Der orale Thrombin-Inhibitor Melagatran/Ximelagatran[1] ist in der Thromboseprophylaxe gut wirksam und sicher. Dies ergaben 2 retrospektive
Subgruppenanalysen, die Dr. Patrick Mouret, Frankfurt, auf einem Symposium in Mannheim[2] vorstellte.
Hohe Wirksamkeit, geringer Transfusionsbedarf
Hohe Wirksamkeit, geringer Transfusionsbedarf
Mouret wertete die Daten der Zulassungsstudie METHRO III (MElagatran for THRombin
inhibition in Orthopaedic surgery study) aus. Diese europäische Multizenterstudie
umfasste 2788 Patienten, die nach elektivem Knie- oder Hüftgelenksersatz entweder
mit dem niedermolekularen Heparin Enoxaparin oder Melagatran behandelt wurden. Ziel
der Subgruppenanalyse war herauszufinden, wie der Zeitpunkt des Therapiebeginns mit
Melagatran die Häufigkeit venös thrombotischer Ereignisse (VTEs) und die Blutungsrate
beeinflusst. "Es gibt keinen Unterschied bei den phlebographisch gemessenen VTEs zwischen
Enoxaparin und Melagatran, wenn Melagatran ca. vier Stunden nach der Operation gegeben
wird", fasste Mouret die Ergebnisse zusammen. Melagatran sollte seiner Meinung nach
erstmals 4-8 Stunden nach der Operation gegeben werden, um das Thromboserisiko wirkungsvoll
zu reduzieren.
Eine weitere Subgruppenanalyse ergab, dass weder Narkoseverfahren, Geschlecht, Alter
oder Gewicht die Häufigkeit von schweren proximalen Thromboembolien beeinflusste.
"Es gibt einen klaren Trend zugunsten der nicht gewichtsadaptierten Dosis für alle
Patienten", sagte Mouret zu dem Befund, dass Melagatran unabhängig vom Gewicht des
Patienten einheitlich dosiert werden kann. Auch hinsichtlich des Blutungsrisikos erwies
sich der Einsatz von Melagatran als sicher: Im Vergleich zu dem präoperativ verabreichten
Enoxaparin war der Transfusionsbedarf unter Melagatran deutlich geringer. Die Rate
der Re-Operationen unterschied sich jedoch nicht zwischen den beiden Wirkstoffen.
Geringere Prozesskosten
Geringere Prozesskosten
Dass Melagatran wirtschaftlich mit herkömmlichen Anti-Thrombose-Regimen vergleichbar
ist, belegen Untersuchungen von Prof. Stefan Willich, Berlin, und Michael Kulle, Wismar.
Willich entwickelte auf Basis der METHRO III-Daten ein gesundheitsökonomisches Modell.
Er konnte zeigen, dass sich die durchschnittlichen Gesamtkosten bei einem Einsatz
von Melagatran oder Enoxaparin nicht unterscheiden. Michael Kulle untersuchte im Städtischen
Krankenhaus Wismar die Kosten, die bei einer Thromboseprophylaxe mit Fondaparinux
oder Melagatran entstehen. "In unserem Haus ließen sich durch die veränderten Prozessabläufe
Kosten senken", sagte Kulle. Einsparpotenziale liegen vor allem im geringeren Transfusionsbedarf,
im Wegfall der Thrombozytenbestimmung und dem Verzicht auf die tägliche Spritzengabe.
Dr. Harald Rösch, Stuttgart