Eine Kolonisation oder Infektion durch MRSA ist als schwere Komplikation zu werten:
Im Vergleich zu Infektionen mit Methicillin-sensiblen S. aureus bestehen für den Patienten viele Nachteile, die der Grund für die besonderen hygienischen
Maßnahmen sind:
-
schlechtere Prognose und verlängerte Krankenhausverweildauer bei Infektionen,
-
erhöhte Mortalität bei Bakteriämie,
-
Behandlung mit höherer Nebenwirkungsrate.
Auch eine Kolonisation ist nicht harmlos, da ein erhebliches Risiko für eine Infektion
durch MRSA besteht. Ein weiterer Nachteil sind die spezifischen Hygienemaßnahmen,
die für die betroffenen Patienten eine enorme psychische Belastung sind. Die Therapie
einer oft vorhandenen Grunderkrankung ist wegen der aufwändigen Isolierungsmaßnahmen
oft nicht optimal möglich. Für das Krankenhaus steigen die Kosten stark (z. B. Kosten
pro Liegetag eines Patienten mit MRSA auf einer chirurgischen Intensivstation ca.
1600 EUR [3]). Bislang ist im Rahmen des DRG-Systems der Nachweis von MRSA kodierbar, führt jedoch
nicht zu einem höheren Entgelt. Dies könnte zu einer Verwässerung der notwendigen
Maßnahmen führen. In den USA hat der 10-fach höhere Verbrauch von Vancomycin (wg.
MRSA-Raten von 30-70 %) zur Selektion von Vancomycin-resistenten Enterokokken geführt,
deren Resistenzmechanismus per Gentransfer wiederum für die Vancomycinresistenz bei
S. aureus verantwortlich ist.
Infektspezifische Therapie
Infektspezifische Therapie
Die Prinzipien der Therapie von MRSA unterscheiden sich nicht von denen für S. aureus. Im Vergleich zu Methicillin-sensiblen S. aureus sind die Therapieoptionen wegen der Multiresistenz der Erreger allerdings deutlich
eingeschränkt, und die verbleibenden Alternativen weisen schlechtere Eigenschaften
bzgl. Bakterizidie, Penetrationsvermögen und Verträglichkeit im Vergleich zu den Therapieoptionen
bei Methicillin-sensiblen S. aureus auf.
Lokale Wundbehandlung
Die lokale Wundbehandlung sollte mit den üblichen Maßnahmen wie Wundrevision, Spülung
(ggf. antiseptisch) und regelmäßige Verbandswechsel durchgeführt werden. Wegen der
ausgeprägten Neigung zur Bildung von Abszessen ist die chirurgische Entlastung besonders
wichtig. Ggf. müssen bei mangelnder Entfieberung oder persistierendem Nachweis von
S. aureus in der Blutkultur septische Herde mittels bildgebender Verfahren gesucht und entlastet
werden (z. B. im Retroperitoneum) [6].
Systemische Therapie
Zur systemischen Therapie bei schweren Infektionen mit MRSA kommen in erster Linie
die Glykopeptide Vancomycin und Teicoplanin in Frage. Letzteres ist wegen der langen Halbwertszeit auch in der ambulanten Therapie
einsetzbar, etwa bei Osteomyelitis. Obwohl aussagekräftige Studien fehlen, wird bei
schweren Infektionen (Sepsis, Osteomyelitis, fremdkörperassoziierte Infektion, Endokarditis)
die Kombination eines Glykopeptids mit einer anderen Substanzklasse empfohlen. Ziel
ist die Verbesserung der Bakterizidie (Glykopeptide wirken langsamer als Penicilline)
und die Verbesserung der antimikrobiellen Aktivität in pharmakologisch „schwierigen”
Kompartimenten. Bevorzugte Kombinationspartner sind Substanzen mit guter Bakterizidie und guter Gewebspenetration wie Rifampicin (keinesfalls Monotherapie mit Rifampicin).
Als weitere Kombinationspartner können Fusidinsäure (in Deutschland über internationale
Apotheke), Fosfomycin, Clindamycin, Trimethoprim-Sulfamethoxazol oder Chinolone geeignet
sein. Resistenzen gegen Makrolide, Clindamycin oder Chinolone sind allerdings unter
MRSA-Stämmen weit verbreitet. Clindamycin sollte trotz Empfindlichkeit in vitro bei schon bestehender Makrolidresistenz (Erythromycin) wegen einer schnellen Resistenzentwicklung
nicht eingesetzt werden.
Als Alternative zu den Glykopeptiden stehen durch Linezolid (Oxazolidinone), Quinopristin/Dalfopristin (Streptogramine)
und Daptomycin drei weitere Substanzklassen zur Verfügung. Linezolid wirkt bakteriostatisch,
hat eine hervorragende Gewebsgängigkeit und ist oral wie parenteral applizierbar.
Die Wirksamkeit bei Pneumonien war in einer ersten Studie [7] mit der von Vancomycin vergleichbar. In zwei sehr ähnlichen retrospektiven Auswertungen
ergab sich eine Überlegenheit [8]. Dagegen war Linezolid in Tiermodellen der Osteomyelitis und Endokarditis nicht
zufriedenstellend wirksam. Quinopristin-Dalfopristin wirkt bakterizid und hat eine
gute Gewebsgängigkeit. Es hat jedoch den Nachteil erheblicher Interaktionen (Cytochrom
P450 3A4) sowie unerwünschter Wirkungen (u. a. Venenwandreizungen, Exantheme). Gegen
beide Substanzgruppen wurden nach längerer Anwendung schon resistente MRSA-Stämme
von Patienten isoliert. Daptomycin ist derzeit zur Behandlung von komplizierten Infektionen
der Haut und Hautweichteile durch MRSA zugelassen. Zur Behandlung einer MRSA-Pneumonie
ist Daptomycin wegen unzureichender Wirkspiegel nicht geeignet.
Für alle Substanzen sollte die Therapiedauer bei schweren Infektionen 3 Wochen nicht
unterschreiten, weil es ausgehend von Mikroabszessen nicht selten zu Rezidiven kommt.
Zusätzlich zur Therapie sollte durch entsprechende Maßnahmen (Mupirocin-Nasensalbe,
bei weiterer Besiedlung antiseptische Waschung) eine Sanierung des Trägerstatus versucht
werden. Eine systemische Therapie mit Glykopeptiden erfasst die Kolonisierung der
Schleimhäute nicht.
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kurzgefasst: Zur systemischen Therapie stehen zunächst Glykopeptide und Oxazolidinone zur Verfügung.
Bevorzugte Kombinationspartner sind Substanzen mit guter Bakterizidie.
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Maßnahmen gegen MRSA
Maßnahmen gegen MRSA
Die Bekämpfung von multiresistenten nosokomialen Keimen fußt auf drei Strategien,
die kombiniert werden müssen:
-
verbesserte Umsetzung von bestehenden allgemeinen Hygienerichtlinien,
-
Verminderung des Selektionsdrucks durch Antibiotika durch einen rationalen Gebrauch
und
-
Erkennung und spezifischen Behandlung von MRSA-Patienten (Isolierung, Sanierung des
Trägerstatus, Behandlung).
Im Sinne einer Prophylaxe muss den ersten beiden Strategien in Zukunft mehr Platz
eingeräumt werden, da die Erkennung von MRSA-Patienten der Verbreitung des Keimes
immer „hinterher hinkt”. Die Wirksamkeit aller drei Strategien ist durch Studien gut
belegt.
Allgemeine Maßnahmen
Die allgemein empfohlenen Standardhygienemaßnahmen sind die Grundlage, um eine Verschleppung
von MRSA bei unbekanntem MRSA-Status, wie auch anderer nosokomialer Keime, zu verhindern.
In der jeweiligen medizinischen Institution neu übertragene MRSA-Keime können als
Indikator für den Stand der Hygiene in dieser Einrichtung interpretiert werden. Der
Händedesinfektion des Personals kommt hierbei wegen ihrer Effektivität und Einfachheit
der Durchführung die Schlüsselrolle zu. Ausreichende Personal-Stellenschlüssel und
Fortbildung aller beteiligten Berufsgruppen verbessert die Anwendungsrate. Art und
Umfang routinemäßiger Hygienemaßnahmen sind den entsprechenden Hygieneplänen zu entnehmen.
Antibiotikagebrauch
Der rationale Gebrauch von Antibiotika wird durch eine genaue Indikationsstellung,
der medizinischen Einrichtung gemäße Empfehlungen zur kalkulierten Therapie sowie
der Anpassung der Therapie nach Eingang der mikrobiologischen Untersuchungsergebnisse
verbessert. Ist der Infektionserreger bekannt oder kalkulierbar, sollten möglichst
„schmal” wirkende Antibiotika eingesetzt werden. Aktuelle Empfehlungen wurden z.B.
von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft 2004 erarbeitet (www.p-e-g.de).
Hygienemaßnahmen
MRSA-spezifische Hygienemaßnahmen leiten sich aus den bekannten Übertragungswegen
ab (v.a. Haut-Haut, Haut-Umwelt; Personal als „Vektor”, oft ohne Kolonisation). Patienten
mit schuppenden Hauterkrankungen setzen über die ständige Abschilferung vermutlich
besonders viele Erreger frei (besondere Indikation zur Hautpflege). Bei einer Studie
zur Effektivität von Isolierungsmaßnahmen auf einer neonatologischen Intensivstation
war die Übertragungsrate in der Gruppe der räumlich isolierten Säuglinge 16-fach geringer.
Die Isolierungsmaßnahmen sind umfangreich (Tab. [1]) und sind eine große Belastung für Patienten und Personal. Bei schon bestehendem
relativen oder absoluten Personalmangel kann es durch den Mehraufwand zu einer Verschlechterung
der hygienischen Situation kommen, so dass die Schließung von Betten notwendig werden
kann. Eine aktuelle und umfassende Darstellung der Maßnahmen ist auf der Homepage
des Robert Koch-Instituts (http://www.rki.de) zu finden. Der mit MRSA besiedelte Patient
kann nach entsprechender Instruktion das Zimmer auch verlassen. Er muss bei nasopharyngealer
Besiedlung einen Mund-Nasen-Schutz tragen (wg. der Nase-Hand-Kontakte) und eine hygienische
Händedesinfektion durchführen. Der Transport im Krankenhaus erfolgt am einfachsten
nach Abdeckung des Patienten mit einem frischen Betttuch. Verlegungsziele sind zu
informieren. Die Maßnahmen sollten den Patienten und den Angehörigen erklärt werden.
Für Besucher empfehlen wir das Tragen eines Schutzkittels (in der Literatur nicht
belegt) sowie (nach vorheriger Anleitung) die Durchführung einer Händedesinfektion
vor Verlassen des Zimmers. Nach Entlassung aus dem Krankenhaus sind in der häuslichen
Umgebung in der Regel keine Isolationsmaßnahmen nötig, wenn die Übertragung des Keimes
auf andere (Risiko-)Patienten nicht zu befürchten ist. Im familiären Umfeld und entsprechend
engen Kontakten ist im Verlauf von Wochen mit einer hohen Übertragungsrate von bis
zu 50 % zu rechnen [1].
Tab. 1 Hygienemaßnahmen bei MRSA.
<TD VALIGN="TOP">
Maßnahme
</TD><TD VALIGN="TOP">
Hinweise zur Durchführung
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Einzelzimmer
</TD><TD VALIGN="TOP">
Mehrere Patienten - auch mit verschiedenen MRSA-Stämmen - können in einem Zimmer untergebracht
werden (Kohortenisolierung)
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Handschuhe, Kittel, Mund-Nasenschutz für Personal
</TD><TD VALIGN="TOP">
- bei Patientenkontakt
- Mund-Nasenschutz, um die Übertragungskette „Hand-Gesicht“ zu verhindern
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Wisch-Desinfektion der unmittelbaren Umgebung des Patienten
</TD><TD VALIGN="TOP">
z. B. Nachttisch, Einschaltknopf des Fernsehers, Badezimmer, etc.; täglich
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Mupirocin-Nasensalbe
</TD><TD VALIGN="TOP">
3 × täglich über 5 Tage
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Ggf. antiseptische Waschung
</TD><TD VALIGN="TOP">
1 × täglich über 5 Tage + frische Wäsche + frisches Bett + Umgebungsdesinfektion
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Funktionelle Isolierung
</TD><TD VALIGN="TOP">
Behandlung von ambulanten Patienten bzw. nicht-dringliche diagnostische Maßnahmen
im Krankenhaus jeweils am Ende des Arbeitstages, anschließend Wisch-Desinfektion der
Gegenstände/Stellen mit Patientenkontakt
</TD>
Die Isolierungsmaßnahmen können erst nach einer 3-maligen Kontrolle des Trägerstatus
an verschiedenen Tagen mittels Abstrichen des Nasenvorhofs sowie ggf. zusätzlichen
Kolonisationsstellen aufgehoben werden. Kontrolluntersuchungen während der Gabe von
MRSA-wirksamen Antibiotika sind wegen falsch negativer Ergebnisse nicht sinnvoll.
Screening-Untersuchungen des Personals (durch Nasenabstrich) werden nur bei einer
Häufung von MRSA-Fällen empfohlen. Bei positivem MRSA-Nachweis bei Personal ist ohne
weitere Typisierung der Isolate eine Interpretation eines epidemiologischen Zusammenhangs
nicht möglich. Die Sanierung des Trägerstatus bei Personal muss dokumentiert werden.
Nach den Empfehlungen des RKI sollte MRSA-positives Personal nicht in der Patientenversorgung
eingesetzt werden (Empfehlung Kategorie II, „für viele Krankenhäuser, Studien liegen
vor”). Dies kann jedoch auch zu einer Verschlechterung der hygienischen Situation
führen („understaffing”). Im Einzelfall ist die Fortführung der Arbeitstätigkeit bei
eingeleiteter Sanierung des Trägerstatus und Fortbildung über ein korrektes hygienisches
Verhalten vertretbar. Die Sanierung des Trägerstatus bei Personal folgt dem Vorgehen
bei Patienten, hat jedoch wegen der meist nur eingeschränkten Besiedlung bessere Erfolgsaussichten.
Dekolonisierung
Maßnahmen zur Sanierung des Trägerstatus reduzieren das Risiko einer Übertragung und
können auch zur Aufhebung der Isolierung führen. Die Anwendung von Mupirocin-Nasensalbe
reduziert die Besiedlung der Nasenvorhöfe und damit die Wahrscheinlichkeit einer Verbreitung.
Langzeitbeobachtungen haben aber gezeigt, dass eine nachhaltige Sanierung des Trägerstatus
nur bei einem Teil der Patienten gelingt. Eine prophylaktische bzw. mehrmalige Anwendung
von Mupirocin wird nicht empfohlen, da es zur Selektion von Stämmen mit „high level”-Mupirocinresistenz
kommen kann. Zusätzlich zu Mupirocin wird vom RKI die Durchführung von antiseptischen
Waschungen (1 × täglich für 5 Tage, dann frische Wäsche und frisches Bett, Austausch
von Bedarfsgegenständen + Wisch-Desinfektion der Umgebung) empfohlen. Zur Anwendung
kommen PVP-Iod, Chlorhexidin oder Octenidin. Studien zur Wirksamkeit der antiseptischen
Waschung liegen nur unzureichend vor (Tab. [2]). Eine Metaanalyse zur Wirksamkeit systemisch wirksamer Antibiotika (Sulfamethoxazol/Trimethoprim.
Doxycyclin, Rifampicin, div. Kombinationen etc.) zur Sanierung des MRSA-Trägerstatus
konnte keinen Vorteil einer solchen Behandlung im Vergleich zu Plazebo feststellen.
Als Nachteil ist mit einer weiteren Resistenzentwicklung zu rechnen [5].
Tab. 2 Topische Sanierung von MRSA-Trägern (nach [2]).*
<TD VALIGN="TOP">
</TD><TD VALIGN="TOP">
</TD><TD VALIGN="TOP">
Substanz der
</TD><TD VALIGN="TOP">
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Lokalisation
</TD><TD VALIGN="TOP">
1. Wahl
</TD><TD VALIGN="TOP">
2. Wahl
</TD><TD VALIGN="TOP">
3. Wahl
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Nasale Träger
</TD><TD VALIGN="TOP">
Mupirocin
</TD><TD VALIGN="TOP">
PVP-Iod
</TD><TD VALIGN="TOP">
Octenidin
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Hautkolonisation
</TD><TD VALIGN="TOP">
PVP-Iod
</TD><TD VALIGN="TOP">
Octenidin
</TD><TD VALIGN="TOP">
Chlorhexidin
</TD>
<TD VALIGN="TOP">
Infizierte/kolonisierte Hautläsionen
</TD><TD VALIGN="TOP">
PVP-Iod
</TD><TD VALIGN="TOP">
Mupirocin
</TD><TD VALIGN="TOP">
Octenidin
</TD>
<TD VALIGN="TOP" COLSPAN="4">
* Die Datenlage ist unbefriedigend.
</TD>
Diese Empfehlungen wurden für Krankenhäuser entwickelt und für Altenheime (oder ähnliche
Einrichtungen) modifiziert. In Altenheimen lassen sich MRSA-Träger zwei verschiedenen
Gruppen mit unterschiedlichem Übertragungsrisiko zuordnen. Bewohner mit hoher Pflegestufe,
engem Patienten-Personal-Kontakt, offenen Wunden oder Antibiotikatherapie sollten
im Einzelzimmer mit Handschuhen, Kittel und Mundschutz versorgt werden [4]. Der Transport von MRSA-Trägern erfolgt am einfachsten nach Einhüllen des Patienten
in ein frisches Betttuch. Das Personal sollte Handschuhe, einen zusätzlichen Schutzkittel
und einen Mundschutz tragen. Nach dem Transport müssen die Gegenstände, die mit dem
Patienten und dem Personal in Berührung gekommen sind, Wisch-desinfiziert werden.
In der ambulanten Versorgung wird der Umgang mit MRSA-Trägern durch eine „funktionelle
Isolierung” erleichtert. Dabei werden diese Patienten möglichst am Ende des Arbeitstages
versorgt. Das Personal sollte Handschuhe, einen zusätzlichen Schutzkittel und einen
Mund-Nasenschutz tragen.
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kurzgefasst: Händedesinfektion und Isolierung des Patienten gehören zu den wichtigsten Hygienemaßnahmen
bei MRSA.
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Ausbruchsmanagement
Ausbruchsmanagement
Die Häufung von nosokomialen Infektionen durch MRSA in einer Institution in engem
zeitlichen epidemiologischen Zusammenhang (z. B. 2 Fälle auf einer Station) ist nach
§ 6 Abs. 3 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) nichtnamentlich an das zuständige Gesundheitsamt
meldepflichtig. Zusätzlich besteht die Pflicht zur Dokumentation und Bewertung des
Auftretens von multiresistenten nosokomialen Krankheitserregern nach § 23 IfSG. Die
Pflicht zur Bewertung sollte eine Dokumentation der eventuell zusätzlich erforderlichen
hygienischen Maßnahmen einschließen. Die Anzahl der MRSA-Nachweise sollte auf die
Anzahl der Patientenbehandlungstage bezogen werden, um die Daten mit Zahlen aus anderen
Einrichtungen vergleichbar zu machen. Bei wiederholten Problemen sollte der Umfang
und die Umsetzung von Hygienerichtlinien in Zusammenarbeit mit Hygienefachleuten und
dem Gesundheitsamt überprüft werden. Durch die Erfassung von epidemiologischen Daten
der betroffenen Patienten und einer molekularen Typisierung der MRSA-Isolate lassen
sich in vielen Fällen Hinweise auf die Übertragungswege gewinnen. Nach Einladung durch
die medizinische Institution und Zustimmung durch das Gesundheitsministerium des jeweiligen
Bundeslandes stellt das RKI eine „Schnelle Eingreiftruppe” zur Verfügung, die vor
Ort eine Analyse von Ausbrüchen vornimmt.
Konsequenz für Klinik und Praxis
Konsequenz für Klinik und Praxis
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Zur Behandlung von MRSA-Infektionen müssen Antibiotika eingesetzt werden, die schlechter
wirken, mehr Nebenwirkungen besitzen, und teurer sind als Antibiotika zur Behandlung
von Infektionen mit Oxacillin-sensiblen S. aureus
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Alle medizinischen Einrichtungen müssen den Selektionsdruck durch Antibiotika vermindern
und die allgemeinen und MRSA-spezifischen Hygienerichtlinien verbessert umsetzen
-
Zur verbesserten Umsetzung von Hygienemaßnahmen müssen alle medizinischen Berufsgruppen
zusätzlich fortgebildet, motiviert und kontrolliert werden
Autorenerklärung: LH und LN haben Unterstützung und Honorare für Vorträge von folgenden Firmen erhalten:
Astra-Zeneca, Aventis, Bayer, Cubist, Dade-Behring, MSD, Pfizer, Roche, Schülke und
Mayr.