Pneumologie 2005; 59(4): 229-230
DOI: 10.1055/s-2005-866754
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Induziertes Sputum zur Tbc-Diagnose - Methode bei Kindern bewertet

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Publication Date:
12 April 2005 (online)

 
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Bei Kindern mit Verdacht auf Lungentuberkulose wird zur Sicherung der Diagnose die Magen-Lavage empfohlen. Die Gewinnung von induziertem Sputum wurde dagegen bisher als nicht machbar oder nützlich angesehen. In einer prospektiven Studie untersuchten Heather J. Zar et al., Kapstadt/Südafrika, 250 Kinder im Alter zwischen einem Monat und 5 Jahren, die wegen des Verdachts auf Lungentuberkulose in das Kinderkrankenhaus der Universität eingewiesen worden waren.

Das induzierte Sputum und den Magensaft entnahmen die Autoren entsprechend dem Standard-Vorgehen an 3 aufeinander folgenden Tagen. 95 Kinder (38%) waren HIV-positiv (Lancet 2005; 365: 130-134).

62 Patienten (25%) hatten einen positiven Abstrich oder eine positive Kultur auf Mykoplasma tuberculosis. Bei 58 Kindern (94%) war die Kultur positiv und bei 29 (47%) der Abstrich. Die Sputumproben waren bei 54 (87%) und die Magensaftproben bei 40 (65%) positiv. Die Menge einer Sputumprobe entsprach etwa der von 3 Magensaftproben. Das Vorhandensein einer kultur- oder abstrichpositiven Lungentuberkulose unterschied sich zwischen den HIV-Infizierten (19 von 95) und den HIV-negativen Kindern oder denen ohne klinische Zeichen für eine solche Infektion (43 von 155) nicht.

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Induziertes Sputum kann auch bei sehr kleinen Kindern sicher gewonnen werden. Die Methode sollte zum grundsätzlichen Standard für die Diagnose Lungentuberkulose eingesetzt werden (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).

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Auch bei Kindern anwendbar

Das jüngste Kind, bei dem die Tuberkulose mit dem induzierten Sputum diagnostiziert wurde, war 3 Monate alt. 22 (38%) von den 58 Tbc-positiven Kindern waren jünger als ein Jahr. Alle Sputumentnahmen wurden von den kleinen Patienten gut toleriert; zu den leichten Nebenwirkungen gehörten Husten, Nasenbluten, Erbrechen oder Keuchen.

Die diagnostische Ausbeute war mit dem induzierten Sputum besser als mit dem Magensaft, erläutern die Autoren. Eine einzige Sputumprobe erbrachte in der Studie doppelt so viele positive Ergebnisse wie eine einzige Magensaftprobe.

Im Widerspruch zu den akzeptierten Praktiken und Leitlinien kann das induzierte Sputum auch bei sehr kleinen Kindern sicher und effektiv gewonnen werden, was auch für HIV-infizierte Kinder zutrifft. Diese Methode sollte eine Standardtechnik für die mikrobiologische Diagnose der Lungentuberkulose werden, schließen die Autoren.

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Hoffnung auf bessere Diagnostika

Von 15 bis 20% aller Tuberkulose-Infektionen in den Entwicklungsländern sind Kinder betroffen, in den Industrieländern sind es 3 bis 6%. Studien in Ländern mit einer hohen HIV-Infektionsrate hätten einen zunehmenden Anteil an Kindern mit Tuberkulose und einer HIV-Infektion ergeben, führt Alwyn Mwinga, Lusaka/Sambia, in seinem Kommentar (Lancet 2005; 365: 97-98) aus. In einer Post-mortem-Studie in Sambia hatte ein Fünftel von 264 Kindern, die an Lungenerkrankungen starben, Tuberkulose und 59% waren HIV-positiv. Die Diagnose der Infektionskrankheit Tuberkulose sei eine Herausforderung, besonders in HIV-endemischen Bezirken. Denn die klinischen Symptome und die radiologischen Befunde seien nicht spezifisch, außerdem sei es schwierig, ausreichendes Untersuchungsmaterial zu gewinnen und zusammen mit HIV auftretende Infektionskrankheiten auszuschließen.

Die Ergebnisse von Zar et al. sind laut Mwinga zwar gute Neuigkeiten, doch auch die Gewinnung von induziertem Sputum bereite in den Entwicklungsländern Probleme. Denn die Notwendigkeit einer adäquaten Beatmung und anderer Maßnahmen, um die Infektion unter Kontrolle zu halten (beispielsweise Ultraviolett-Bestrahlung und der Schutz des medizinischen Personals), limitierten den Einsatz in vielen Kliniken.

In der Praxis werde sich dort eher auf den direkten mikroskopischen Erregernachweis im Sputum verlassen. Diese Methode sei jedoch nicht sehr sensitiv, weil für ein positives Ergebnis 10 000 bis 100 000 Erreger/ml benötigt würden. Andere modernere Techniken zur schnellen Diagnose seien in den Entwicklungsländern in der Regel nicht bezahlbar.

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Fazit

Ein einfacher und erschwinglicher Bluttest mit einem Teststreifen wäre die ideale Lösung für Behandlungsstationen und Kliniken mit begrenzten finanziellen Ressourcen, so Mwinga. Die unabhängige Foundation for Innovative New Diagnostics habe sich die Tuberkulose zum vorrangigen Ziel gemacht. Mit ihrer Unterstützung würden Schnelltests entwickelt, so dass Hoffnung auf verbesserte Methoden bestünde.

Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt

 
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Induziertes Sputum kann auch bei sehr kleinen Kindern sicher gewonnen werden. Die Methode sollte zum grundsätzlichen Standard für die Diagnose Lungentuberkulose eingesetzt werden (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).