Der Effekt einer Thrombolyse beim akuten Herzinfarkt hängt nach PD U. Zeymer, Ludwigshafen,
noch immer davon ab, wie schnell sie verabreicht werden kann. Über die letzten Jahre
waren die Versuche, die Patienten schneller in die Klinik zu bringen, aber leider
nicht von Erfolg gekrönt. Das Zeitfenster zwischen dem Auftreten der Symptome und
dem Beginn der Thrombolyse in der Klinik ist seit Beginn der 90er Jahre nicht kleiner,
sondern laut des Ludwigshafener Infarktregisters sogar noch um 15 Minuten größer geworden.
Eine sinnvolle Alternative sei es deshalb, so Zeymer, mit der Therapie zum Patienten
zu kommen.
Mit der prähospitalen Lyse ist nach einer Metaanalyse ein erheblicher Zeitgewinn von
rund einer Stunde möglich. Vorteile hat sie auch bei einer nur kurzen Transportzeit,
da vom Eintreffen des Patienten bis zum Beginn der Lyse im Krankenhaus leicht eine
Stunde vergeht. Etwa 2% beträgt der Unterschied in der Sterblichkeit zwischen prähospitaler
Lyse und der Lyse im Krankenhaus - das ist genauso viel wie der Unterschied zwischen
im Krankenhaus gegebener Lyse und primärer perkutaner Koronarintervention (PTCA).
Moderne Thrombolytika bieten viele Vorteile
Moderne Thrombolytika bieten viele Vorteile
Lysiert man aber nicht mehr nur die für Studien ausgesuchten Patienten der 80er Jahre,
erklärte Prof. M. Hoffmeister, Solingen, hat man auch Patienten mit einem erhöhten
Behandlungsrisiko. Deshalb ist es wichtig, zur Behandlung eine Substanz mit einem
möglichst niedrigen Risiko für Blutungskomplikationen auszuwählen, die zugleich gut
mit anderen Medikamenten kombinierbar ist. Auch allergische Reaktionen und ein möglicher
Blutdruckabfall sowie der so genannte Reinfarkt durch die Aktivierung des Gerinnungssystems
spielen eine Rolle. Manche Thrombolytika lösen nicht nur den Thrombus direkt am Verschluss
auf, sondern führen insgesamt zu schweren Veränderungen des Gerinnungssystems.
Ein Thrombolytikum der dritten Generation ist die Tenecteplase (Metalyse®). Sie ist
einfacher zu handhaben als ältere Substanzen, da sie gewichtsadaptiert (an einer Tabelle
abzulesen) als einmaliger Bolus gegeben wird, und sie ist die am stärksten fibrinspezifische
Substanz. Sie greift daher differenzierter ins Gerinnungssystem ein und macht auch
keine paradoxe Aktivierung. Ihre Wirkung ist vorhersehbar, und die Tenecteplase beeinträchtigt
das Gerinnungssystem nicht über längere Zeit. Deshalb kann man sie auch besser kombinieren.
Für die angestrebte Versorgung - möglichst viele Patienten möglichst früh (auch prähospital!)
zu lysieren, eignet sich die Substanz der dritten Generation damit viel besser.
Quelle: Pressegespräch und Symposium "Tenecteplase - early thrombolysis concepts",
veranstaltet von der Boehringer Ingelheim GmbH, Ingelheim, im Rahmen des "Atherothrombosis
Summit"