Aktuelle Dermatologie 2005; 31(10): 425
DOI: 10.1055/s-2005-870438
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Psychodermatologie

PsychodermatologyE.  G.  Jung
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Prof. Ernst G. Jung

Maulbeerweg 20 · 69120 Heidelberg

eMail: Ernst.G.Jung@t-online.de

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
26. September 2005 (online)

Inhaltsübersicht

    Der Psychodermatologie habe ich vor vier Jahren zuletzt hier das Wort gesprochen, resp. in einem Editorial geschrieben (Akt. Dermatologie 2001; 27: 167). Seither hat sich einiges weiter entwickelt.

    Haut und Psyche haben enge Beziehungen, die sich von der Embryologie durch die ganze Biologie ziehen und sich natürlich auch in den Krankheiten und krankhaften Abweichungen von der Norm ausdrücken. Dies bewirkt, dass viele Hautkrankheiten psychische, psychosomatische oder psychiatrische Aspekte aufweisen und umgekehrt, Patienten mit Krankheiten der Seele oft körperliche Auswirkungen und Veränderungen zeigen; auch an der Haut. Sowohl bei den Hautkrankheiten mit familiärer Häufung, wie auch bei den großen Geisteskrankheiten spricht man von erblicher Disposition, die eng mit umweltbezogenen Realisations- oder Verstärkungsfaktoren verwirkt ist. Es handelt sich bei letzteren um exogene oder endogene, nicht erbliche, also peristatische Faktoren, welche der erblichen Disposition den Weg bereiten, oder dieser kontrollierend entgegenwirken. Vielfältige und erfolgreiche Therapiemöglichkeiten entspringen diesen Überlegungen. Die erbliche Disposition wird am besten beschrieben als polygene (vorwiegend autosomale) und multifaktorielle Vererbung mit Schwellenwerteffekt. Erstmanifestation, Schwere der Erkrankung und zyklische Verläufe sind oft nicht direkt genetisch, sondern eben peristatisch beeinflusst. Immer wieder wird ein so genanntes „Hauptgen“ postuliert, gesucht und proklamiert. Leider sind diese Hypothesen bis jetzt noch nicht in der Lage gewesen, alle beobachteten Möglichkeiten und Varianten zusammenfassend und überzeugend zu deuten.

    Wir Dermatologen differenzieren Hautkrankheiten grundsätzlich und mit großer Sorgfalt. Auch die psychischen Reaktionsformen sind vielfältig und differenzierbar. Umfassende Entwürfe haben sich nicht bewährt, während spezielle und differenzierte Analysen klare Aussagen zu psychosomatischen Korrelationen ermöglichen. Dinge auseinander zu halten ist eben ein wesentlicher Erkenntnisfortschritt! So lassen sich mit etablierten Methoden besondere Persönlichkeitsstrukturen bei den häufigen und erblich disponierten Krankheiten der Haut wie Psoriasis vulgaris und Neurodermitis atopica darstellen.

    „Die Haut als Spiegel der Seele“ heißt es zu Recht, wie viele Fallbeispiele und Auswertungen an umfassenden Kollektiven belegen. Dies ist im 2005 erschienenen Buch von U. Gieler umfassend und liebevoll dargestellt (Seite 439). Nun sind aber die molekularbiologischen und immunologischen Methoden, sind die bildgebenden Verfahren der Hirnforschung und die hormonellen Verknüpfungen so entwickelt worden, dass unter dem Begriff der Psychoneuroimmunologie viel versprechende Ansätze und Kooperationen anstehen zum somatischen Verständnis mit experimenteller Untermauerung von psychosomatischen und somatopsychischen Wechselwirkungen. Dies kommt auch der dermatologischen Forschung zugute. Hervorragend zusammengestellt und uns verständlich gemacht wird die moderne Psychodermatologie und ihre Stoßrichtungen im Übersichtsartikel von H. Kurzen ab Seite 431. Dies meine Empfehlung.

    Prof. Ernst G. Jung

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