Patienten mit Vorhofflimmern - und in Deutschland sind dies etwa 650000 Patienten
- haben ein mindestens fünffach erhöhtes Risiko für einen Apoplex, konstatierte Dr.
S. Knecht, Münster. Und die Prognose in diesen Fällen ist schlechter, als wenn dem
zerebrovaskulären Ereignis andere Ursachen zugrunde liegen, wie eine aktuelle Studie
belegt. Dabei wäre das Vorhofflimmern einer der häufigsten und effektiv behandelbaren
Risikofaktoren für einen Schlaganfall, so der Neurologe.
Erschwerend komme hinzu, dass etwa 20% der Patienten mit Vorhofflimmern jedoch keine
subjektiven Anzeichen verspüre. Typische Zeichen wie Schwäche, Schwindel, Müdigkeit
und Herzklopfen würden oft fehlinterpretiert, betonte Prof. H. Heuer Dortmund. Mit
dem Stroke Risk Analyser (SRA II) können für ein Vorhofflimmern typische Signalmuster
des Herzens jedoch oft auch dann erkannt werden, wenn während der Messung ein normaler
Sinusrhythmus vorliegt.
Spezifische Muster auch ohne aktuelles Vorhofflimmern
Laut den Ausführungen von Dr. H. Knaf, Kaiserslautern, liefert die Messung der Aktivität
des Herzmuskels mit einem Elektrokardiogramm eine zeitlich veränderte Folge von Werten
- eine so genannte mathematische Zeitreihe. Zur diagnostischen Interpretation werden
medizinisch relevante Muster mittels einer Zeitreihenanalyse identifiziert.
Die Entdeckung von Vorhofflimmern mit dem SRA II basiert auf der Erkennung von Mustern
mithilfe eines aus der Zeitreihe gebildeten so genannten "Lorenzplot". Dieses Verfahren
ermöglicht, mit einer einstündigen Dreikanal-EKG-Ableitung auch intermittierendes
Vorhofflimmern mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% zu entdecken. Denn das spezifische
Muster des Vorhofflimmerns ist im Lorenzplot nämlich mehr oder weniger ausgeprägt
auch dann vorhanden, wenn während der Messzeit selbst kein Ereignis auftritt. Dabei
zeichnet das Gerät die Abstände zwischen den Herzschlägen nicht als Kurve, sondern
als zweidimensionale, charakteristisch geformte Punktwolke auf (Abb. [1]). Bei persistierendem Vorhofflimmern steigt die Nachweiswahrscheinlichkeit so auf
99-100%, so die Daten von zwei Studien.
Der zum Patent angemeldete Test hat für die Wahrscheinlichkeit, ein Vorhofflimmern
nachzuweisen, eine Gesamtsensitivität von 88%. Das EKG-ähnliche Screeningverfahren
mit dem handgroßen Gerät eignet sich sowohl für den Einsatz in der Klinik als auch
in der Arztpraxis.
Ein Screening mit dem SRA II könne die Anzahl der Schlaganfälle durch Früherkennung
des Vorhofflimmerns etwa um ein Fünftel reduzieren, hob Dr. M. Wagner von der Deutschen
Schlaganfall-Hilfe hervor. Bei einem Kostenaufwand für Schlaganfallpatienten von etwa
4,1 Milliarden Euro jährlich ergäbe sich damit - wenn man davon ausgeht, dass etwa
ein Fünftel davon durch Vorhofflimmern bedingt ist - ein Einsparpotenzial von etwa
800 Millionen Euro pro Jahr.
Dr. Inge Kelm-Kahl, Wiesbaden
Quelle: Welteinführungs-Pressekonferenz "Risikostratifizierung des Schlaganfalls mit
dem SRA II", veranstaltet von der apoplex medical technologies GmbH, Pirmasens