Zur Erinnerung an George W. Morley 1923 - 2005

„On their shoulders we stand!“ Dies war das Thema von Morleys Vortrag als Präsident des 8. Jahrestreffens der „Society of Gynecologic Oncologists“ im Jahr 1977 [[1]]. Damit sollte an die Verdienste herausragender Persönlichkeiten auf dem Gebiet der gynäkologischen Onkologie erinnert werden. Zweifellos kann man den Namen George W. Morley ebenfalls in die Reihe der Großen in diesem Fachgebiet einreihen.

George W. Morley.

Morley wurde 1923 in Toledo, Ohio, als Sohn eines praktischen Arztes geboren. Bis 1949 studierte er an der University of Michigan in Ann Arbor. Für mehr als 50 Jahre, bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002, blieb Ann Arbor seine Wirkungsstätte, lediglich unterbrochen durch eine zweijährige Verpflichtung in der US Army von 1954 bis 1956. In dieser Zeit war Morley als Gynäkologe und Geburtshelfer in Baumholder, Rheinland-Pfalz, stationiert, eine Zeit, an die er sich immer gerne erinnert hat. Anlässlich eines Deutschlandbesuchs im Jahr 1992 war er nochmals dorthin zurückgekehrt.

1964 wurde Morley Leiter der Abteilung für Gynäkologische Onkologie an der University of Michigan. Dieser Bereich blieb Zeit seines Lebens sein Betätigungsfeld. So war er 1969 maßgeblich an der Gründung der „Society of Gynecologic Oncologists“ (SGO) [[2]] beteiligt, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die medizinische Versorgung der Patientinnen mit Krebserkrankungen mithilfe einer neuen medizinischen Fachdisziplin nachhaltig zu verbessern. Hierzu wurde ein detailliert strukturiertes zweijähriges (später dreijähriges) Ausbildungsprogramm („Fellowship“) etabliert, welches durch eine umfangreiche mündliche und schriftliche Prüfung abgeschlossen wurde. Bereits damals, Ende der 60er-Jahre, unterlag dieses Ausbildungsprogramm strengen Qualitätskriterien. 1971 begann der erste Gynäkologe seine Ausbildung zum Gynäkologischen Onkologen an der University of Michigan. Das Fellowship-Programm ist bis heute aktiv unter der Leitung von R. Kevin Reynolds, einer der Schüler Morleys. 34 Fellows wurden bis heute ausgebildet. Diese treffen sich einmal jährlich im Rahmen der 1996 gegründeten George W. Morley Alumni Society.

Neben seinen Aktivitäten für die SGO war Morley auch Präsident des „American College of Obstetricians and Gynecologists“ (ACOG) sowie der angesehenen „Pelvic Surgeons Society“.

Morley hat mehr als 100 Artikel und 15 Buchbeiträge veröffentlicht. Besonders hervorzuheben ist seine Arbeit über die Beckenexenteration bei fortgeschrittenen oder rezidivierenden Karzinomen im kleinen Becken. Die Technik der Exenteration hatte Morley bereits früh bei Brunschwig in New York erlernt und im Laufe der Jahre verfeinert. In seinem Patientinnenkollektiv erzielte er mit 61 % die höchste 5-Jahres-Überlebensrate, die bis heute in der medizinischen Literatur berichtet werden konnte [[3]].

Bis ins hohe Alter war George Morley ein engagierter und geduldiger Lehrer. Seine Leidenschaft galt der operativen Ausbildung der Fellows und Residents. Unvergessen sind seine zahlreichen Aussprüche, die als „Morley'isms“ bezeichnet wurden, wie zum Beispiel die klare Warnung an seine Schüler: „You do it my way or you watch me doing it my way!“

George W. Morleys herzliche und freundschaftliche Art, seine Fürsorge und sein Interesse am beruflichen und persönlichen Werdegang seiner ehemaligen Schüler und Freunde wird all denen, die ihn kannten oder das Glück hatten, mit ihm zusammenzuarbeiten, in dankbarer Erinnerung bleiben.

George W. Morley pflegte gerne zu sagen: „I got to treat, and to train to treat, what more could anyone ask for.“

Jörg Baltzer, Krefeld
Achim Schneider, Berlin
Ralph J. Lellé, Münster

Literatur

• 1 Morley G W. Gynecol Oncol. 1977;  5 325
• 2 www.sgo.org . 
• 3 Morley G W. Pelvic exenteration, University of Michigan: 100 patients at 5 years.  Obstet Gynecol. 1989;  6 934