Berger M, Fritze J, Roth-Sackenheim C, Vorderholzer U (Hrsg.):
Die Versorgung psychischer Erkrankungen in Deutschland. 170 Abbild., 31 Tab.,
Heidelberg: Springer-Verlag. ISBN 3-540-23944-8
Diese in Buchform vorliegenden Stellungnahmen der DGPPN sind von außerordentlicher
Bedeutung und man kann sie nicht genug loben. Andererseits fällt es schwer, sich mit
einem Buch anzufreunden, dessen Inhalt traurig ist. Es wird nämlich auf die katastrophale
Situation der Psychiatrie mit Daten und Fakten in Fülle hingewiesen.
Bei der Lektüre ist klar, dass die alten Probleme unseres Faches in der Psychiatrie-Enquete
1975 aufgelistet nach wie vor ungelöst vorliegen. Gerade dieses uralte Problem der
optimalen Versorgung von chronisch Kranken und Schwerkranken ist in anderer Form und
anderer Gestalt erneut aufgetaucht, nämlich in der Erfindung eines Bettenbedarfs für
psychosomatisch Kranke bzw. Gestörte. Unbegreiflich, dass ein Bundesland wie Baden-
Württemberg sich zur Umschreibung der Bettenplanung hinreißen lässt auf Kosten der
Allgemeinpsychiatrie und zu Lasten der schwerer Kranken unseres Faches. Ganz abgesehen
davon weiß man, dass der Personenkreis der psychosomatisch Kranken sehr gut ambulant
zu behandeln ist. Ambulant vor stationär! So auch eine Devise in Baden-Württemberg.
Dabei ist damit nur ein Teilaspekt erwähnt, aufregende weitere Daten kann man nachlesen,
beispielsweise auch über die Verwässerung der Psychiatriepersonalverordnung, die in
vielen Kliniken, offenbar besonders in psychiatrischen Abteilungen, nicht mehr Gültigkeit
besitzen soll.
Das Buch ist eine Pflichtlektüre für alle Psychiater, die sich politisch mit unserem
Fach beschäftigen.
Zu großem Dank verpflichtet sind wir, die wir im Augenblick nicht in irgend einem
Gremium tätig sein können oder wollen, denen, die diese Aufgabe für uns alle übernehmen.
Insbesondere also dem Vorstand der DGPPN und ihrem Präsidenten.
Prof. F. Reimer, Weinsberg