Bisher galt der Sekundenstoßtest (FEV1) als Standardparameter, um den Schweregrad einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung
(COPD) zu beurteilen. Das Krankheitsbild wird aber zunehmend multifaktoriell gesehen.
Zur besseren Beurteilung der Prognose könnte deshalb ein erweiterter Score sinnvoll
sein. Er sollte auch zusätzliche klinische Faktoren wie etwa Gewicht und körperliche
Belastbarkeit mit einbeziehen.
B. R. Celli et al., Boston/USA, hatten in einer Pilotstudie retrospektiv geprüft,
von welchen klinischen Parametern die Mortalität bei COPD-Patienten abhängt (N Engl J Med 2004; 350: 1005-1012). Bei 207 Patienten zeigte sich, dass deren Prognose signifikant vom Körpergewicht,
dem Ausmaß der pulmonalen Obstruktion, der Dyspnoeneigung und der körperlichen Leistungsfähigkeit
(6-Minuten-Gehtest) beeinflusst wurde. Hieraus bildeten sie einen einfachen Punktescore
(BODE). Im Rahmen einer weiteren prospektiven Validierungsstudie überprüften sie diesen
Score bei 625 COPD-Patienten. Die entscheidend Frage war, ob der Punktwert (Skala
0 bis 11) des Scores mit der Mortalitätsprognose korreliert. Die Beobachtungsphase
betrug 52 Monate. Bei der Auswertung wurde auch nach den Mortalitätsursachen differenziert.
Im Nachbeobachtungsjahr waren 26% der Patienten vorwiegend an respiratorischen Erkrankungen
gestorben. Der BODE-Score dieser Patienten lag mit 5,9 Punkten signifikant höher als
der der Überlebenden (3,7 Punkte). Erkrankte, die aus rein respiratorischen Gründen
gestorben waren, hatten im Mittel sogar 6,7 Punkte. Somit zeigte sich, dass der BODE-Score
auch die nicht respiratorischen Auswirkungen der COPD-Erkrankung mit erfasst hatte.
Statistisch gesehen erhöhte jeder zusätzliche Scorepunkt das allgemeine Todesrisiko
um den Faktor 1,3 (Hazard Ratio). Das Risiko im Folgejahr, aus respiratorischen Gründen
zu sterben, stieg pro Scorepunkt sogar um den Faktor 1,62. Auch beim direkten Vergleich
mit dem FEV1 blieb der BODE-Score das überlegene Prognosekriterium.
Ein neuer, multidimensionaler klinischer Score bildet die Mortalitätsprognose von
COPD-Patienten wesentlich besser ab, als die bisher übliche Spirometrie, so die Autoren.