Aktuelle Dermatologie 2005; 31(11): 523-526
DOI: 10.1055/s-2005-870177
Therapiebericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Behandlung des atopischen Ekzems bei Kindern mit einer pflanzlichen Heilsalbe - Ergebnisse einer offenen Studie mit Ekzevowen® derma

Treatment of Atopic Eczema in Children with a Herbal Ointment - Results of an Open Trial with Ekzevowen® dermaD.  Abeck1 , W.  Klövekorn2 , U.  Danesch3
  • 1apl. Professor der Technischen Universität München
  • 2Hautarztpraxis, Gilching
  • 3Weber & Weber GmbH & CoKG, Forschung & Entwicklung, Inning
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Prof. Dr. Dietrich Abeck

Dermatologische Gemeinschaftspraxis München-Harlaching ·

Grünwalder Straße 248 · 81545 München

Email: familieabeck@t-online.de

Publication History

Publication Date:
22 November 2005 (online)

Table of Contents #

Zusammenfassung

In einer offenen monozentrischen Studie nach GCP-Richtlinien wurde die Wirksamkeit und Verträglichkeit der pflanzlichen Heilsalbe Ekzevowen® derma bei 27 Kindern mit leichter bis mittelschwerer atopischer Dermatitis über 2 bis maximal 4 Wochen untersucht. Symptome wie Juckreiz, Rötung, Ödem/Papelbildung, Nässen/Krusten, Exkoriation und Lichenifizierung verbesserten sich durch die Behandlung deutlich. Bei 22 % der Patienten konnte eine vollständige Abheilung erzielt werden, bei weiteren ca. 60 % erfolgte eine Besserung. Die meisten Patienten würden die Studiensalbe auch zukünftig bei Beschwerden wieder einsetzen, deren Verträglichkeit von über 90 % als sehr gut oder gut bewertet wurde.

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Abstract

The efficacy and safety of an herbal ointment was evaluated in an open monocentric trial according to GCP guidelines. 27 children with mild to moderate atopic dermatitis were treated between 2 and 4 weeks with Ekzevowen® derma. Symptomes like pruritus, erythema, edema/papulation, oozing/crusting, excoriation und lichenification improved markedly. All symptoms resolved completely in 22 % of the patients, an additional 60 % reported an improvement. Most patients would use the ointment again and more than 90 % rated the tolerability as very good or good.

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Einleitung

Die atopische Dermatitis (Neurodermitis, atopisches Ekzem) ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung, deren Prävalenz bei Kindern im Einschulungsalter aktuell bei etwa 10 % liegt [1]. Mehrheitlich ist die Krankheitsausprägung mild. In einer englischen Untersuchung an mehr als 1700 Kindern zeigte sich bei 84 % nur eine leichte Form der Erkrankung, bei 14 % war sie mittelstark ausgeprägt [2].

Die antientzündliche Behandlung erfolgt vorzugsweise mit topischen Glukokortikoiden bzw. Calcineurininhibitoren [3]. Erstere Substanzklasse wird v. a. von den Eltern aufgrund der möglichen Hautatrophie abgelehnt [4]. Obwohl die topischen Calcineurininhibitoren, die erst ab dem 2. Lebensjahr zugelassen sind, aufgrund der bisherigen Studienlage ein gutes Sicherheitsprofil aufweisen [5], gibt es Bedenken hinsichtlich möglicher Langzeitnebenwirkungen, was eine mögliche Black-Box-Warnung der FDA widerspiegelt [6]. Es gilt generell, dass viele Patienten natürliche, also pflanzliche Therapien den chemisch synthetischen vorziehen.

Pflanzenextrakte der Mahonie (Mahonia aquifolium), des Veilchen (Viola tricolor) und des Wassernabelkrauts (Centella asiatica) werden in der traditionellen Medizin bei juckenden Hauterkrankungen und Ekzemen seit langer Zeit eingesetzt. Für diese drei pharmakologisch wirksamen Bestandteile existieren positive Monographien der „Kommission D”. Nebenwirkungen sind keine bekannt. Die Studienmedikation (Ekzevowen® derma) auf DAC-Salbengrundlage enthält oben genannte Extrakte in einer Zubereitung nach dem Deutschen Homöopathischen Arzneibuch. Eine zuvor durchgeführte offene Studie bei 52 Kindern mit atopischer Dermatitis zeigte die gute Verträglichkeit und Wirksamkeit derselben Salbe, allerdings basierend auf einer Wollwachsgrundlage.

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Patienten und Methoden

Zwischen November 2004 und Januar 2005 wurden 27 Kinder im Alter zwischen 2 und 12 Jahren in eine monozentrische offene Studie eingeschlossen. Es handelte sich um eine Anwendungsbeobachtung, die analog einer klinischen Studie nach GCP-Richtlinien durchgeführt wurde. Einschlusskriterium war neben dem Alter eine Diagnose der atopischen Dermatitis nach Hanifin und Rajka [7]. Als Ausschlusskriterium galt die gleichzeitige Einnahme bzw. Anwendung anderer Medikamente zur Behandlung der atopischen Dermatitis.

Die Behandlung erfolgte mit einer phytotherapeutischen Salbe auf DAC-Grundlage mit Pflanzenextrakten aus Veilchen (Viola tricolor), Mahonie (Mahonia aquifolium) und Wassernabelkraut (Centella asiatica) nach dem Deutschen Homöopathischen Arzneibuch (Ekzevowen® derma, Weber&Weber, Biologische Arzneimittel, Inning). Die Dosierung lag im Ermessen des Arztes, die Empfehlung lautete zwei- bis dreimal täglich auf die betroffenen Hautstellen dünn aufzutragen. Die Behandlung erfolgte über einen Zeitraum von 14 bis maximal 30 Tagen. Wirksamkeitsparameter wurden in einem CRF dokumentiert. Bewertet wurden die Symptome Juckreiz, Rötung, Ödem/Papelbildung, Nässen/Krusten, Exkoriation und Lichenifizierung anhand einer 4-Punkteskala (kein Symptom, leicht, mittel, schwer). Sekundäre Zielvariable war die globale Bewertung der Wirksamkeit getrennt durch den Arzt und den Patient/Eltern (Symptome vollständig abgeheilt, deutlich verbessert, leicht verbessert, unverändert, schlimmer) sowie die Dokumentation, ob die Patienten/Eltern die Studiensalbe weiterhin nehmen würden sowie die Gründe für eine Ablehnung.

Zur Sicherheit und Verträglichkeit wurde die Hautreizung nach dem ersten Auftragen erfasst (ja, nein; leichte, mittlere, starke Reaktion) und die globale Bewertung getrennt durch Arzt und Patient/Eltern anhand einer 4-Punkteskala dokumentiert (sehr gut, gut, mittel, schlecht). Während der Studie wurde durch den Arzt aktiv nach unerwünschten Ereignissen gefragt.

Die offene Studie erfolgte nach GCP-Richtlinien, es erfolgte ein Monitoring und die Daten wurden auf Plausibilität geprüft. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv. Zur Auswertung kamen alle Patienten (intention-to-treat Prinzip).

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Ergebnisse

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Baseline-Kriterien

Von den 27 Kindern, die an der Studie teilnahmen, waren zwei Kleinkinder unter 2 Jahre alt, eines war 21, das andere 22 Monate alt. Die Kinder wurden im Sinne des intention-to-treat-Prinzips nicht aus der Auswertung ausgeschlossen. Ein Kind beendete die Studie aufgrund mangelnder Wirksamkeit nach 7 Tagen. Die durchschnittliche Behandlungszeit lag bei zwei Wochen. Das mittlere Alter der Patienten betrug 6 Jahre, Mädchen und Jungen waren ungefähr gleichmäßig vertreten. Die atopische Dermatitis bestand im Mittel seit 3 Jahren, wobei einige Kinder erst zum Studienbeginn diagnostiziert wurden und andere Kinder bereits seit 11 Jahren an der Krankheit litten. Die Patienten hatten an durchschnittlich 3 Stellen Ekzeme. Die Ellenbeuge war das am häufigsten befallene Hautareal, gefolgt von Kniekehle, Gesicht und Rumpf.

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Wirksamkeit

Die Stärke der einzelnen Symptome der Patienten war vor der Behandlung im Durchschnitt leicht bis mittel, wobei Juckreiz und Rötung den höchsten Punktwert aufwiesen. Alle Symptome verbesserten sich durch die Behandlung mit Ekzevowen® derma zwischen 47 % und 67 % je nach Symptom auf der Basis des mittleren Symptomwertes (Abb. [1]). Während vor Studienbeginn lediglich 2 Kinder keinen Juckreiz angaben, waren am Ende der Studie fast 50 % aller Kinder symptomfrei (Abb. [2]). Bezogen auf den Parameter Rötung lag bei der Hälfte der Kinder vor Therapieaufnahme eine leichte, bei den übrigen eine mittelstarke Ausprägung vor. Nach Therapieende war das Erythem bei einem Drittel der Kinder vollständig abgeheilt. Die Fälle mit mittelstarkem Erythem konnten um ⅔ gesenkt werden (Abb. [2]). Ähnliche Effekte waren auch bei den anderen Symptomen zu beobachten. Die globale Bewertung der Wirksamkeit durch Arzt und Patient zeigte, dass 22 % der Patienten symptomfrei waren, bei zusätzlich ca. 60 % erfolgte eine Besserung (Tab. [1]). In keinem Fall kam es zu einer Verschlimmerung. 78 % der Patienten würden die Studiensalbe auch in Zukunft wieder einsetzen. Lediglich 2 Patienten waren mit der Wirksamkeit nicht zufrieden, 4 konnten sich nicht entscheiden.

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Abb. 1 Mittlerer Symptome-Score vor und nach der Behandlung (0 = kein Symptom, 1 = leicht, 2 = mittel, 3 = schwer); Daten mit Standardabweichung.

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Abb. 2 Symptome vor und nach der Behandlung.

Tab. 1 Globale Bewertung der Wirksamkeit
KriteriumPatient Arzt
Symptome vollständig abgeheilt6 (22.2 %)6 (22.2 %)
Symptome deutlich verbessert11 (40.7 %)10 (37,0 %)
Symptome leicht verbessert5 (18.5 %)7 (25.9 %)
Symptome unverändert5 (18.5 %)4 (14.8 %)
Symptome schlechter0 (0.0 %)0 (0.0 %)
Gesamt 27 (100.0 %)27 (100.0 %)
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Verträglichkeit

Insgesamt traten 3 unerwünschte Ereignisse bei zwei Kindern auf. Es handelte sich hierbei um Rhinitis, Urtikaria und Schnupfen. Keines der Ereignisse wurde vom Arzt im Zusammenhang mit der Studiensalbe gesehen. Bei einem Kind kam es beim ersten Auftragen der Salbe zu einem leichten Brennen, am Ende der Studie bewertete dieses Kind jedoch die Verträglichkeit mit sehr gut. In 92 % bzw. 96 % der Fälle bewerteten die Patienten bzw. der Arzt die Verträglichkeit als sehr gut oder gut. In keinem Fall wurde die Verträglichkeit als schlecht bewertet (Abb. [3]).

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Abb. 3 Globale Bewertung der Verträglichkeit.

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Fazit

Das Ergebnis dieser offenen Studie belegt die ausgezeichnete Verträglichkeit und gute Wirksamkeit von Ekzevowen® derma zur Behandlung der leichten bis mittelstarken atopischen Dermatitis in Kindern.

Bereits früher wurde mit der bis auf die DAC-Grundlage identischen Salbe (Wollwachsgrundlage) eine offene Studie mit 52 Kindern durchgeführt, die vergleichbar wirksam und verträglich war. Insgesamt liegt die Studienerfahrung damit bei 79 Kindern. Der Einsatz von Corticoiden wird gerade bei Kindern durch die Eltern kritisch gesehen. Ekzevowen® derma stellt eine Alternative bei leichter bis mittlerer Symptomatik dar. Die pflanzliche Salbe könnte auch für Patienten eine Hilfe sein, die auf eine dauerhafte Corticoidbehandlung angewiesen sind, um die corticoidfreie Zeit zwischen Schüben auszuweiten, die Symptome zu stabilisieren und die benötigte Corticoidmenge zu reduzieren. Gegenwärtig wird Ekzevowen® derma in einer randomisierten doppelblinden Studie untersucht.

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Literatur

  • 1 Werner S, Buser K, Kapp A, Werfel T. The incidence of atopic dermatitis in school children is associated with individual life-style factors but not with local environmental factors in Hannover, Germany.  British Journal of Dermatology. 2002;  147 95-104
  • 2 Emerson R M, Williams H C, Alen B R. Severity distribution of atopic dermatitis in the community and its relationship to secondary referral.  British Journal of Dermatology. 1998;  139 73-76
  • 3 Abeck D. Diagnose und Therapie der Neurodermitis.  der niedergelassene arzt. 2005;  54 30-34
  • 4 Charman C R, Morris A D, Williams H C. Topical corticosteroid phobia in patients with atopic eczema.  Br J Dermatol. 2000;  142 931-936
  • 5 Luger T A, Bieber T, Meurer M. et al . Therapie des atopischen Ekzems mit Calcineurin-Inhibitoren.  Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 2005;  3 385-391
  • 6 Kusnick C. Atopische Dermatitis: Warnung vor erhöhter Krebsgefahr.  DAZ. Jahrgang 05;  Ausgabe 12 48-50
  • 7 Hanifin J M, Rajka G. Diagnostic features of atopic dermatitis.  Acta Derm Venerol Suppl (Stockh). 1980;  92 44-47

Prof. Dr. Dietrich Abeck

Dermatologische Gemeinschaftspraxis München-Harlaching ·

Grünwalder Straße 248 · 81545 München

Email: familieabeck@t-online.de

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Literatur

  • 1 Werner S, Buser K, Kapp A, Werfel T. The incidence of atopic dermatitis in school children is associated with individual life-style factors but not with local environmental factors in Hannover, Germany.  British Journal of Dermatology. 2002;  147 95-104
  • 2 Emerson R M, Williams H C, Alen B R. Severity distribution of atopic dermatitis in the community and its relationship to secondary referral.  British Journal of Dermatology. 1998;  139 73-76
  • 3 Abeck D. Diagnose und Therapie der Neurodermitis.  der niedergelassene arzt. 2005;  54 30-34
  • 4 Charman C R, Morris A D, Williams H C. Topical corticosteroid phobia in patients with atopic eczema.  Br J Dermatol. 2000;  142 931-936
  • 5 Luger T A, Bieber T, Meurer M. et al . Therapie des atopischen Ekzems mit Calcineurin-Inhibitoren.  Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 2005;  3 385-391
  • 6 Kusnick C. Atopische Dermatitis: Warnung vor erhöhter Krebsgefahr.  DAZ. Jahrgang 05;  Ausgabe 12 48-50
  • 7 Hanifin J M, Rajka G. Diagnostic features of atopic dermatitis.  Acta Derm Venerol Suppl (Stockh). 1980;  92 44-47

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Abb. 1 Mittlerer Symptome-Score vor und nach der Behandlung (0 = kein Symptom, 1 = leicht, 2 = mittel, 3 = schwer); Daten mit Standardabweichung.

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Abb. 2 Symptome vor und nach der Behandlung.

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Abb. 3 Globale Bewertung der Verträglichkeit.