Der Klinikarzt 2005; 34(5): X
DOI: 10.1055/s-2005-870615
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Lebenslange Virusfreiheit - Hepatitis C ist heilbar

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Publication Date:
30 May 2005 (online)

 
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Nicht nur den wenigsten Betroffenen ist die Ursache ihrer Beschwerden bekannt, auch die behandelnden Ärzte tun sich oft schwer mit der richtigen Diagnose einer Hepatitis C. Schuld daran sind die relativ unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche oder "typische" Oberbauchschmerzen. So sind in Deutschland derzeit nur 20% der geschätzten 800000 chronisch Hepatitis-C-Infizierten überhaupt diagnostiziert.

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Wird schnell diagnostiziert ...

Zu Risikogruppen in denen sich eine hohe Durchseuchung mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) findet, zählen - neben dem oft überschätzen Anteil der i.v.-Drogenabhängigen - insbesondere Patienten mit Bluttransfusionen vor 1991 und Zugezogene aus bestimmten Risikogebieten. Bei diesen Personen sollte bei Angabe unspezifischer Symptome routinemäßig eine Bestimmung der Leberwerte erfolgen. Bereits geringfügige Erhöhungen können auch unabhängig von Risikofaktoren auf eine Virushepatitis hinweisen und müssen abgeklärt werden. Bei immerhin 40% der Betroffenen ist kein klarer Infektionsweg zu erkennen.

Für den nächsten diagnostischen Schritt verwies Dipl.-Med. F. Ackermann, Greiz, auf die Bestimmung der HCV-Antikörper: Ein positiver Befund macht eine Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus sehr wahrscheinlich und sollte daher über eine so genannte PCR (HCV-RNA) verifiziert werden. Über 99% der chronischen Hepatitis-B- und -C-Virusinfektionen erkennt man mit der Bestimmung von HCV-Antikörpern und HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen).

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... und richtig reagiert ...

Schwierig ist jedoch die Entscheidung, welcher Patient einer Therapie zugeführt werden sollte, so die Erfahrung von Dr. H. Hinrichsen, Kiel. Die Therapieindikation ergibt sich aus der klinischen Symptomatik und der möglichen Progression zu Leberzirrhose, hepatozellulärem Karzinom und Leberversagen. Demgegenüber müssen Begleiterkrankungen, das Alter und das Nebenwirkungsspektrum der antiviralen Medikation berücksichtigt werden.

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... ist eine Heilung möglich

Prof. S. Rossol, Rüsselsheim, forderte einen frühzeitigen Einsatz effektiver antiviraler Konzepte, um Endstadien einer chronischen HCV-Infektion zu vermeiden. Eine erfolgreiche Therapie resultiert in einer zusätzlichen Lebensdauer von bis zu 5,5 Jahren für die Patienten, ihre Lebensqualität verbessert sich signifikant. Zudem ist die erfolgreiche Therapie in der Regel mit einer lebenslangen Virusfreiheit und damit einer Heilung der Infektion gleichzusetzen.

Mit der Kombinationstherapie aus pegyliertem Interferon-α 2a (Pegasys®) und dem Nukleosidanalogon Ribavirin (Copegus®) konnte in den letzten Jahren ein bedeutender Fortschritt gegenüber einer Monotherapie mit Standardinterferon erreicht werden - je nach vorliegendem HCV-Genotyp mit Heilungschancen zwischen 50 und 90%. Aufgrund der häufig langen Therapiedauer von 48 Wochen bei Patienten mit der Genotyp-1-Infektion, ist ein professionelles Nebenwirkungsmanagement begleitend zur Therapie anzuraten.

Die richtige und frühzeitige Indikationsstellung, die optimale Therapiedosis und -dauer, das richtige Reagieren auf Nebenwirkungen der antiviralen Therapie sowie die umfangreiche Aufklärung des Patienten über die Therapieziele und die zu erwartenden Nebenwirkungen führen dann sicher zu einer Heilungsrate der Infektion bei über 50% der behandelten Patienten, so das Fazit von Hinrichsen.

Dr. D. Bomar, Linkenheim-Hochstetten

Quelle: Pressekonferenz "Keine Scheu vor Hepatitis C" im Rahmen der 111. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM); Veranstalter: Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen