Paranasale Sinusoperationen haben ein hohes Blutungsrisiko. Die individuelle Anatomie
des gefäßführenden Ethmoidalkanals bestimmt die Wahrscheinlichkeit für periorbitale
Hämatome und Epistaxis. Die native Computertomographie ermöglicht die präoperative
Verlaufscharakterisierung der Kanäle und damit der A. ethmoidalis anterior und posterior.
Unter Berücksichtigung dieser Informationen kann das perioperative Blutungsrisiko
gesenkt werden.
Eine türkische Arbeitsgruppe analysierte Computertomogramme (CT) von 150 Patienten
mit dem Ziel einer exakten Beschreibung von Ethmoidalkanal und -gefäßen. Identifizierung,
Verlauf, Länge und Angulation wurden beschrieben (Clin Radiol 2004; 59: 1034-1040). Die Patientengruppe bestand aus 82 Männern und 68 Frauen mit einem Durchschnittsalter
von 32 Jahren. Alle litten an chronischer Sinusitis. In 6 Gruppen wurden jeweils 50
Bilder angefertigt. In Gruppe 1-3 betrug die Schichtdicke 1, 2 oder 3 mm. Dies galt
auch für die Gruppen 4-6, wobei hier ohne Interslice Interval verfahren wurde.
Bei 84% der Patienten wurde der anteriore Ethmoidalkanal (AEC) als separater Kanal
identifiziert. In 16% der Fälle war er in das Dach des Siebbeins eingebettet. Der
posteriore Ethmoidalkanal (PEC) wurde nur in 8% als eigenständiger Kanal beschrieben
und war bei 92% in das Siebbeindach eingebettet nachweisbar. Auf den 1-mm- und transversalen
Schichten wurde ein dritter Kanal im Übergangsbereich vom mittleren zum hinteren Drittel
der AEC-PEC-Distanz identifiziert. Die durchschnittliche Länge für den AEC betrug
4-12 mm. Für den PEC ergaben die Messungen Werte von 2-13 mm. Die Angulation von
AEC und PEC beim Austritt aus der Orbita wies ebenfalls eine hohe Variationsbreite
auf, wobei der hintere Ethmoidalkanal insgesamt geringer abgeknickt war.
Die Untersuchung zeigt vor allem, wie groß die anatomischen Unterschiede der Ethmoidalkanäle
sind. Daraus resultiert ein individuell verschiedenes Verletzungsrisiko der geführten
Gefäße. Die Kenntnis der patiententypischen Gegebenheiten kann die Wahrscheinlichkeit
von Blutungskomplikationen nach Cankal et al. wahrscheinlich signifikant senken.
Dr. Susanne Krome, ’s-Hertogenbosch