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DOI: 10.1055/s-2005-862218
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Körperliche Symptome - Dual wirkende Antidepressiva
Publication History
Publication Date:
01 February 2005 (online)
Nicht nur die Response ist unser Behandlungsziel bei den Depressionen, sondern die Remission. Wir müssen sie erzwingen, da sonst das große Risiko einer Chronifizierung entsteht, betonte Prof. H.-J. Möller, München, bei einem Symposium im Rahmen des DGPPN-Kongresses 2004[1]. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Rückfallraten bei Restsymptomen gegenüber Remissionen dreifach erhöht sind. Unter den Restsymptomen befinden sich bei 94% der Patienten körperliche Beschwerden, wie Appetit- und Gewichtsveränderungen, Körper-, Kopf- und abdominale Schmerzen, Obstipation und Schlafstörungen. Eine vollständige Remission bei der major depressive disorder (MDD) gelingt besser, wenn sowohl die seelischen als auch die körperlichen Symptome, wie Schmerzen, beseitigt werden können. Die Neurotransmitter Serotonin (5-HT) und Noradrenalin (NA) beeinflussen vermutlich alle drei Symptomengruppen und spielen eine wesentliche Rolle als Mediatoren in den absteigenden inhibitorischen Schmerzbahnen, so Prof. Max Schmauß, Augsburg.
Während SSRI (selektive Serotonin-Reuptake-Inhibitoren) nur eine geringe Wirkung auf die körperlich-schmerzhaften Symptome bei Depressionen haben, sind für Präparate mit Wiederaufnahmehemmung von 5-HT und NA gute Wirkungen auf körperliche Beschwerden, insbesondere Schmerzen, und auch auf die Remissionsraten beschrieben worden: Patienten, die mit Duloxetin, einem SSNRI (selektiver Serotonin-/ Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor), behandelt wurden, erzielten in einer kontrollierten Vergleichstudie mit 43% eine wesentlich höhere Remissionsrate als Patienten unter dem SSRI Fluoxetin (30%). Vergleichbare Remissionsraten wurden auch mit dem SSNRI Venlafaxin vs. SSRI und Plazebo erreicht. Schmauß wies darauf hin, dass die Datenlage für eine größere Wirksamkeit von Venlafaxin und Duloxetin im Vergleich zu SSRIs jedoch noch nicht völlig geklärt sei.
Im Vergleich zu Venlafaxin und Mirtazapin besitzt Duloxetin eine besonders starke, ausgewogene NA- und 5-HT-Rezptoraffinität. Im Gegensatz zu Venlafaxin, bei dem die duale Wirkung erst ab Dosierungen von ≥ 150 mg zu beobachten ist, zeigt Duloxetin derartige Effekte schon in niedriger Dosis. Die am häufigsten genannten Nebenwirkungen von Duloxetin - Übelkeit, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit, Schwächegefühl und Schläfrigkeit - verschwinden in der Regel in der ersten Woche. Blutdrucksteigerungen finden nicht häufiger als unter Plazebo statt. Gewichtszunahme und sexuelle Dysfunktion kommen unter Duloxetin selten vor. Duloxetin (Cymbalta®) ist im Januar europaweit zugelassen worden.
Dr. Anna Miletzki, Berlin
01 Satelliten-Symposium der Firmen Lilly und Boehringer Ingelheim am 25.11. im Rahmen des DGPPN-Kongresses 2004 in Berlin
01 Satelliten-Symposium der Firmen Lilly und Boehringer Ingelheim am 25.11. im Rahmen des DGPPN-Kongresses 2004 in Berlin