Einleitung
Einleitung
Unbestritten sind die inhalativ applizierbaren topischen Kortikosteroide (ICS, i nhalative C orticos teroide) als verlässliche antiinflammatorische Controller die wichtigsten Medikamente
zur Langzeittherapie des Asthma bronchiale. In der Behandlung der chronisch-obstruktiven
Lungenerkrankung (COPD) hingegen kann nur ein Teil der Patienten von ICS profitieren.
Unbestritten ist auch, dass die ICS Limitationen bzgl. ihrer Wirkung und zudem bzgl.
ihres Nutzen-Risiko-Verhältnisses besitzen (Tab. [1 ]). In der Wirkstoffgruppe der ICS kann eine Differenzierung zwischen dem ICS der
sog. ersten Generation (Beclometasondipropionat, BDP) und den ICS der zweiten Generation
(Budesonid; Fluticason, Mometason) vorgenommen werden. In pharmakokinetischer Hinsicht
sind letztere durch eine geringere orale bzw. gastrointestinale Bioverfügbarkeit im
Vergleich zum BDP gekennzeichnet.
Tab. 1 Limitationen derzeitiger inhalativer Kortikosteroide (ICS)
- systemische Bioverfügbarkeit
- systemische Nebenwirkungen
- lokale Nebenwirkungen
- flache Dosis-Wirkungskurve
- mehrmals tägliche Einnahme
= ungünstiger therapeutischer Index
Ciclesonid kann aufgrund seiner speziellen Pharmakologie als Protagonist einer neuen,
dritten Generation inhalativer Kortikosteroide bezeichnet werden [1 ]
[2 ]. Seine wichtigsten pharmakologischen Eigenschaften und ihre klinischen Implikationen
werden im Folgenden dargestellt.
Bronchopulmonale Deposition und „on site”-Aktivierung
Bronchopulmonale Deposition und „on site”-Aktivierung
Ein wichtiger Schritt in der Entwicklung dieses neuen Antiasthmatikums bestand in
der Herstellung des isomerenreinen Wirkstoffs R-Ciclesonid (Abb. [1 ]) Dadurch wird eine hohe lokale Wirkstoffkonzentration schon bei geringen Ciclesonid-Dosen
gewährleistet, ohne den Körper mit dem weniger wirksamen Stereoisomer S-Ciclesonid
zu belasten [3 ]. Für die Inhalation von Ciclesonid wird als Treibgas das FCKW-freie Norfluran (HFA
134a) verwendet. Wie für manche Lösungsaerosole charakteristisch, beträgt die bronchopulmonale
Depositionsrate von Ciclesonid-HFA zwischen 50 - 60 % der inhalierten Substanz. Im
Vergleich hierzu erreichen Pulverinhalatoren und die meisten konventionellen (Suspensions-)Dosieraerosole
lediglich zwischen 9 % und ca. 30 % Lungendeposition, wobei sich ein beträchtlicher
Teil der damit verabreichten Kortikosteroide an der Rachenhinterwand niederschlägt
und für lokale Nebenwirkungen verantwortlich ist [3 ]
[4 ]
[6 ]
[7 ].
Abb. 1 „On site”-Aktivierung (bronchopulmonale Bioaktivierung) von Ciclesonid durch endogene
Esterasen [3 ]
[7 ].
Intrapulmonal verteilt sich der Wirkstoff Ciclesonid gleichmäßig in den zentralen,
intermediären und peripheren Abschnitten des Bronchialbaumes (Abb. [2 ]) [3 ]
[4 ]. Charakteristisch für Lösungsaerosole und wiederum im Unterschied zu konventionellen
Treibgasdosieraerosolen oder Pulverinhalatoren wird ein relevanter Teil des Wirkstoffes
in den sog. kleinen Atemwege deponiert, also in den kleinlumigen Bronchien und Bronchiolen.
Die kleinen Atemwege haben nicht nur die relativ größte Fläche, sondern sind - insbesondere
bei Exazerbationen - durch eosinophile Infiltration und durch viskösen Schleim obtruiert
(„mucus plugging”) und tragen so wesentlich zur Atemwegsobstruktion beim Asthma bei
[5 ].
Abb. 2 Bronchoalveoläre Deposition und intrapulmonale Verteilung von Ciclesonid [4 ].
Ciclesonid ist ein so genanntes Prodrug und besitzt selbst eine niedrige Affinität
zu den Glukokortikoidrezeptoren. In den Bronchialepithelzellen wird Ciclesonid durch
körpereigene Esterasen, insbesondere Cholinesterasen und Carboxylesterasen gespalten
und zu der pharmakologisch wirksamen Substanz des-Ciclesonid (des-Isobutyryl-Ciclesonid)
umgewandelt. Dessen relative Kortikoidrezeptor-Affinität (RRA) beträgt 1200 und liegt
damit um den Faktor 100 höher als diejenige der Ausgangssubstanz (siehe Abb. [1 ]) [3 ]
[7 ]. Dieses Phänomen der lokalen Aktivierung am Wirkort wird auch als „On site”-Aktivierung
bezeichnet. Von besonderer Bedeutung ist nun, dass diese Ciclesonid-aktivierenden
Esterasen zwar in der Schleimhaut der Nase und des Tracheobronchialsystems nachweisbar
sind, nicht jedoch in der Schleimhaut des Oropharynx.
In Übereinstimmung mit dem Konzept der „on site”-Aktivierung wird erwartet, dass nach
Inhalation nur ein geringer Teil von aktiviertem Ciclesonid im Oropharynx nachweisbar
ist. Entsprechende Untersuchungen mit gesunden Probanden und mit Asthmatikern bestätigen
dies. Die orale Deposition von aktiviertem Ciclesonid betrug ungefähr 4 % der entsprechenden
Budesoniddosis bei gesunden Probanden und 8 % der Vergleichsdosis von Fluticason bei
Patienten mit Asthma (Abb. [3 ]) [8 ]
[9 ]. In klinischer Hinsicht lässt die fehlende oropharyngeale Aktivierung von Ciclesonid
eine gute lokale Verträglichkeit erwarten.
Abb. 3 Aktivierung von ICS im Oropharynx [9 ].
Kinetische in-vitro-Untersuchungen an menschlichen Bronchialepithelzellen (NHBE) und
humanem Lungengewebe ergaben, dass eine zügige Ciclesonid-Aktivierung stattfindet:
Binnen 4 Stunden waren rund 35 % zu des-Ciclesonid aktiviert, nach 24 Stunden war
die Aktivierung praktisch vollständig [10 ]
[11 ].
Lokale Depotbildung/Lipophilie
Lokale Depotbildung/Lipophilie
In den Zielzellen des Bronchialsystems wird ein Teil des aktivierten Ciclesonids in
eine Speicherform überführt. Wegen der Anwesenheit einer Hydroxylgruppe am C21-Atom
kann Ciclesonid intrazellulär verestert werden. Bei dieser sog. Lipidkonjugation handelt
es sich um eine enzymatische Reaktion zwischen dem Kortikosteroid und Fettsäuren in
den Zielzellen der Lunge. Die Bildung eines Lipidkonjugats führt zu einem lokalen
Depot des Kortikosteroidmoleküls in der Zielzelle und damit zu einer verlängerten
pulmonalen Retention. Dieses Phänomen wurde bereits für Budesonid nachgewiesen. Im
Falle von Ciclesonid ist die dominierende Esterform das des-Ciclesonid-Oleat. Dessen
relative Glukokortikoid-Rezeptorbindungsaffinität (RBA) beträgt < 1 und ist damit
sehr viel niedriger als die von des-Ciclesonid (RBA = 1200). Durch die Wirkung von
Lipasen kann aus der Depotform wiederum aktives Ciclesonid hergestellt werden [3 ]
[7 ]. Die reversible intrazelluläre Veresterung des ICS führt somit zu einer deutlichen
Verlängerung der lokalen Wirkdauer. Begünstigend für die lange lokale Wirkung wirkt
sich auch die beträchtliche Lipophilie des Ciclesonid bzw. des des-Ciclesonid aus.
Mit dem logD-Wert von 6,1 weist Ciclesonid die höchste Lipophilie unter den verfügbaren
ICS (Abb. [4 ]). Hohe Lipophilie bedeutet großes intrapulmonales Verteilungsvolumen und lange pulmonale
Wirkdauer [3 ]
[6 ]
[7 ].
Abb. 4 Lipophilie inhalativer Kortikosteroide [3 ]
[6 ].
Systemische Verfügbarkeit
Systemische Verfügbarkeit
Wie es für die inhalativ applizierte Medikamente typisch ist, tritt unmittelbar nach
der Inhalation ein kleiner Teil der Ciclesonid-Menge durch Resorption via pulmonales
Gefäßbett in die systemische Zirkulation über. Der nach pulmonaler Resorption systemisch
verfügbare Anteil eines ICS kann - potenziell - die unerwünschten systemischen Nebenwirkungen
verursachen [3 ]
[7 ]. Im Falle des Ciclesonids ist der systemisch verfügbare Anteil des Prodrugs Ciclesonid
pharmakotherapeutisch irrelevant, da im Blut wegen des Fehlens entsprechender Esterasen
keine Aktivierung zum aktiven Metaboliten, des-CIC, stattfinden kann.
Deswegen kann es auch nicht zu einer relevanten Interaktion mit systemischen Glukokortikoidrezeptoren
kommen. Dadurch ist a priori die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten unerwünschter
systemischer Effekte deutlich reduziert. Zudem ist bei Ciclesonid - wie bei modernen
ICS üblich - aufgrund des hohen first pass-Metabolismus der enteral verfügbare Anteil
so gering, dass er nicht zu systemischen Effekten beiträgt (orale Bioverfügbarkeit
von Ciclesonid und von des-Ciclesonid < 1 %) [12 ].
Der pulmonal-vaskulär resorbierte Anteil des pharmakologisch aktiven des-CIC ist aus
mehreren Gründen unproblematisch [3 ]
[7 ]
[13 ]:
Sehr schnelle Entfernung aus dem systemischen Kreislauf durch hohe Clearance-Rate:
Ciclesonid und aktiviertes des-Ciclesonid weisen mit 157 l/h respektive 228 l/h die
schnellste Elimination unter den ICS auf (Abb. [6 ]).
Hepatische Verstoffwechselung zu pharmakologisch inaktiven Metaboliten.
Abb. 5 Plasmaeiweißbindung inhalativer Kortikosteroide [13 ].
Abb. 6 Systemische Clearance inhalativer Kortikosteroide [3 ]
[7 ].
Lokale Verträglichkeit
Lokale Verträglichkeit
Oropharyngeale Nebenwirkungen wie Mundsoor (Candidiasis), pharyngeale Reizerscheinungen
(Pharyngitis; „sore throat”) und Heiserkeit (Schwäche des Musculus vocalis) repräsentieren
die unerwünschten lokalen Nebenwirkungen einer inhalativen ICS-Therapie. Die Häufigkeit
dieser unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) ist abhängig von einer Vielzahl von
Faktoren, wie oropharyngeale Steroidaktivität und Dosis des ICS, Inhalationstechnik,
spezifische Charakteristika des Inhalators (oropharyngeale Deposition) etc.. In den
Fachinformationen der gegenwärtig verfügbaren ICS-Fertigarzneimittel wird die Häufigkeit
der lokalen UAW mit ca. 5 - 30 % angegeben [14 ]. Zudem ist das Auftreten lokaler UAW ein wichtiger Grund für eine schlechte Adhärenz
der ICS-Therapie.
Wie in vergleichenden in vivo-Untersuchungen dargestellt wurde, war im Oropharynx
nur eine sehr geringe Menge des aktiven des-Ciclesonid nachweisbar, im Unterschied
zu Fluticason (Abb. [3 ]) und Budesonid, bei denen die Konzentration aktiven Steroidwirkstoffs um mindestens
Faktor 10 höher lag [8 ]
[9 ]. In Übereinstimmung mit dem „on site”-Konzept liegt die Erwartung nahe, dass unter
der Therapie mit Ciclesonid - auch in hoher Dosierung - keine oder nur geringe lokale
Nebenwirkungen zu erwarten sind.
Diese Erwartung wurde in den bisher ausgewerteten klinischen Studien bestätigt. Die
summarische Auswertung aus mehreren klinischen Studien ergab keinen Hinweis für das
Auftreten einer klinisch relevanten oropharyngealen Candidiasis [15 ]. Im Unterschied zu den bisher verfügbaren ICS bewirkt Ciclesonid offensichtlich
keine Immunsuppression im Oropharynx. Ein ähnlicher günstiger Effekt gilt nach gegenwärtigem
Erkenntnisstand auch für eine weitere lokale Nebenwirkung, der Heiserkeit [15 ].
Aufgrund der Darreichung als Lösungsaerosol ist im Falle von Ciclesonid die Verwendung
einer Inhalierhilfe (Spacer) in der Regel überflüssig, kann aber z. B. bei älteren
Patienten mit Koordinierungsproblemen eingesetzt werden. Auch weitere, bislang übliche
Empfehlungen zur Reduktion der lokalen Nebenwirkungen einer ICS-Therapie - Anwendung
vor den Mahlzeiten, Spülung der Mundhöhle etc. - sind im Falle von Ciclesonid nicht
mehr indiziert. Damit geht nicht nur eine relevante Vereinfachung der ICS-Therapie
einher, sondern es kann auch eine deutliche Verbesserung der Therapieadhärenz erwartet
werden. Dies wird in entsprechend konzipierten klinischen Studien evaluiert werden
müssen.
Systemische Verträglichkeit
Systemische Verträglichkeit
Die chronische GCS-Therapie kann zu unerwünschten systemischen Wirkungen z. B. an
Knochen, Haut, Nebennieren, Auge etc. führen. Als sensitivster, einfach einsetzbarer
Surrogatparameter für systemische Nebenwirkungen wird der Effekt auf die Nebenniererinde
(NNR) in Form des Verlaufes der 24h-Cortisolkonzentration im Blut oder im Urin eingesetzt
[3 ].
Für Ciclesonid wurde in einer Crossover-Studie gezeigt, dass bei wiederholter täglicher
Einnahme von 640 µg keine Effekte auf die cirkadiane Cortisolkonzentration auftraten.
In dieser Studie wurde Ciclesonid einmal täglich morgens oder abends sowie zweimal
täglich inhaliert [16 ]. Dieses Ergebnis wurde in einer zweiten Studie bestätigt [17 ]. Eine Vergleichsstudie mit jeweils hochdosierten ICS ergab zwar für Fluticason eine
dosisabhängige Suppression der Nebenniererinde, nicht dagegen für Ciclesonid [18 ]. Hervorzuheben ist, dass Ciclesonid in dieser Untersuchung in der 10-fach höheren
Dosis als der Standarddosis eingesetzt wurde. Sogar Ciclesoniddosen von bis zu 1280
µg/Tag oder 1600 µg/Tag über 4 Wochen hinweg zeigten keine signifikanten Wirkungen
an der HPA-Achse [19 ]
[20 ]. Bislang gibt es keinen Hinweis, dass Ciclesonid die NNR-Funktion selbst in hoher
Dosis beeinflusst.
Während bei Kindern unter Therapie mit anderen ICS zum Teil (meist reversible) Wachstumsverzögerungen
festgestellt wurden, wurde unter der Behandlung mit bis zu 160 µg Ciclesonid keine
Reduktion des Beinlängenwachstums festgestellt [21 ]
[22 ].
Langzeituntersuchungen über einen Zeitraum von bis zu mehreren Jahren werden gegenwärtig
durchgeführt, um Wirkungen von Ciclesonid auf andere Organe wie Knochen und Auge darzustellen.
Antiinflammatorische/antiasthmatische Wirksamkeit
Antiinflammatorische/antiasthmatische Wirksamkeit
In Tierexperimenten wurde eine ausgeprägte inhibitorische Wirkung von Ciclesonid auf
die asthmatische Entzündungsreaktion nachgewiesen [23 ]. Auch die Suppression der chronischen asthmatischen Entzündung, die Prävention des
durch die chronische Entzündung induzierten Remodeling der Atemwege und der bronchialen
Hyperreagibilität durch Ciclesonid wurde tierexperimentell nachgewiesen, ebenso wie
ein im Vergleich zu Fluticason verbesserter therapeutischer Index [24 ].
In verschiedenen Untersuchungen mit Asthmatikern zeigte sich, dass die einmal tägliche
Gabe von Ciclesonid die bronchiale Hyperreagibilität genauso wirksam unterdrückte
wie die zweimal tägliche Gabe von Fluticason [18 ]
[25 ]
[26 ].
Ciclesonid hat in verschiedenen Vergleichsstudien zu etablierten ICS eine mindestens
ebenbürtige oder sogar überlegene Wirksamkeit im vergleichbaren Dosisbereich gezeigt
[27 ]
[28 ]. So wurde mit Ciclesonid 320 µg/d im Vergleich mit Budesonid 400 µg/d eine stärkere
Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1) um durchschnittlich 416 ml nach 12-wöchiger
Behandlung erzielt. Diese Verbesserung der Lungenfunktion trat hierbei unter Ciclesonid
signifikant schneller auf als unter Budesonid [27 ]. Wie in Abb. [7 ] dargestellt, war der Effekt von Ciclesonid bereits ab Tag 3 nach Therapiebeginn
nachweisbar, im Falle des Budesonid jedoch erst ab der zweiten Woche [27 ]. In dieser Studie wurden beide ICS einmal täglich appliziert.
Abb. 7 Wirkungseintritt von Ciclesonid im Vergleich zu Budesonid [27 ].
In einer Vergleichsstudie von Ciclesonid 160 µg einmal täglich mit Fluticason 88 µg
zweimal täglich bei Patienten mit leichtem bis mittelgradigen Asthma (FEV 75 % Soll)
waren nach 12 Wochen Behandlung in beiden Therapiearmen vergleichbare, statistisch
signifikante Verbesserungen des FEV1-Wertes festzustellen (Abb. [8 ]) [28 ].
Abb. 8 Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1) unter Ciclesonid vs. Fluticason [28 ].
Hervorzuheben ist sicherlich, dass diese antiasthmatischen Wirkungen von Ciclesonid
bei einer einmal täglichen Inhalation erzielt wurde. In weiteren Studien wurde diese
bemerkenswerte Wirksamkeit von Ciclesonid bestätigt [29 ]
[30 ]. Mit der einmal täglichen Applikation verbindet sich die Hoffnung auf eine deutliche
Verbesserung der Therapieadhärenz einer ICS-Therapie.
Schlussfolgerung
Schlussfolgerung
Eine vergleichende Übersicht über die wichtigsten pharmakokinetischen Parameter der
inhalativen Kortikosteroide (ICS) findet sich in Tab. [2 ]. Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften repräsentiert Ciclesonid eine Weiterentwicklung
in der Gruppe der ICS und kann daher als ICS einer neuen, dritten Generation bezeichnet
werden. Aufgrund seiner hohen antiasthmatischen Wirksamkeit und der geringen Inzidenz
unerwünschter Wirkungen weist Ciclesonid einen deutlich verbesserten therapeutischen
Index auf.
Tab. 2 Pharmakokinetische Kenngrößen inhalativer Corticosteroide (ICS)
BDP
BUD
CIC/des-CIC
FP
orale Bioverfügbarkeit (%)
26 %
11 %
< 1 %
< 1 %
pulmonale Bioverfügbarkeit (%)
51 %
28 %
52 %
16 %
Formulierung
Lösung
Suspension
Lösung
Suspension
Rezeptor-Bindungsaffinität
53/1345
935
1200
1800
Esterifikation (Lungendepot)
nein
ja
ja
nein
Lipophilie
moderat
moderat
sehr hoch
hoch
Proteinbindung (%)
moderat (87 %)
moderat (88 %)
sehr hoch(99 %)
moderat (90 %)
Clearance (L/h)
schnell (150/120)
mittel (84)
sehr schnell (228)
mittel (67 - 90)
On-Site Aktivierung
nein
nein
ja
nein
therapeutische Breite
niedrig
mittel
hoch
mittel
In einem weiten Dosisbereich ist die einmal tägliche Applikation des Ciclesonid möglich
und therapeutisch ausreichend. Auch diesbezüglich unterscheidet sich Ciclesonid von
den etablierten ICS. Der dem Asthmaschweregrad adaptierte Dosisbereich des neuen Kortikosteroids
ist in Anpassung der Äquivalenzangaben aus der Nationalen Versorgungsleitlinie „Asthma”
in Tab. [3 ] dargestellt. Vorstellbar ist vor allem der Einsatz von Ciclesonid als Basismedikament
(first line treatment) bei den Schweregraden 2 + 3 (leichtes bzw. mittelgradiges Asthma)
des Stufenplans zur Asthmatherapie.
Tab. 3 Dosisbereich inhalativer Corticosteroide (ICS) [Tagesdosis in µg]
Wirkstoff
niedrig
mittel
hoch
Beclometason
≤ 500
≤ 1000
≤ 2000
Beclometason-HFA
≤ 200
≤ 400
≤ 800
Budesonid
≤ 400
≤ 800
≤ 1600
Fluticason
≤ 250
≤ 500
≤ 1000
Mometason
200
400
800
Ciclesonid*
80
160
≥ 160
*freigesetzte Dosis ( = delivered dose oder ex actuator-dose)