmer nicht "wirtschaftlicher" sind.
Durch eine höhere Geräusch- und Geruchsbelästigung entstünde oft Stress unter den
Bewohnern, der sich oft auch auf das Pflegepersonal übertrage. "Manchmal haben sich
die Defizite des gesundheitlich angeschlageneren Bewohners auf den Mitbewohner übertragen",
berichtet Sowinski.
Inzwischen beklagen viele Heimträger leerstehende Doppelzimmer und suchen beim KDA
nach Vorschlägen, um ihre Doppelzimmer wieder abzubauen.
Quellen
1. Informationsdienst Wissenschaft, idw-online
2. www.kda.de